SNB-Präsident Jordan fordert Fokus auf mittelfristige Preisstabilität
SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan. (Foto: SNB/P. von Ah)
Jackson Hole – Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, hat am Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, die anhaltende Negativteuerung in der Schweiz verteidigt. Zugleich kritisierte er allzu kurzfristige Strategien.
Unkonventionelle geldpolitische Massnahmen sollten der mittelfristigen Preisstabilität dienen, nicht dem «Fine-Tuning» der Inflation, erklärte Jordan laut Communiqué der SNB vom Freitag an dem Treffen in den Rocky Mountains im US-Bundesstaat Wyoming.
Die Erfahrungen der Schweiz seit der Finanzkrise hätten bestätigt, dass die Kontrolle der Inflation manchmal schwierig werden könne für kleine, offene Volkswirtschaften. Während international eine extrem expansive Geldpolitik eingeleitet wurde, seien die historischen Zinsdifferenzen zwischen ausländischen und Schweizer Zinsen geschwunden.
«Manchmal mit temporär suboptimaler Inflation leben»
Spillover-Effekte könnten nicht vollständig kompensiert werden, wenn konventionelle geldpolitische Eingriffe limitiert und die Währung als «sicherer Hafen» wegen markanten Kapitalzuflüssen überbewertet sei. In einer solchen Situation müssten kleine, offene Volkswirtschaften «manchmal mit temporär suboptimaler Inflation leben», heisst es im Redetext.
Dies sei wegen des Rückgangs der Importpreise gegenwärtig der Fall, so Jordan. Die Inflationserwartungen blieben allerdings weiterhin gut im positiven Bereich verankert, was eigentlich bedeute, dass die SNB-Politik einer mittelfristig angestrebten Preisstabilität glaubwürdig bleibe, auch unter diesen schwierigen Bedingungen.
Frankenanlagen weniger attraktiv machen
In der Schweiz lag die Jahresteuerung zuletzt (Juli) bei -1,3%, nachdem es im letzten Dezember – also kurz vor Aufhebung des Euro-Mindestkurses noch lediglich -0,3% gewesen waren. Auch in den drei Jahren davor lag die Inflation die meiste Zeit im negativen Bereich.
Jordan bekräftigte in seinen Bemerkungen auch die seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar geltende Geldpolitik der SNB: Mit dem Negativzins auf Sichtguthaben von minus 0,75% und nötigenfalls mit Devisenmarktinterventionen werden Frankenanlagen weniger attraktiv gemacht, so dass sich die hiesige Währung über die Zeit abschwächen sollte. (awp/mc/ps)