Problemzone Waschküche: Nachbarschaftskonflikte sind Programm
Am meisten nervt Schweizer Mieterinnen und Mieter der Dreck in den Waschküchen.
Zürich – Schweizer Mieterinnen und Mieter teilen sich die Waschmaschine in Mehrfamilienhäusern oft*. «Typisch Schweiz» fällt die Interpretation der von homegate.ch durchgeführten Online-Umfrage aus: Zwar sind 75% der Befragten mit ihrem Waschplan zufrieden. Die Hälfte ärgert sich dennoch im Stillen über die Mitbenutzer und wünscht sich eigentlich mehr Kommunikation, um allfällige Probleme zu beseitigen oder gleich eine eigene Waschmaschine. Doch nach jedem Ärgernis verschiebt sich der Plan, das Problem aufzuarbeiten, auf den nächsten Waschtag.
Der Umgang mit der Kollektiv-Waschküche in einem Wohnblock ist nach wie vor ein Symbol helvetischer Eigenart. Denn nirgends sonst im Mietshaus wird der Einzelne dermassen in die Pflicht genommen, um das Einhalten von Ordnung zu gewährleisten. homegate.ch wollte in einer Online-Umfrage wissen, ob die von Demokratie und Verboten umgebene Waschküchenordnung auch heute noch für Zündstoff mit den Nachbarn sorgt.
72% der Befragten haben Erfahrungen mit der Benutzung einer Kollektiv-Waschküche gemacht. Dabei waren die Waschzeiten von drei Viertel der Befragten geregelt, d.h. die Möglichkeit der Waschmaschinennutzung beschränkte sich auf fixe Zeiten oder verlief nach einer fortlaufenden Planung, bei der sich die Nutzer kontinuierlich auf einer Liste eintragen mussten. Wer die Waschküche teilt, ärgert sich auf alle Fälle mehrmals jährlich, öfters auch monatlich und schlimmstenfalls sogar wöchentlich über die Mitbenutzer. Nur gerade 21% haben sich noch nie über die gemeinsame Waschküche aufgeregt.
Am meisten nervt der Dreck
Für knapp die Hälfte der Befragten hängt der Grund des Ärgernisses mit dem vorherigen Waschküchenbenutzer zusammen, besonders wenn dieser das eigene Waschritual stört. Sei es durch Nicht-Einhalten des Terminplanes, überzogene Nutzungszeiten, oder gar in der Trommel liegengebliebene Wäsche. 30% der Teilnehmer stört es auch, wenn die Wäsche des Mitbenutzers zum Zeitpunkt der Übernahme noch zum Trocknen aufgehängt ist. Das grösste Ärgernis aber bereitet mangelnde Hygiene in Form von ungenügender Reinigung nach der Benützung.
Selbst scheinen die Teilnehmer in der Waschküche unfehlbar zu sein: 81% bestätigen, selbst noch nie auf ein Problem angesprochen worden zu sein. Es stellt sich daher die Frage, ob Probleme überhaupt thematisiert werden: 44% haben sich noch nie beschwert, oder sich nur im privaten Kreise bei der Familie oder Freunden darüber ausgelassen. Immerhin 38% geben an, den betroffenen Mitbenutzer auf sein Fehlverhalten angesprochen zu haben. Nur 18% reklamierten direkt bei der Verwaltung und 2% landeten vor der Schlichtungsbehörde.
Wer rügt wird belohnt – oder auch nicht
Die Hälfte derjenigen, die ein Problem angesprochen hat, konnte es mit einem Gespräch aus der Welt schaffen. Die andere Hälfte ärgert sich noch immer und wünscht sich mehr Kommunikation und Toleranz unter den Mitbenutzern. Nur gerade 12% sind umgezogen, um dem Problem künftig zu entgehen. Pikant: Obwohl insgesamt drei Viertel der Befragten mit ihrem Waschplan zufrieden bis sehr zufrieden sind, wünschen sich knapp 70% der Frauen schlichtweg mehr Geräte ‒ ob Waschmaschine, Tumbler, Lufttrockner ‒ für das Haus und träumen bestenfalls von einer eigenen Waschmaschine in ihrer Wohnung. Neubauten werden diesem Wunsch vermehrt gerecht. Das freut nicht zuletzt den Abwart, der mit dem Wegfallen der Kollektiv-Waschküche eine Aufgabe weniger zu betreuen hat. (homegate.ch/mc/ps)
*Gemäss einer Erhebung des Bundesamts für Statistik von 2013 sind 63,5% der Schweizer Bevölkerung Mieter oder Mieterinnen.