Schwäche des Aussenhandels akzentuiert sich im 3. Quartal

Schwäche des Aussenhandels akzentuiert sich im 3. Quartal
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Uhrenexporte im September um 7,9 % eingebrochen. (Foto: injenerker – Fotolia.com)

Bern – Der Schweizer Aussenhandel ist angeschlagen. Das verdeutlichen die Zahlen der Importe und Exporte für das dritte Quartal. Neben der Frankenstärke wird auch die schwache Konjunktur in Asien, allen voran in China, zunehmend zum Problem. Die Schweiz exportierte in den Monaten Juli bis September Waren im Wert von 49,2 Mrd CHF. Preisbereinigt entspricht dieser Wert einem Rückgang von 5,1% gegenüber dem zweiten Quartal. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Jahr 2009, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.

Die Zahl gilt es allerdings zu relativieren. Der August ist traditionell der schwächste Monat im Aussenhandel. Saisonale Schwankungen herausgerechnet ergibt sich aber immer noch ein Minus von 2%.

Die Kohlen aus dem Feuer holte einmal mehr die Pharmaindustrie, die mit 20,6 Mrd CHF mit Abstand wichtigste Exportbranche der Schweiz. Verglichen mit dem Vorjahr legten die Ausfuhren von Pharmaprodukten preisbereinigt um 0,4% zu. In allen anderen wichtigen Branchen waren die Exporte im dritten Quartal rückläufig.

Schlechter als erwartet
Für Florian Hälg, Aussenwirtschaftsexperte bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, ist der allgemeine Exportrückgang stärker ausgefallen als erwartet. Eigentlich sei eher mit einer Stabilisierung gerechnet worden, zumal sich der Franken Mitte Jahr gegenüber dem Euro wieder etwas abgeschwächt habe und sich der Euroraum langsam erhole.

Für die negativere Entwicklung dürfte gemäss Hälg primär die Abschwächung der Konjunktur in Asien verantwortlich sein – nach dem Euroraum der zweitwichtigste Exportmarkt der Schweiz. Nach der schlagartigen Aufwertung des Frankens Mitte Januar haben die Schweizer Exporteure damit ein zweites Problem am Hals.

Uhrenbranche und MEM-Industrie brechen ein
Stellvertretend für die beiden sich überlagernden Effekte können die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie die Uhrenindustrie aufgeführt werden. Letztere ist stark nach Asien orientiert, entsprechend musste sie im dritten Quartal Federn lassen. Laut Zahlen der Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) vom Dienstag sanken die Uhrenexporte in diesem Zeitraum um real 8,6% auf noch 5,2 Mrd CHF. Das ist der grösste Exportrückgang seit 2009. Allein im Monat September betrug das Minus im Vergleich zum Vorjahr 10%.

Unter den zehn wichtigsten Absatzmärkten verzeichnete Hongkong im September ein Minus von 18%, China ein Minus von 13% und Singapur ein Minus von 15%, wie der Verband der Schweizer Uhrenindustrie separat mitteilte.

Ähnlich gravierend war der Einbruch mit 9,1% bei der Maschinen- und Elektroindustrie. Hier wurden im dritten Quartal Waren im Wert von 7,6 Mrd CHF ausgeführt. Anders als bei den Uhren war in diesem Industriezweig aber nicht Asien das Hauptproblem, sondern der starke Franken, wie KOF-Experte Florian Hälg erklärte. Die gesamte MEM-Industrie exportiert 60% ihrer Produkte in den Euroraum.

Importrückgang gibt Rätsel auf
Schwerer als bei den Exportrückgängen tun sich die Ökonomen derzeit mit den Erklärungen zur Importschwäche. Nach der ökonomischen Logik müssten die Einfuhren eigentlich von einer starken Währung profitieren, weil diese den Einkauf im Ausland verbilligt. Passiert ist aber genau das Gegenteil. Die Einfuhren nahmen vom zweiten zum dritten Quartal saison- und preisbereinigt um 2,5% auf 39,8 Mrd CHF ab. Die Einfuhren in sämtlichen Güterkategorien waren rückläufig. Damit ist die Trendentwicklung nun schon seit einem Jahr negativ.

KOF-Experte Hälg vermutet hinter dem anhaltenden Rückgang eine schwächere Nachfrage nach sogenannten Vorleistungen: Weil die Firmen in der Schweiz weniger Güter exportieren, importieren sie gleichzeitig auch weniger Rohwaren, die sie für die Herstellung ihrer Produkte benötigen. Hinzu kommt, dass sich die hiesigen Unternehmen derzeit mit Investitionen zurückhalten, was sich insbesondere in geringeren Bezügen von Arbeitsmaschinen und -geräten bemerkbar macht.

Der Einkaufstourismus dürfte sich gemäss Hälg hingegen kaum in den Importzahlen niederschlagen, da Detailhandelsartikel einen verschwindend kleinen Anteil an den Gesamteinfuhren haben. (awp/mc/pg)

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