KPMG: Wachsende Kluft zwischen Schweizer Privatbanken
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Zürich – Die Kluft zwischen den Schweizer Banken wächst. Dies zeigt eine gemeinsame aktuelle Studie von KPMG Schweiz und der Universität St. Gallen. Obwohl viele Privatbanken daran sind, ihre Geschäftsmodelle an das veränderte Umfeld anzupassen, gelingt es den wenigsten, ihre Profitabilität zu steigern. Nur eine kleine Gruppe von Privatbanken kann sich vom Rest der Branche abheben und ihre verwalteten Vermögen, Effizienz und Profitabilität nachhaltig steigern. Vor allem auf kleinere Finanzinstitute hat der Druck dieses Jahr weiter zugenommen.
Auch dieses Jahr hat KPMG Schweiz gemeinsam mit der Universität St. Gallen in der Schweiz tätige Privatbanken auf Rentabilität und Effizienz hin untersucht. Waren die Ergebnisse der letztjährigen Studie überraschend, sind es die diesjährigen umso mehr. Wie die Studie «Clarity On Performance of Swiss Private Banks – The Widening Gap» aufzeigt, hat insbesondere der Druck auf kleinere Finanzinstitute dieses Jahr weiter zugenommen. Viele müssen eine klare Entscheidung treffen: Entweder sie verlassen den Markt oder sie passen das Geschäftsmodell umfassend an, sodass sie ihr Geschäft wieder profitabel und nachhaltig betreiben können.
«Um die notwendigen Änderungen umzusetzen, haben sie allerdings nicht mehr viel Zeit», warnt Christian Hintermann, Leiter Advisory Financial Services bei KPMG Schweiz. «Insgesamt scheinen viele Banken noch unentschieden, welchen Weg sie wählen werden. Aber das Gesicht der Branche dürfte sich in den nächsten Jahren deutlich verändern.»
«Obwohl sich die Privatbanken um Anpassung ihrer Geschäftsmodelle bemühen, ist der Rentabilitätszuwachs nur bei einer kleinen Gruppe von leistungsstarken Instituten zu erkennen», fasst Philipp Rickert, Leiter Financial Services und Geschäftsleitungsmitglied bei KPMG Schweiz, die Ergebnisse zusammen. Dabei verweist er auch auf eine abnehmende Anzahl Banken, die immer noch auf nicht deklarierte Altvermögen setzen, und prognostiziert, «dass dieses Konzept mittelfristig nicht überleben wird.»
Die Ergebnisse im Überblick:
Banken müssen sich entscheiden zwischen Flucht oder Angriff: Insbesondere auf kleinere Finanzinstitute hat der Druck dieses Jahr weiter zugenommen. Sie müssen eine klare Entscheidung treffen: Entweder sie verlassen den Markt oder passen ihre Geschäftsmodelle an. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, um notwendige Änderungen umzusetzen. Insgesamt scheinen viele Banken weiterhin unentschlossen; es fehlt ihnen trotz anhaltend rückläufiger Entwicklung eine klare Strategie. Dass die Zahl der Banken in der Schweiz weiter abgenommen hat, ist neben M&A-Transaktionen vor allem auf Marktaustritte vorwiegend angelsächsischer Privatbanken sowie Liquidationen zurückzuführen. KPMG erwartet, dass in den nächsten drei Jahren weitere rund 30% der Schweizer Privatbanken durch Übernahmen oder Liquidationen vom Markt verschwinden werden. Entsprechend wird sich die Anzahl Privatbanken von heute 130 auf weniger als 100 reduzieren.
Flaute bei Fusionen und Übernahmen 2015, Treiber bleiben jedoch stark: Während 2014 zahlreiche M&A-Transkationen abgeschlossen wurden, kam es in den ersten sieben Monaten dieses Jahres zu einer Flaute. Dies primär aufgrund eines Mangels an Verkäufern sowie weiterhin auf käuferseitige Bedenken hinsichtlich nicht einschätzbarer Risiken in Zusammenhang mit nicht deklarierten Kundengeldern und nicht mehr akzeptierten Geschäftspraktiken. KPMG erwartet jedoch, dass die M&A-Aktivitäten wieder deutlich an Fahrt aufnehmen werden. Die steigende Anzahl Einigungen zwischen Banken und dem US-Justizdepartement wird sich auch positiv auf die M&A-Aktivitäten auswirken. Die Studie zeigt, dass Banken, die bedeutende Übernahmen getätigt haben, bereits in den zwei Jahren nach der Akquisition eine signifikante Steigerung der Eigenkapitalrentabilität sowie des Umsatzes pro Mitarbeiter verzeichnen konnten.
Marktgetriebenes Wachstum der verwalteten Vermögen bei unbedeutenden Netto-Neugeldzuflüssen: Dass die verwalteten Kundenvermögen letztes Jahr um 7,3% gewachsen sind, war ein Ergebnis positiver Marktentwicklungen und eines erstarkenden US-Dollars. Der Netto-Neugeldzufluss machte dagegen bescheidene 0,5% der Vermögenswerte aus. Zwischen den verschiedenen Banken gibt es deutliche Unterschiede: Banken der Gruppen «Strong Performers» und «Turnaround completed» verzeichneten 2014 Nettozuflüsse von insgesamt 24,9 Milliarden Schweizer Franken. Banken der Gruppen «Decline stabilized» und «Continuing Decline» verzeichneten dagegen Nettoabflüsse von 17,9 Milliarden Franken. Insgesamt stieg bei den «Strong Performers» der Median für die verwalteten Vermögen seit 2008 um 146%; dies infolge höherer Netto-Neugeldzuflüsse, Zuflüsse durch Fusionen und Übernahmen sowie Renditen auf verwaltete Vermögen. Die Fähigkeit, organisch zu wachsen, ist demzufolge ein entscheidender Erfolgsfaktor.
«Strong Performers“ bleiben auf der Überholspur, der Rest weist sehr tiefe Eigenkapitalrenditen vor: Die untersuchten Privatbanken weisen nicht nur ein schwaches Wachstum aus. Mit einem Medianwert von 3,5% blieben die Eigenkapitalrenditen weiterhin auf einem bescheidenen Niveau und konnten auch 2014 nicht wesentlich verbessert werden. 80% der untersuchten Privatbanken erzielten letztes Jahr eine Rendite von unter 8%. Nur die «Strong Performers» erzielten mit über 9% eine angemessene Rendite. Die meisten Banken in der Gruppe «Continuing Decline» erzielten dagegen operative Verluste. Vor allem kleinere Finanzinstitute mit weniger als 10 Milliarden Schweizer Franken sind unter Druck. 41% von ihnen zählen zur Gruppe «Continuing Decline». Die Eigenkapitalrendite kleinerer Banken beträgt weniger als die Hälfte derjenigen Banken mit mehr als 10 Milliarden an verwalteten Vermögen.
Starke Effizienzunterschiede in den einzelnen Gruppen: Höhere betriebliche Effizienz und Skalenvorteile wirken sich positiv auf Renditen aus. «Strong Performers» erzielten vergangenes Jahr einen Umsatz von 585‘000 Schweizer Franken pro vollbeschäftigten Mitarbeitenden; Banken der Gruppe «Continuing Declince» 357‘000 Franken. Die Anzahl Mitarbeitenden pro Milliarde Schweizer Franken verwalteter Kundenvermögen war bei den übrigen Banken mit 26 Vollbeschäftigten nahezu doppelt so hoch wie bei den «Strong Performers», die einen Wert von knapp 15 Vollbeschäftigten vorweisen. Diesen Erfolg scheinen die Institute dem stärkeren Fokus auf Kernmärkte, höherer betrieblicher Effizienz dank Auslagerungen und Grössenvorteile sowie der Wachstumsstärke zu verdanken.
CEO-Wechsel verbessert die Finanzergebnisse nicht: Über ein Drittel der untersuchten Privatbanken haben in den letzten neun Jahren mindestens zweimal den CEO ausgetauscht – was ihre Ertragslage in den zwei Jahren nach dem Wechsel in vielen Fällen nicht verbessert hat. Es spricht deshalb wenig dafür, dass sich das Ergebnis einer Privatbank nur durch einen Wechsel an der Führungsspitze verbessern lässt. Finanzinstitute, die ihren CEO in den vergangenen neun Jahren gar nicht oder nur einmal ausgetauscht haben, verzeichneten höhere Eigenkapitalrenditen als Banken, die einen solchen Wechsel zweimal oder noch häufiger vollzogen. (KPMG/mc/pg)