Anlegerflucht und Börsenturbulenzen bremsen Allianz
Allianz-CEO Oliver Bäte. (Foto: Allianz)
München – Börsenturbulenzen, höhere Schäden und die anhaltende Flucht von Fondskunden haben der Allianz im Sommer überraschend stark zu schaffen gemacht. Mit 2,45 Milliarden Euro fiel der operative Gewinn im dritten Quartal um 7,5 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Finanzvorstand Dieter Wemmer zeigte sich zwar «optimistisch», dass Europas grösster Versicherer sein operatives Ergebnis im Gesamtjahr auf etwa 10,8 Milliarden Euro steigert. Allerdings könnten erneute Schwankungen an den Börsen dabei für «Rundungsdifferenzen» sorgen, warnte er am Freitag in München.
Am Finanzmarkt sorgten die Zahlen für Ernüchterung. Bis zur Mittagszeit verlor die Aktie in Frankfurt 2,39 Prozent an Wert und war damit Schlusslicht im Dax . Analysten hatten nicht nur für das Sommerquartal ein stärkeres Ergebnis erwartet. Auch für das Gesamtjahr hatten sie sich mit 10,9 Milliarden Euro etwas mehr ausgerechnet.
Höhere Dividende im Blick
Derweil schürte Wemmer Hoffnung auf eine erneut steigende Dividende. Wenn man die Entwicklung der ersten neun Monate insgesamt und die Aussichten für das vierte Quartal zugrunde lege, deute dies auf eine höhere Ausschüttung für die Aktionäre hin. Für 2014 hatte der Konzern je Anteilsschein eine Dividende von 6,85 Euro ausgezahlt.
Im dritten Quartal musste die Allianz sowohl in der Kernsparte mit Schaden- und Unfallversicherungen als auch im Lebens- und Krankengeschäft sowie der Vermögensverwaltung Gewinnrückgänge hinnehmen. Unter dem Strich fiel der Überschuss um 15,4 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro. Grund dafür war ein positiver Steuereffekt aus dem Vorjahr, der sich nicht wiederholte. Auch der Konzernumsatz sank um 4,3 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro.
64 Mio Euro nach Explosionen in der chinesischen Stadt Tianjin
In der Schaden- und Unfallsparte drückten vor allem gesunkene Gewinne aus Kapitalanlagen aufs Ergebnis. Dazu trugen auch Naturkatastrophen bei: Deren Folgen kosteten die Allianz 144 Millionen Euro, nachdem sie ein Jahr zuvor von solchen Ereignissen nahezu verschont worden war. Die schweren Explosionen im Hafen der chinesischen Stadt Tianjin im August schlugen mit 64 Millionen Euro zu Buche.
VW-Skandal: Keine Schätzung
Wie teuer der Abgasskandal bei VW den Konzern zu stehen kommt, wollte Wemmer hingegen nicht sagen. Die Allianz zeichnet zusammen mit anderen Versicherungsunternehmen für die Managerhaftpflicht-Versicherung verantwortlich, die das VW-Spitzenpersonal gegen Regressforderungen infolge von Fehleinscheidungen schützt. Dabei teilen sich eine Reihe von Versicherern das Risiko. Insgesamt soll die Deckungssumme jedoch nur bei etwa 500 Millionen Euro liegen – ein Bruchteil des erwarteten Schadens von zig Milliarden Euro. Der Rückversicherer Hannover Rück rechnet für sich daraus mit einer Belastung von weniger als 10 Millionen Euro.
In der Lebens- und Krankenversicherung der Allianz machte sich im Sommer der Trend zu neuartigen Versicherungsprodukten ohne klassischen Garantiezins bemerkbar. Die Prämieneinnahmen der Sparte fielen zwar fast ein Zehntel geringer aus als ein Jahr zuvor, auch der Wert des Neugeschäfts ging zurück. Die Gewinnmarge im Neugeschäft zog hingegen an. Der Produktmix bewege sich in die richtige Richtung, sagte Wemmer. Wegen erneuter Abschreibungen in Südkorea sackte der operative Gewinn der Sparte jedoch um knapp sieben Prozent ab.
Pimco bremst Abwärtstrend
In der Vermögensverwaltung bereitet die amerikanische Konzerntochter Pimco der Allianz weiterhin Sorgen. Bei dem Anleihemanager aus den USA ziehen die Anleger nach wie vor jeden Monat Milliardensummen ab. Auch ein Jahr nach dem Rauswurf von Pimco-Mitgründer Bill Gross hat Pimco die Abflüsse nicht gestoppt, allerdings waren sie im dritten Quartal nur noch gut halb so hoch wie im zweiten Jahresviertel.
Auch die besser laufende, kleinere Schwester Allianz Global Investors kann die Rückgänge beim Anlagevolumen und operativem Gewinn nicht ausgleichen. Insgesamt verdiente die Allianz-Vermögensverwaltung im dritten Quartal 13,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Wemmer sagte, Pimco habe den «Turnaround geschafft». Dass die Tochter damit «über den Berg» sei, wollte er allerdings ausdrücklich nicht behaupten. (awp/mc/pg)