Grimaldi & Partners: Jahresendrally?
Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners AG, Zürich.
Zürich – Die Hauptmärkte haben sich seit Anfang Oktober von den September-Tiefständen erholt. Die Korrektur erfolgte nach einer kurzen Entlastungsrally nach dem August-Kursrutsch an den internationalen Börsen. Charttechniker sprechen in diesem Zusammenhang von einem Doppelboden, d.h. die Tiefstände wurden wieder getestet, aber nicht nachhaltig unterboten. Daraus ergibt sich aus kurzfristiger Sicht die Erwartung einer positiven Kursentwicklung.
von Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners
Eine ähnliche Entwicklung konnte man nach der Sommerkorrektur von 2011 erkennen. Die damaligen Tiefstände wurden zwar mehrmals getestet, ehe im Herbst die Kurse nach oben ausbrachen.
Die Hauptindizes DJIA, S&P500, DAX, Eurostoxx50 und SMI scheinen sich seit Beginn des aktuellen Quartals zu stabilisieren. Entsprechend ist die Volatilität zurückgegangen. Der Volatilitätsindex des SMI ist kürzlich unter die Marke von 20% gefallen, was positiv zu werten ist.
Anzeichen einer Wende im Börsenzyklus zeigen sich derzeit u.a. beim Baltic Dry Index (misst das Volumen des Weltfrachthandels), sowie beim ISM-Index (basiert auf einer monatlichen Umfrage unter den Einkaufsmanagern von 350 Firmen in den USA), einem US-Konjunkturindikator. Die beiden Frühindikatoren scheinen einen Tiefpunkt gefunden zu haben: der BDI Index liegt unter 800 Punkten, so tief lag er seit 5 Jahren nicht mehr. Der amerikanische ISM-Index lag bei der Messung im September knapp über der Expansionsgrenze von 50 Punkten.
US-Zinswende kaum mehr im laufenden Jahr
Das zentrale Thema (Zinsanstiegsschritt durch die amerikanische Notenbank) dürfte für 2015 wohl vom Tisch sein, da die kürzlich publizierten Arbeitsmarktzahlen eher schwach ausfielen: die neuen monatlich geschaffenen Arbeitsstellen wie auch die revidierten Zahlen seit August sind deutlich unter den Erwartungen gelegen.
Positiv zu werten ist die kürzlich kräftige Erholung der Rohstoffpreise, u.a. des Brent-Ölpreises, der wieder die Marke von 50US$ erreicht hat. Auch das Thema um die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft dürfte in den Hintergrund geraten. Die chinesische Regierung hat bekannt gegeben, dass sie gewillt ist, falls nötig, umfassende Massnahmen zu ergreifen, um die eigene Wirtschaft zu stützen.
In der Schweiz waren die bisher publizierten Ertragszahlen erfreulich.
Kaum Alternativen zu Aktien
Mit den weiterhin sehr niedrigen Zinsen bestehen kaum Alternativen zu den Aktien. Die sehr expansive EZB, der schwächere Euro/Dollar-Wechselkurs und der niedrige Ölpreis dürften positive Wachstumseffekte im europäischen Wirtschaftsraum bewirken.
Schliesslich spricht ebenfalls die Saisonalität – die Börsen zeigen im letzten Quartal historisch ein gleiches Muster mit steigender Tendenz – für ein erfreuliches Ende des aktuellen Börsenjahres. Die noch verbreitete Vorsicht vieler Investoren ist ein guter Nährboden für einen Jahresendspurt! Allerdings, Konjunktursorgen über die Weltwirtschaft könnten den Optimisten einen Strich durch die Rechnungen machen.