IHAG-Kommentar: Börsen mit positiver Woche – Risk on!
Zürich – Die Börsen setzten in der letzten Woche zu einer Erholung an, die kräftige Gewinne brachte. In den USA gewann der S&P500 3.3%, nachdem das Protokoll der letzten Notenbanksitzung zeigte, dass sich eine klare Mehrheit der Mitglieder gegen eine Zinserhöhung ausgesprochen hat. In Europa stieg der Dax jeden Tag, was sich auf ein Wochenplus von 5.7% summierte. Zur Erholung beigetragen haben hauptsächlich die zuvor gebeutelten Autowerte. Aber auch BASF stieg um fast 10%. In der Schweiz bremsten die grossen Pharmawerte den SMI (+1.9%).
Bei den Währungen blieb der USD eher unter Druck, wovon der EUR profitierte. Der EUR/CHF hielt sich über der Marke von 1.09. Entsprechend kostet ein USD nur noch knapp 96 Rappen.
Die Zinsen zogen in den USA wieder etwas an und die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen entfernte sich von 2%. Auch in Europa tendierten die Zinsen höher.
Ölpreis auf Erholungskurs
Mit dem schwächeren USD erholte sich auch der Ölpreis weiter (7.3% Wochengewinn). Doch der Anstieg hat noch andere fundamentale Gründe. So bekunden in den USA immer mehr kleine Schieferölförderer Mühe und leiden teilweise unter einer hohen Schuldenlast. Damit sinkt die Zahl der Bohrlöcher weiter, was sich langsam aber sicher in geringeren Fördermengen zeigen dürfte. Seitens der OPEC ist zu hören, dass die Ölnachfrage in 2016 steigen wird, bei gleichzeitig sinkendem Angebot. Insgesamt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Angebots-/Nachfragesituation im Ölmarkt im nächsten Jahr verbessert.
Der Goldpreis profitierte ebenfalls vom schwächeren USD. Die Daten zeigen, dass die physische Nachfrage aus den Emerging Markets schwach bleibt. Enttäuschend sind beispielsweise die Importdaten aus Indien.
Börsen wieder im Risk-on-Modus
Die Börsen scheinen wieder in den Risk-on-Modus umgeschwenkt zu haben. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich. Nachdem man über China in den letzten Wochen und Monaten fast nur noch Negatives lesen konnte, gab sich der IMF in Lima überraschend positiv zum Reich der Mitte. So wurden die BIP-Prognosen für dieses und nächstes Jahr bei 6.8% bzw. 6.3% belassen, obwohl die anderen EMA’s herabgestuft wurden. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass die Börse China momentan zu negativ einschätzt. Zwar sinken die Investitionen, aber der Privatkonsum bleibt robust mit Nachholbedarf, der Staat begann die Zinsen vor einem Jahr zu senken und hat aufgrund hoher Reserven genügend Spielraum.
Ein weiterer Grund für den steigenden Optimismus ist der Rebound bei Rohstoffen wie Kupfer und Zink, nachdem einige Unternehmen Produktionskürzungen in die Wege leiteten. Dazu gehörte Glencore, die die Zink-Förderung reduzieren wollen. Der Rebound bei den Rohstoffen kann noch weitergehen. Für eine echte fundamentale Trendwende müsste aber auch die Nachfrage und damit das globale BIP-Wachstum anziehen. Ein solches Szenario sehen wir momentan nicht.
Pessimismus macht sich breit
Nach den hohen Kursverlusten an den Aktienmärkten im August und im September erreichte der Pessimismus unter den Anlegern Extremwerte wie während der Finanzkrise. Dies ist aber sicherlich nicht gerechtfertigt, denn so schlecht sieht es nicht aus. Die Preise vieler Aktien waren so tief, dass sie kaum mehr weiter fallen konnten.
Unter dem Strich denken wir, dass die Stimmung an den Finanzmärkten noch einige Wochen gut bleiben dürfte. Einen zusätzlichen Trigger sehen wir in der US Earnings Season, die diese Woche so richtig einsetzt. Da die Schätzungen bereits im Vorfeld stark reduziert wurden, sind positive Überraschungen möglich. Darüberhinaus könnte die EZB am 22. Oktober eine Aufstockung ihres QE-Programms bekanntgeben.
LafargeHolcim und BASF im Fokus
Investoren empfehlen wir einen Teil der Cash-Reserven jetzt einzusetzen. Bevorzugen würden wir zyklische Werte, die am stärksten gefallen sind. In der Schweiz ist LafargeHolcim interessant und in Europa BASF. Zudem können Autowerte wie Peugeot oder Daimler in Betracht gezogen werden. Letztere zeigten dank neuen Modellen gute Absatzzahlen für den September und sind gut positioniert für einen Schlussspurt bis Ende Jahr. In den USA gefallen uns die Aktien des Ölservice-Unternehmens Halliburton. Die Übernahme von Baker Hughes kommt gut voran und die Aktie profitiert von den höheren Ölpreisen. (IHAG/wum/mc/ps)