MEM-Industrie: Frankenstärke hinterlässt deutliche Spuren

MEM-Industrie: Frankenstärke hinterlässt deutliche Spuren

(Foto: Swissmem)

Zürich – Die Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie haben die Folgen der Überbewertung des Frankens im ersten Halbjahr massiv zu spüren bekommen. Die Auftragseingänge und die Umsätze in der MEM-Industrie sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Über die Hälfte der Unternehmen kämpft mit teilweise signifikanten Margeneinbrüchen. Mehr als ein Drittel der Firmen erwartet für 2015 einen operativen Verlust, schreibt der Branchenverband Swissmem in einer Mitteilung.

Swissmem hat ihre Mitgliedfirmen in diesem Jahr zwei Mal über die Folgen der massiven Überbewertung des Frankens befragt. Die Ergebnisse der Juni-Umfrage, die mit Unterstützung von Deloitte in der Schweiz und BAKBASEL durchgeführt wurde, bestätigen jene der Februar-Umfrage weitgehend. Über 400 Unternehmen haben daran teilgenommen, was ein klares und repräsentatives Lagebild ermöglich.

Preise auf breiter Front gesenkt
Der Aufwertungsschock vom 15. Januar hat die Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) zu sofortigen Massnahmen gezwungen. Mehr als zwei Drittel (69%) der Firmen haben im ersten Halbjahr 2015 die Preise gesenkt, um drohende Auftragsverluste in Grenzen zu halten. Auffallend sind die fast lückenlosen Investitionen ins natürliche Hedging, d.h. in die Verschiebung von Kostenblöcken in den Euro. Entsprechende Massnahmen haben 77% der Unternehmen umgesetzt. Daneben liegt der Fokus in den meisten Betrieben bei Produkt- und Prozessoptimierungen. Zudem investieren fast zwei Drittel der Firmen verstärkt in die Innovation.

Trotzdem sind die negativen Auswirkungen der Frankenstärke in der MEM-Unternehmen beträchtlich: 64% der Firmen erwarten für 2015 einen Umsatzrückgang zwischen 5 und 20 %. Viel schwerer wiegen die teilweise massiven Margenverluste. 52 % der MEM-Firmen gehen von einem Margenrückgang zwischen 4 und 15 %. Angesichts dieser Einbussen erstaunt es nicht, dass 35 % der Firmen für 2015 mit einem operativen Verlust rechnen.

Einbrüche beim Auftragseingang und den Umsätzen
Die Auftragseingänge reduzierten sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um -14,7 %. Der Index der Bestellungseingänge ist auf den zweittiefsten Stand der letzten 10 Jahre abgesunken. Die Umsätze der MEM-Industrie verringerten sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 bis Ende Juni 2015 um -7,1 %. Von sinkenden Aufträgen und Umsätzen sind Grossfirmen und KMU in ähnlichem Ausmass betroffen.

Der rückläufige Bestellungseingang wirkt sich zunehmend auf die Kapazitätsauslastung der Betriebe aus. Diese ist im Verlauf des Jahres fast kontinuierlich gesunken und lag im Juli 2015 bei 87,1 % und somit noch knapp über dem langjährigen Durchschnitt von 86,3 %.

Exporte: Wachstum nach Asien und USA – Rückgang in die EU
Die Exporte der MEM-Industrie reduzierten sich im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode insgesamt um -2,2 % und erreichten einen Warenwert von 31,6 Mrd Franken. Die wichtigsten Absatzregionen entwickelten sich sehr unterschiedlich. Die Ausfuhren nach Asien (+5,3%) und in die USA (+11,4%) zogen teilweise kräftig an. Diese erfreuliche Entwicklung konnte aber den Exportrückgang in die EU (-5,2%), dem mit Abstand wichtigsten Markt, nicht kompensieren.

Betrachtet man die einzelnen Produktbereiche, so sanken die Ausfuhren des Maschinenbaus um -5,4 %, die Exporte des Bereiches Elektrotechnik/Elektronik um -5,0 % und jene der Metalle um -4,2 %. Einzig die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten stiegen leicht an (0,6%).

Anspruchsvoller Anpassungsprozess
Die Erwartungen der Unternehmer für die kommenden 12 Monate sind entsprechend gedämpft. Nur 28,1 % rechnen mit mehr Aufträgen aus dem Ausland. Der genau gleiche Anteil erwartet sinkende Aufträge.

Aufgrund der Branchenzahlen rechnet Swissmem damit, dass im zweiten Halbjahr die Kurzarbeit und Restrukturierungsmassnahmen in der MEM-Branche zunehmen werden. Bei einem Wechselkursniveau von 1.05 CHF/Euro erachten es 18 % der MEM-Unternehmen als zwingend, zumindest Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Werden diese Verlagerungsentscheide tatsächlich so gefällt, würden sie für den Werkplatz Schweiz substanzielle Verluste an Arbeitsplätzen nach sich ziehen. (Swissmem/mc/pg)

Swissmem

Schreibe einen Kommentar