Federal Reserve steht vor nächster Zinsentscheidung
Gouverneure der US-Notenbank Fed mit Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)
Washington – Der Offenmarkt-Ausschuss der US-Notenbank Federal Reserve will am Mittwoch bei seiner Oktober-Sitzung über die Zinspolitik in den USA entscheiden. Eine Anhebung der Leitzinsen wird derzeit von Experten nicht erwartet. Seit 2008 befindet sich der US-Leitzins auf einem Niveau nahe Null.
Die Federal Reserve ist uneins über ihre Haltung. Zentralbank-Präsidentin Janet Yellen hat für Mittwoch keine Pressekonferenz angekündigt. Dies wird als zusätzliches Zeichen dafür gewertet, dass keine allzu grossen Veränderungen zu erwarten sind. In den vergangenen Wochen hatten sich mit Lael Brainard und Daniel Tarullo zwei führende Köpfe der Fed zurückhaltend geäussert – ungewöhnlich für das Führungsgremium der Zentralbank. In Washington wurde das als Zeichen der Zerstrittenheit gedeutet.
Ökonomen uneins
Die Konjunkturdaten aus den Schwellenländern und aus den USA selbst seien nicht ausreichend, um eine Umkehr der September-Entscheidung zu rechtfertigen, glauben einige Experten wie der US-Ökonom Gerald O’Driscoll. Andere sehen dagegen eine Zinserhöhung in den USA als überfällig an. Mit einer wankelmütigen Haltung würden die Märkte nur zusätzlich verunsichert.
Schon bei ihrer jüngsten Sitzung im September hatte die Fed den Zins auf dem historischen Tief belassen. Die Dezember-Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses wäre dann die letzte Chance, noch in diesem Jahr einen Schritt hin zu einer Normalisierung des Zinsniveaus zu gehen.
Schwache Teuerung
Die Gründe für die Zurückhaltung der Fed sind vielfältig. Die Inflation in den USA bleibt hinter der Zielsetzung von zwei Prozent zurück. Viele weitere Konjunkturindikatoren wie etwa der Arbeitsmarkt oder die Bauindustrie sind zwar nicht alarmierend, geben aber auch keinen Anlass für Euphorie.
Ökonomen befürchten zudem, dass bei einem Nachlassen der von der Zentralbank betriebenen Geldschwemme der Konjunkturmotor schnell ins Stottern kommen könnte. Ein Zinsschritt würde ferner Exporte verteuern und viele Schwellenländer, darunter mit China die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, treffen. US-Ökonomen befürchten Bumerang-Effekte. (awp/mc/pg)