CH-Schluss: SMI legt 2,75% auf 8505,94 Punkte zu
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit markant höheren Kursen aus der Sitzung gegangen. Nach einem bereits festen Start zogen die Kurse im Tagesverlauf weiter an, wobei vor allem die beiden Pharmaschwergewichte den Gesamtmarkt mit nach oben zogen. Die technische Gegenbewegung vor dem Wochenende machte indes die deutlichen Verluste im vorherigen Wochenverlauf bei weitem nicht wett. Geprägt wurde das Börsengeschehen zum Wochenschluss von Aussagen der Fed-Chefin Janet Yellen, welche explizit wie kaum zuvor darauf hingewiesen hat, dass eine Zinserhöhung noch im laufenden Jahr angezeigt erscheine.
Global gesehen sei der Beitrag der Notenbanken zum Wirtschaftswachstum und zum Aufschwung der Märkte seit Beginn der Finanzmarktkrise sehr gross gewesen, hiess es in diesem Zusammenhang in Marktkreisen. Die jüngsten Marktverwerfungen hätten bei den Investoren nun aber Zweifel ob der positiven Wirkung der Geldschwemmen der Notenbanken auf die Aktienmärkte aufkommen lassen. Die Börsenstimmung dürfte deshalb auch in den kommenden Wochen fragil bleiben. Weiter wurde in Börsenkreisen darauf hingewiesen, dass sich mit dem neuerlichen Absturz des SMI in der abgelaufenen Woche das Bild auch aus charttechnischer Sicht deutlich verschlechtert habe. Für Oktober seien deshalb weitere Rückschläge programmiert.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann 2,75% auf 8’505,94 Punkte; im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Minus von 2,7%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog um 2,38% auf 1’246,59 Punkte an und der Swiss Performance Index (SPI) um 2,52% auf 8’681,18 Punkte. Von den Blue Chips schlossen bis auf Transocean und Aryzta alle höher.
Aryzta standen zum Schluss mit einem auffälligen Minus von 6,1% mit Abstand am Ende der Tabelle. Der Backwarenkonzern hatte am Vorabend angekündigt, seinen Anteil am irischen Agrounternehmen Origin von 29% verkaufen zu wollen. Die Platzierung bei institutionellen Investoren ist mittlerweile erfolgt und hat Aryzta Mittel von 228,6 Mio EUR eingebracht, was den Aktien aber keinen Schub verliehen hat. Am Morgen hatten die Aryzta-Aktien vorerst klar zugelegt, wobei sich die Kommentatoren grundsätzlich eher positiv zur geplanten Transaktion äusserten. Kritisiert wurde allerdings der Zeitpunkt der Transaktion, eine Haltung, welche im weiteren Kursverlauf Niederschlag fand. Am Montag legt Aryzta die Zahlen zum Geschäftsjahr 2014/15 vor.
Transocean (-3,7%) als zweiter Verlierer wurden von einem Bericht über eine mögliche Verwicklung in eine Korruptionsaffäre in Brasilien zurückgebunden. Der Ölbohr-Servicekonzern wurde in einem Medienbericht im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um den brasilianischen Staatskonzern Petrobras genannt. Transocean selber sieht gemäss einer Stellungnahme allerdings keine eigenen Verfehlungen.
Ansonsten legten aber alle SMI/SLI-Aktien zu, wobei vor allem die Avancen der beiden Pharmaschwergewichte Novartis (+3,3%) und Roche (+2,7%) ins Gewicht fielen. Diese erholten sich damit etwas von den Abgaben vom Vortag und vor allem vom massiven Taucher vom Dienstag, als eine Bemerkung von Hillary Clinton über die Pläne zur Bekämpfung der überhöhten Medikamentenpreise in den USA die Titel schwer belastete. Beide Titel wurden zusätzlich von am Freitag ausgesprochenen positiven Empfehlungen des vorberatenden Ausschusses der europäischen Gesundheitsbehörde etwas gestützt.
Stark präsentierten sich auch Richemont (+3,6%), während Swatch (+1,9%) zwar ebenfalls kräftig anzogen, damit aber lediglich im Mittelfeld landeten. Natixis hat Richemont mit «Buy» von zuvor «Neutral» wieder in die Abdeckung aufgenommen und empfiehlt Swatch neu zum Kauf. Berenberg bekräftigte zudem in einer Sektorstudie Richemont als «Top Pick».
Sehr gesucht waren auch die Banken, von denen UBS (+3,8%) als absoluter Tagessieger und gemeinsam mit Julius Bär (+3,4%) noch besser abschnitten als CS (+2,5%). Mit Blick auf den Steuerstreit mit Frankreich hat das Bundesverwaltungsgericht geurteilt, dass die Schweiz Frankreich nicht aufgrund gestohlener UBS-Daten Amtshilfe hätte leisten dürfen.
Am breiten Markt gaben Airopack (-4,2%) deutlich nach, während Perfect Holding unverändert schlossen und Zwahlen&Mayr ungehandelt blieben – jeweils nach vorbörslich ausgewiesenen Verlusten im Halbjahr. Auffälliger waren Kursgewinne von je rund 4 bis 5% verschiedener Industrietitel wie Conzzeta, Lem, Feintool oder Dätwyler. (awp/mc/pg)