SLI: Globales Wachstum 2015 ohne deutliche Erholung noch niedriger als 2014
Keith Skeoch ist CEO von Standard Life Investments und folgt im August 2015 auf David Nish an der Spitze des Standard Life-Konzerns. (Foto: Flickr/Financial Reporting Council)
Zürich – Die Weltwirtschaft hat zu kämpfen. Ohne eine starke Erholung in der zweiten Jahreshälfte wird das globale Wachstum im Jahr 2015 aus Sicht von Standard Life Investments (SLI) noch niedriger sein als im Jahr 2014. Wie schon im ersten Quartal 2015, sind die meisten Volkswirtschaften, die über dem Trend wachsen, in Europa.
Das Bruttoinlandprodukt von Spanien wuchs im zweiten Quartal um 4% (annualisiert), nach einem Wachstum um 3,6% im ersten Quartal. Die Arbeitslosenquote in Spanien ist im vergangenen Jahr um mehr als 2 Prozentpunkte gesunken. Spanien, wie auch die anderen Peripherieländer Europas, profitiert von der drastischen Lockerung der EZB-Politik sowie dem niedrigeren Ölpreis und den eigenen Strukturreformen.
Schweden ist eine weitere europäische Volkswirtschaft, die eine starke, breit angelegte Expansion aufgrund der expansiven Geldpolitik geniesst, so dass das Wachstum im vergangenen Quartal ähnlich hoch war wie in Spanien. Zahlen zum zweiten Quartal wurden auch für Grossbritannien veröffentlicht, diese waren jedoch nicht berauschend. Das Bruttoinlandprodukt stieg um 2,8%. Wenn man aber den Effekt eines nicht nachhaltigen Wachstumssprungs in der Bergbautätigkeit abzieht, belief sich das Wachstum auf 2%, also nur marginal über dem Wachstum im ersten Quartal.
Ähnlich sieht es in den USA aus. Das Wachstum beschleunigte sich von aufwärts korrigierten 0.6% im ersten Quartal auf 2,3% im zweiten Quartal, aber das Wachstum im ersten Halbjahr 2015 blieb damit unter 1,5%. Gleichzeitig wurden die Wachstumswerte für die Jahre zwischen 2012 und 2014 nach unten korrigiert. Der Schluss liegt nahe, dass die USA weiterhin nur schleppend expandieren werden.
Bedingungen in Asien verschlechtern sich
Die entwickelten Länder boomen also nicht, aber die Bedingungen sehen in diesen Ländern gemäss SLI immer noch toll aus im Vergleich zu vielen Schwellenländern. Lateinamerika ist schon seit einiger Zeit unter Druck, aber jetzt verschlechtern sich auch die Bedingungen in Asien. Das Wirtschaftswachstum in China hielt zwar im zweiten Quartal an, aber von diesem Wachstum kam zu viel aus der Finanzdienstleistungsbranche. Darüber hinaus tauchte im Juli der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe. Mittlerweile ging das Wachstum in den Leitregionen Singapur und Taiwan im zweiten Quartal aufgrund des Gegenwinds durch den schwachen Welthandel und schwache Binnennachfrage zurück.
SLI erwartet, dass sich dieses Muster in den nächsten Wochen in anderen Ländern der Region wiederholt, so auch in Korea und Japan. Letzteres bereitet aus Sicht von SLI am meisten Sorgen. Es war wohl zu optimistisch zu erwarten, dass sich die japanischen Exporte trotz schwachem Wechselkurs dem globalen Trend entziehen. Aber die rückläufigen Verbraucherausgaben sind gelinde gesagt rätselhaft angesichts der deutlichen realen Einkommenszuwächse in Japan. Wenn sich dies nicht schnell ändert, wird die Wirtschaftsstrategie des Premierministers Abes vor einer grossen Prüfung stehen. (SLI/mc/pg)
Den ausführlichen Researchbericht in Englisch erhalten Sie hier.