US-Schluss: Dow verliert 0,28% auf 17’868 Punkte
New York – Erneute Spekulationen um eine nahende Leitzinserhöhung haben die Wall Street am Mittwoch etwas belastet. Börsianer verwiesen auf Aussagen der Chefin der US-Notenbank (Fed) Janet Yellen. Sie stellte nach Jahren eines historischen Zinstiefs einmal mehr eine baldige Wende in Aussicht. Zudem lieferten auch gute Konjunkturdaten den Befürwortern einer strafferen Geldpolitik Argumente: So hatte sich die Stimmung in dem für die US-Wirtschaft wichtigen Dienstleistungssektor überraschend und stärker als erwartet aufgehellt.
Der Dow Jones Industrial stand am Ende 0,28 Prozent im Minus bei 17’867,58 Punkten. Am Dienstag hatte er noch das höchste Niveau seit Juli erreicht. Der breit gefasste S&P 500 fiel um 0,35 Prozent auf 2102,31 Punkte. Für den technologielastigen Index Nasdaq 100 ging es um 0,03 Prozent auf 4717,55 Punkte nach unten. Im frühen Handel war er gleichwohl kurz auf den höchsten Stand seit 15 Jahren geklettert.
Die Fed will Mitte Dezember prüfen, ob die US-Wirtschaft bereit ist für eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise. An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit dafür mittlerweile mit mehr als 50 Prozent veranschlagt. Das ist deutlich mehr als noch vor wenigen Wochen.
Unter den Einzelwerten ging es für die Papiere von Groupon um mehr als 26 Prozent in den Keller. Das Rabatt-Portal setzt inmitten andauernder Verluste die Hoffnungen wieder in einen neuen Chef. Mitgründer Eric Lefkofsky wurde nach gut zweieinhalb Jahren an der Spitze von Rich Williams abgelöst, der bisher für das operative Geschäft zuständig war. Damit wurde die Groupon-Aktie, die beim Börsengang vor vier Jahren noch 20 Dollar kostete, für unter 3 US-Dollar gehandelt.
Bei Groupon können Restaurants, Dienstleister und andere Geschäfte Rabatt-Coupons anbieten, um Kunden zu werben. Das Unternehmen wuchs in den ersten Jahren rasant, doch eine überhastete internationale Expansion sorgte dann für hohe Verluste.
Der «Farmville»-Erfinder Zynga schaffte es nach einer langen Verlustserie in die schwarzen Zahlen. Zynga gab mit den Quartalszahlen auch einen Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 200 Millionen Dollar sowie die Ablösung des Finanzchefs David Lee bekannt. Die Aktien zogen um rund 4 Prozent an.
Noch deutlicher nach oben ging es bei Tesla. Der Elektroautobauer rutschte zwar tiefer in die roten Zahlen ab – trotzdem reagierten Anleger nahezu euphorisch auf die jüngsten Quartalszahlen. Den Ausschlag hatte gegeben, dass Tesla trotz der Produktionsprobleme beim neuen SUV Model X in diesem Jahr mindestens 50 000 Fahrzeuge verkaufen will. Einige Anleger hatten bereits daran gezweifelt, ob Tesla dieses Absatzziel halten kann. Die Aktien kletterten um mehr als 11 Prozent nach oben und waren damit der einsame Spitzenreiter im Nasdaq 100.
Zu den grössten Verlierern im Dow zählten die Anteilsscheine des Medien- und Unterhaltungskonzerns Walt Disney mit einem Minus von rund 2 Prozent. Sie litten unter schlechten Nachrichten aus der Branche: Time Warner war mit seiner Gewinnprognose für 2016 hinter den Erwartungen zurückgeblieben und der Unterhaltungsriese 21st Century Fox hatte mit seinem Umsatz im ersten Geschäftsquartal enttäuscht.
Entsprechend fiel die Reaktion der Anleger aus: Time-Warner-Papiere sackten um 6,60 Prozent ab und die Anteilsscheine von 21st Century Fox büssten mehr als 5 Prozent ein. Im Sog dessen fielen die Aktien des Branchenkollegen Viacom um rund sechseinhalb Prozent.
Nach Börsenschluss in den USA veröffentlichte das Online-Netzwerk Facebook seine Quartalszahlen. Die Papiere stiegen im nachbörslichen US-Handel um knapp 2 Prozent, nachdem der bereinigte Gewinn je Aktie positiv überrascht hatte.
Der Eurokurs blieb angesichts der guten Konjunkturdaten aus den USA unter der Marke von 1,09 US-Dollar und notierte zuletzt bei 1,0861 Dollar. Richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen gaben vor diesem Hintergrund um 3/32 Punkte auf 98 1/32 Punkte nach und rentierten mit 2,22 Prozent. (awp/mc/upd/ps)