Männer im Job-Gespräch selbstbewusster, Frauen fachlich kompetenter
Frauen sind in Jobgesprächen deutlich gehemmter als Männer.
Zürich – Weibliche Führungskräfte stehen sich oft selbst im Weg, wenn sie auf einen Jobwechsel angesprochen werden. Sie treten nämlich deutlich gehemmter im Jobgespräch auf als ihre männlichen Kollegen – und das, obwohl sie meist den fachlich besseren Eindruck hinterlassen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Talentory Kompass, einer regelmässigen Befragung von 100 Personalberatern mit deutschen und internationalen Kunden.
Demnach sagen 77 Prozent der befragten Headhunter, dass sich Männer ihres Marktwertes bewusster sind als Frauen. Die Folge: Männer sind selbstbewusster im Jobgespräch. Das berichten 68 Prozent der Teilnehmer aus der Erfahrung ihrer Personalgespräche. Interessant in diesem Kontext: Trotz der offensichtlichen weiblichen Bescheidenheit in Job-Fragen machen die Kandidatinnen in den überwiegenden Fällen einen fachlich kompetenteren Eindruck. Das jedenfalls bestätigen wiederum sieben von zehn Personalberatern. Bestes Beispiel für die weibliche Zurückhaltung: Frauen thematisieren in Jobgesprächen von sich aus viel öfter ihre Schwächen (69 Prozent) als Männer das tun.
Klischee Familie zieht nach wie vor
Insgesamt stehen Top-Managerinnen einem Jobwechsel viel skeptischer gegenüber als ihre männlichen Pendants. Während zwar 62 Prozent der befragten Personalberater behaupten, Frauen und Männer seien gleich schwer von einem Wechsel zu überzeugen, sagen immerhin ein Drittel der Teilnehmer, dass ein Jobwechsel bei Frauen oft weniger Anklang findet als bei Männern. 60 Prozent der Befragten sagen zudem, dass Frauen ganz eigene Argumente wichtig sind, bevor sie eine berufliche Veränderung in Betracht ziehen. Fast schon klischeehaft handelt es sich dabei um flexible Arbeitszeiten (38 Prozent) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (46 Prozent).
„Unsere Umfrage zeigt: Hoch qualifizierte Kandidatinnen sind in vielen Fällen fachlich deutlich besser aufgestellt als viele Männer. Trotzdem gelingt es ihnen offenbar noch nicht, dieses Knowhow auch in ein selbstbewusstes Auftreten zu übertragen. Arbeitgeber, die mehr Frauen in Top-Positionen bringen möchten, sind also auf gute Personalberater angewiesen, denen es gelingt auch gehemmte Kandidatinnen als geeignete Top-Managerinnen zu erkennen und entsprechend zu empfehlen“, erklärt Ronald de Louwere, Geschäftsführer bei Talentory in Zürich. (mc/pg)
Der TALENTORY Kompass
Quartalsweise befragt TALENTORY 100 Personalberater nach deren Erfahrungen im Rekrutierungsprozess mit hoch qualifizierten Führungskräften. Dabei handelt es sich um ausgewählte Personalberater mit einem Klienten-Kreis von jeweils weit über 1000 Kandidaten aus verschiedenen Ländern. So spiegelt der TALENTORY Kompass, ein repräsentatives Meinungsbild von High Potentials zum Thema Jobwechsel und Rekrutierung.