Barry Callebaut wächst weiterhin schneller als der Schokoladenmarkt
Antoine de Saint-Affrique, CEO Barry Callebaut. (Foto: BC)
Zürich – Barry Callebaut hat ein zwiespältiges Geschäftsjahr hinter sich. Der weltgrösste Schokoladenproduzent konnte zwar die Verkaufsmenge weiter steigern. Bei den Kakaoprodukten jedoch sank erneut die Marge. Der neue Unternehmenschef hält dennoch an diesem Geschäft fest. Die Marktumstände haben Barry Callebaut das Ende August abgelaufene Geschäftsjahr nicht gerade versüsst. So war der globale Schokoladenkonsum rückläufig – er sank um 2,7%. Zudem stieg der Kakaopreis und auch die Devisenkurse waren ungünstig.
In Anbetracht dieses Gegenwinds hielt sich der Produzent von Kakaoprodukten und Schokoladen sehr gut. Er konnte nämlich die Verkaufsmenge um 4,5% auf 1,8 Millionen Tonnen und den Umsatz um 6,4% auf 6,24 Mrd CHF steigern.
Beim Gewinn jedoch musste Barry Callebaut einen Rückgang hinnehmen. Er reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 5,9% auf 239,9 Mio CHF. «Dies spiegelt einen höheren durchschnittlichen Finanzierungsbedarf aufgrund höherer Kakaobohnenpreise, einen Währungsverlust sowie höhere Steuern wieder», schreibt das Unternehmen dazu in seiner Mitteilung vom Mittwoch.
Problemsparte Global Cocoa
Weniger profitabel war Barry Callebaut jedoch nur im im Bereich Global Cocoa. Die Produktion von Kakaobutter und -pulver hat im letzten Geschäftsjahr mit 47,2 Mio CHF einen um 42,4% tieferen Betriebsgewinn erwirtschaftet bei gleichzeitig höherem Umsatz (+8,2% auf 1,9 Mrd CHF). Barry Callebaut hat hier die auseinander laufenden Entwicklung der Nachfrage und der Rohmaterialpreise zu spüren bekommen. Während Kakaobohnen im letzten Jahr trotz ansprechender Ernte kontinuierlich teurer wurden, drückte die nachlassende Nachfrage auf die Verkaufspreise.
Demgegenüber lief das Geschäft mit der Herstellung von Schokolade für Dritte rund. So stieg der Umsatz mit industriellen Produkten um 6,1% auf 3,4 Mrd CHF. Der Umsatz mit Gourmet- und Spezialitätenprodukte erhöhte sich um 4% auf 0,9 Mrd CHF.
In fast allen Regionen erreichte Barry Callebaut damit auch einen höheren Betriebsgewinn (EBIT). Besonders erfreulich lief dieses Geschäft in Europa, wo das Unternehmen den Betriebsgewinn um 8,1% steigern konnte.
Festhalten an der bisherigen Strategie
Das vergangene Geschäftsjahr präsentiert sich demnach für Barry Callebaut zweigeteilt. Während die Produktion von Kakaoprodukten weiter an Rentabilität einbüsste, erlebte das Schokoladengeschäft einen weiteren Aufschwung. Antoine de Saint-Affrique, der neue Unternehmenschef, will jedoch an der bisherigen Unternehmensstrategie nichts ändern, wie er an seinem ersten öffentliche Auftritt am Mittwoch in Zürich sagte.
«Gleiche Strategie aber leichte Anpassungen bei der Umsetzung» lautet sein Programm. Wie sein Vorgänger Jürgen Steinemann strebt auch Saint-Affrique ein weitere Expansion des Unternehmens an bei gleichzeitiger Kostenführerschaft und weiteren Produktinnovationen. Bereits aufgegleist oder schon umgesetzt sind dabei Massnahmen zur Erhöhung der Profitabilität bei der Herstellung von Kakaoprodukten. So schliesst Barry Callebaut in Thailand eine Fabrik, in Malaysia wird die Produktionskapazität reduziert.
Gleichzeitig hat das Unternehmen Schlüsselbereiche zentralisiert. So wird bereits heute das Management von Einkaufs- und Verkaufspreisen für Global Cocoa von Zürich und Lodz aus gesteuert. Zudem investiert Barry Callebaut weiter in Spezialitäten und Gourmetprodukte mit hohen Margen.
Gesenkte Mittelfristziele
Diesen Massnahmen sollen künftig die Profitabilität steigern. Für die nächsten drei Jahre senkt Barry Callebaut jedoch die angestrebten Ziele. Bis ins Geschäftsjahr 2017/18 sollen die Verkaufsmengen um jährlich 4 bis 6% statt wie bisher um 6 bis 8% wachsen. Der Betriebsgewinn soll in lokalen Währungen leicht schneller wachsen.
Für das bereits laufende Geschäftsjahr 2015/16 dagegen zeigte sich der neue Unternehmenschef wenig optimistisch. «Der Markt für Kakaoprodukte dürfte uns vor einige Herausforderungen stellen, was unsere Profitabilität vorübergehend beeinflussen wird», lässt sich Saint-Affrique in der Mitteilung zitieren.
Die Börse reagierte auf diesen negativen Ausblick wenig erfreut. Der Kurs der Barry Callebaut-Aktie verlor am Mittwoch in einem insgesamt leicht positiven Gesamtmarkt (SPI +0,2%) um über 10% auf 1’063 CHF. (awp/mc/pg)