Swiss Re sieht langfristiges Wachstumspotential
Michel M. Liès, CEO Swiss Re. (Copyright: Swiss Re)
Zürich / Monte Carlo – Der Rückversicherer Swiss Re sieht auf die lange Sicht Wachstumsmöglichkeiten und will im Rahmen der eingeschlagenen Strategie weiter profitabel wachsen. Wachstumspotential dürften beispielsweise neue Technologien und die damit verbundenen Veränderungen in der Versicherungswelt bringen. Kommt hinzu, dass in der Sachversicherung weltweit eine grosse Deckungslücke existiert. Derweil zeichnet sich in der Entwicklung der zuletzt rückläufigen Rückversicherungspreise eine Stabilisierung ab.
«Wir bauen weiterhin auf ein starke Kapitalposition und setzen unser Kapital dort ein, wo wir Chancen für profitables Wachstum sehen», bekräftigte CEO Michel Liès am Montag die strategische Ausrichtung des Rückversicherers am Branchentreffen «Les Rendez-vous de Septembre» in Monte Carlo. Swiss Re werde Ende 2015 die fünfjährige Strategieperiode abschliessen und am Investorentag vom 8. Dezember die Ziele für die neue Periode präsentieren. «An der Stossrichtung werden wir dabei aber festhalten», sagte Liès weiter.
Er ging zwar nicht auf Details des neuen Programms ein, hielt aber fest, dass das derzeitige Marktumfeld für Rückversicherer mit einer Reihe von Herausforderungen gespickt sei und die gelte es erfolgreich zu bewältigen. So erschwerten etwa die rekordtiefen Zinsen oder das zusätzliche alternative Kapital, welches in den Rückversicherungsmarkt drängt, das Geschäft. Weitere Herausforderungen für die Branche seien die Volatilität in den Wachstumsmärkten und die Konsolidierung in der Branche, wobei diese Faktoren auch Chancen bieten würden.
Grosse Deckungslücke
Bei der Swiss Re geht man davon aus, dass beispielsweise die Nachfrage nach Versicherungen zur Deckung von Naturkatastrophenrisiken langfristig zunehmen wird. Denn während in der Sachversicherung diese Risiken in den vergangenen 40 Jahren stetig gewachsen seien, bleibe die Versicherungsquote auf dem bisherigen Niveau stehen, was zu einer grossen Deckungslücke führe.
Laut der ebenfalls am Montag publizierten, neusten sigma-Studie hat sich der wirtschaftliche Gesamtschaden aus Naturkatastrophen der vergangenen zehn Jahren global im Durchschnitt auf rund 180 Mrd USD belaufen. Davon seien allerdings 70% oder 127 Mrd nicht versichert gewesen. Im Modell zu möglichen künftigen Ereignissen schätzt die Swiss Re die erwarteten nicht versicherten Sachschäden sogar auf 153 Mrd USD pro Jahr.
Ausserdem würden die technologischen Fortschritte der Zukunft die gesamte Wertschöpfungskette in der Versicherungsindustrie grundlegend verändern, hielt Christian Mumenthaler, CEO der Sparte Reinsurance fest. So könnten Versicherer im Geschäftsalltag grosse Datenmengen nutzen oder Schutz vor Cyber-Attacken bieten.
Stabilisierung der Preise
Ein wichtiger Faktor für den künftigen Erfolg bleibe die Portfoliosteuerung, womit die für das Unternehmen «lukrativen» Märkte eruiert würden, erklärte Matthias Weber, Leiter des Bereichs Underwriting. Swiss Re habe hier stark in Mitarbeiter für R&D-Aufgaben investiert. Wichtig sei dabei auch die Risikoselektion für die Beurteilung von Kundenbeziehungen sowie die Preisdisziplin, welche Swiss Re an den Tag lege.
In Sachen Rückversicherungspreise rechnet Swiss Re mit Blick auf die Vertragserneuerungen im Januar mit einer Stabilisierung. Vor allem die Sachrückversicherung dürfte dies spüren, sagte Weber. Demgegenüber dürfte in der US-Haftpflichtrückversicherung der Preisdruck noch eine Weile anhalten. Unterschiedliche Entwicklungen in Sachen Preisdruck seien indes etwa in den Spezialgeschäften zu erkennen.
An der Börse hielten sich die Aktien der Swiss Re am Montag besser als der Gesamtmarkt, obwohl die Aussagen aus Monte Carlo Analysten zufolge keine Überraschungen beinhalteten. Am Schluss verloren die Papiere 0,2%, während der Leitindex SMI um 1,0% nachgab. (awp/mc/ps)