US-Schluss: Dow zieht um 2,42% auf 16’492,68 Punkte an
New York – Kursgewinne in Europa und an den chinesischen Börsen haben am Dienstag auch die Wall Street beflügelt. Anleger dies- und jenseits des Atlantiks freuten sich über den neusten Versuch der Regierung in Peking, die turbulenten Börsen des Landes unter Kontrolle zu bringen: Wer Aktien künftig länger als ein Jahr hält, soll auf die Dividenden keine Steuern mehr zahlen müssen. Anleger, die Aktien länger als einen Monat behalten, sollen demnach nur noch halb so viele Steuern zahlen wie bisher. Die Unsicherheit über den Zeitpunkt der erwarteten US-Leitzinswende nach oben wurde damit in den Hintergrund gedrängt.
Der Dow Jones Industrial zog um 2,42 Prozent auf 16’492,68 Punkte an – immerhin der zweitgrösste prozentuale Tagesgewinn in diesem Jahr. Auch der S&P-500-Index und der Nasdaq 100 legten deutlich zu: Der marktbreite S&P gewann 2,51 Prozent auf 1969,41 Punkte und für den technologielastige Auswahlindex ging es um 2,84 Prozent auf 4303,53 Punkte nach oben. Alle drei Indizes waren schwach in das durch den «Labor Day» verlängerte Wochenende gegangen. Ein Grund dafür waren nicht zuletzt die Sorgen um die chinesische Wirtschaft, die die Aktienmärkte des riesigen Landes auf Talfahrt geschickt hatten.
Für Gesprächsstoff an der Wall Street sorgte das Thema Übernahmen. So muss General Electric (GE) für den milliardenschweren Kauf der Energiesparte des französischen Konzerns Alstom Zugeständnisse machen. GE werde Kernelemente der Hochleistungsgasturbinen-Sparte von Alstom an das italienische Unternehmen Ansaldo weiterverkaufen, teilte die EU-Kommission nach einer Prüfung des Falls mit. Ansaldo werde somit als Konkurrent gestärkt. Unter dieser Auflage genehmigten Europas oberste Wettbewerbshüter die Übernahme.
GE-Aktionäre jubelten dennoch: Die Papiere gewannen als bester Wert im Dow 4 Prozent. Alstom sei für General Electric von strategischer Bedeutung, da sich die Amerikaner gerade zu einem mehr auf Industrieprodukte ausgerichteten Unternehmen wandelten, schrieb Analyst Henry Kirn von der französischen Grossbank Societe Generale.
Der kanadische Bergbau- und Düngemittelkonzern Potash will einem Pressebericht zufolge den deutschen Konkurrenten K+S im Zweifelsfall feindlich übernehmen. Einen entsprechenden Plan habe der Potash-Vorstand vor Brokern in Kanada ausgebreitet, schrieb das «Handelsblatt» unter Berufung auf Finanzkreise in Montreal. Ein Konzernsprecher schloss dem Blatt gegenüber ein solches Vorgehen auf Nachfrage nicht aus. Der Kurs der K+S-Aktien war nach der Meldung zeitweise um 9 Prozent nach oben geschnellt. Potash-Papiere hingegen zeigten kaum eine Reaktion und schlossen 0,39 Prozent höher.
Kräftige Kursgewinne von rund neuneinhalb Prozent aber verbuchten die Papiere von Microchip Technology. Der Halbleiterhersteller hatte nicht nur seine Prognose für das zweite Geschäftsquartal angehoben, sondern für seine Aktien auch eine Empfehlung der Investmentbank JPMorgan erhalten. Analyst Harlan Sur hob seine Einstufung auf «Overweight». Der gleiche Schritt schob auch die Aktien des Speicherherstellers Sandisk kräftig an. Dessen Papiere schnellten um 5,70 Prozent hoch.
Aktien von Amazon stiegen um 3,72 Prozent. Der Online-Händler will laut einem Bericht des «Wall Street Journal» im Tablet-Markt mit einem nur 50 Dollar teuren Gerät vorpreschen. Bei Apple wird derweil heiss über mögliche Neuvorstellungen auf ihrer Produktshow am Mittwoch spekuliert. Erwartet wird die Präsentation neuer iPhones. Die Anleger zeigten sich recht positiv gestimmt: Die Papiere rückten um 2,78 Prozent vor.
Angesichts dieser guter Branchennachrichten griffen die Anleger auch bei anderen Technologiewerten beherzt zu. So stiegen die Intel-Aktien um rund dreieinhalb Prozent.
Der Eurokurs zog nach einer Berg- und Talfahrt zuletzt wieder an und stand bei 1,1210 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen verloren angesichts der Gewinne am Aktienmarkt 19/32 Punkte auf 98 9/32 Punkte und rentierten mit 2,19 Prozent. (awp/mc/upd/ps)