Euro gerät wegen Spekulationen um EZB-Geldpolitik unter Druck
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Frankfurt – Der Kurs des Euro ist am Dienstag wegen Spekulationen über eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am späten Nachmittag mit 1,1135 US-Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte der Euro noch zeitweise über der Marke von 1,12 Dollar notiert. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1155 (Montag: 1,1250) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8965 (0,8889) Euro.
Zum Franken schwächte sich die europäische Einheitswährung ebenfalls noch etwas weiter ab, der Euro notierte am Nachmittag noch bei 1,0845 CHF (Mittag 1,0865). Der US-Dollar zeigt sich mit 0,9738 CHF (Mittag 0,9730) leicht fester.
Öffnet die EZB die Geldschleusen noch weiter?
«Die Märkte sehen es als immer wahrscheinlicher an, dass die EZB ihre Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur ausweiten könnte», sagte Stephan Rieke Devisenexperte bei der BHF-Bank. Zuletzt hatten erneut EZB-Vertreter Handlungsbereitschaft signalisiert. «Diese Aussagen werden zunehmend als eine Ankündigung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik verstanden.» Die Kurse europäischer Staatsanleihen profitierten von diesen Erwartungen.
Am vergangenen Donnerstag hatte die US-Notenbank auch wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den Schwellenländern ihre Zinserhöhung verschoben. Mittlerweile haben jedoch Fed-Vertreter zumindest noch eine Zinserhöhung im Dezember in Aussicht gestellt, was den Dollar laut Rieke stützte.
Unsicherheiten um VW belasten
Zudem übte die Skepsis über die Konjunktur in den Schwellenländern Rieke zufolge weiteren Druck auf den Euro aus. Denn: «Tatsächlich werden die Länder der Eurozone durch die Schwäche der Schwellenländer stärker belastet als die USA.» Hinzu kämen jetzt die Schwierigkeiten von Volkswagen, die die Unsicherheit erhöhten und den Euro belasteten. «Schliesslich strahlen die Probleme des grössten Autoherstellers Europas auf die gesamte Branche aus und ziehen die Aktienmärkte nach unten.»
Aus den Schwellenländern kam unterdessen eine neue Hiobsbotschaft: Die Währung Brasiliens stürzt immer tiefer ab. Am Dienstag kostete ein US-Dollar erstmals seit langem wieder mehr als 4 Real. In der Spitze stieg der Dollar auf ein Rekordhoch von 4,05 Real. Die 4-Dollar-Marke wurde nur im Jahr 2002 kurzzeitig und knapp übertroffen. Ein Euro kostete am Dienstag bis zu 4,51 Real. Das ist ebenfalls ein Rekordhoch. Brasilien durchläuft zurzeit eine schwere wirtschaftliche und politische Krise. Die grösste Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Rezession, während zahlreiche Politiker in einen Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras verstrickt sind.
Ein Kilogramm Gold kostete 31 900,00 (31 830,00) Euro. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1122,90 (1133,25) Dollar gefixt. (awp/mc/upd/ps)