Zurich stoppt Übernahme von RSA wegen Verlusten
Martin Senn, CEO Zurich Insurance Group. (Foto: Zurich)
Zürich – Wegen tiefroter Zahlen im Schadensversicherungsgeschäft bläst Zurich Insurance die milliardenschwere Übernahme seines britischen Konkurrenten RSA ab. Zurich warnte davor, dass der Konzern in dieser Sparte im dritten Quartal auf einen Verlust von 200 Mio USD zusteuert. Statt einer Übernahme wolle sich Zurich bemühen, den Bereich Schadensversicherung wieder auf Kurs zu bringen, teilte der grösste Schweizer Versicherungskonzern am Montag mit.
Ende August hatte Zurich einen unverbindlichen Vorschlag für die Übernahme von RSA vorgelegt. Darin nannte Zurich das Angebot von 550 Pence pro RSA-Aktie. Hätte Zurich tatsächlich diesen Betrag geboten, hätte dies einer Bewertung der Konkurrentin von gut 5,5 Mrd GBP oder umgerechnet etwa 8,2 Mrd CHF entsprochen. Doch bereits damals betonte Zurich, dass nicht sicher sei, ob tatsächlich eine Kaufofferte unterbreitet würde. Zuerst würden die Bücher der Konkurrentin geprüft. Nur wenn diese zufriedenstellend seien und man sich zudem in weiteren Punkten einigen könne, werde eine Offerte gemacht.
Bei der Prüfung der Bücher von RSA habe Zurich nichts gefunden, was das Unternehmen davon abgehalten hätte, ein Übernahmeangebot vorzulegen, sagte nun eine Sprecherin von Zurich der Nachrichtenagentur sda. Gemäss der britischen Übernahmeregeln hätte Zurich noch bis Dienstag Zeit gehabt, um ein verbindliches Angebot vorzulegen. Dazu kommt es nun nicht.
Offene Augen für andere Übernahmen
Doch auch nach der geplatzten Übernahme hält Zurich weiter nach Zukäufen Ausschau, wie die Sprecherin weiter sagte. Das Übernahmeziel müsse strategisch zu Zurich passen und die Renditevorgaben des Unternehmens erfüllen. Der Konzern habe im vergangenen Mai bekannt gegeben, was er mit überschüssiges Risikokapital tun will. Demnach sollen bis Ende 2016 3 Mrd USD entweder für Zukäufe eingesetzt oder in organisches Wachstum investiert werden. Nach Ablauf dieser Frist soll das Überschusskapital an die Aktionäre zurückgegeben werden.
Explosion in China belastet Ergebnis
Hauptgrund für die erwarteten schlechten Zahlen für das dritte Quartal ist die Katastrophe im Hafen von Tianjin Mitte August mit mindestens 165 Toten und Hunderten Verletzten. Die Serie von Explosionen in einer Lagerstation für Container dürfte Schäden von rund 275 Mio USD verursacht haben, teilte Zurich mit. Kürzlich durchgeführte Überprüfungen der Reserven hätten zudem ergeben, dass Schäden unter anderen im Zusammenhang mit Autohaftpflichtversicherungen in den USA das Ergebnis des dritten Quartals mit rund 300 Mio USD belasten dürften.
Angesichts der Verschlechterung der Profitabilität in bestimmten Bereichen der Sparte werde der designierte Chef der Schadenversicherungssparte, Kristof Terryn, das Geschäft eingehend prüfen, heisst es im Communiqué weiter.
Die übrigen Sparten entwickelten sich aber voraussichtlich im Rahmen der Erwartungen. Detaillierte Zahlen will die Zurich am 5. November publizieren. An den Mittelfristzielen halte das Unternehmen fest.
Aktie im Minus
An der Schweizer Börse schlossen die Aktien des grössten Schweizer Versicherers daher 2,8% im Minus. In London tauchte der Titel von RSA gar um fast 21% auf 403 Pence. Vor Bekanntwerden der Übernahmegespräche hatte er bei 450 Pence notiert, danach schoss er bis auf 528 Pence hoch. (awp/mc/pg)