Swiss Re enttäuscht im Nichtleben-Bereich
Michel M. Liès, CEO Swiss Re. (Copyright: Swiss Re)
Zürich – Der Rückversicherer Swiss Re hat im zweiten Quartal 2015 in einem von Naturkatastrophen erneut kaum belasteten Marktumfeld den Gewinn leicht gesteigert. Während im Nichtlebengeschäft sogenannte Man-made-Verluste stärker als erwartet auf das Ergebnis gedrückt haben, trägt die Restrukturierung im Life&Health-Bereich bereits erste Früchte.
Gruppenweit steigerte die Swiss Re den Reingewinn im zweiten Quartal um 2,2% auf 820 Mio USD, wie der Rückversicherer am Donnerstag mitteilte. Rechnet man das Ergebnis des sehr starken ersten Quartals hinzu, ergibt sich für das Halbjahr ein Gewinnanstieg von 11% auf 2,3 Mrd.
CEO Michel Liès und Finanzchef David Cole drückten an der Halbjahresmedienkonferenz ihre Zufriedenheit über die Leistung im abgelaufenen Quartal aus. «Wir haben erneut ein solides Ergebnis erzielt, wozu alle Sparten ihren Beitrag geleistet haben», sagte Cole.
Combined Ratio schwächer als erwartet
In der Nichtleben-Rückversicherung (P&C Re) vermochte Swiss Re die Markterwartungen jedoch nicht zu erfüllen. Die Combined Ratio verbesserte sich im zweiten Quartal zur Vorjahresperiode lediglich um 0,2 Prozentpunkte auf 93,3% während Analysten im Vorfeld der Zahlenpublikation im Durchschnitt einen Wert um die 90% erwartet hatten.
Das Hauptgeschäft profitierte wie in den vergangenen Quartalen erneut von einer sehr geringen Belastung aus Naturkatastrophen. Hingegen fielen Man-made-Verluste, wie etwa der Unfall auf einer Pemex-Ölplattform im Golf von Mexiko oder Belastungen aus Kreditverträgen, stärker ins Gewicht als angenommen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im weltweiten Versicherungsgeschäft mit Unternehmenskunden (Corporate Solutions). Auch hier wurde die sehr tiefe NatCat-Schadenlast von höheren von Menschen verursachten Schäden kompensiert. Der Sparten-Gewinn wuchs daher nur 6 Mio USD auf 72 Mio.
Lebengeschäft auf Kurs
Deutlich besser entwickelte sich das Life&Health-Ergebnis (L&H Re), für welches Swiss Re im vergangenen Jahr Massnahmen zur Steigerung der Profitabilität eingeleitet hatte. Der Quartalsgewinn kletterte auf 218 Mio USD nach nur 48 Mio im Q2 2014. Grund dafür sei ein gutes operatives Ergebnis, höhere realisierte Nettogewinne auf Anlagen und ein positiver Wechselkurseffekt gewesen, sagte der Finanzchef.
«Wir haben zuletzt Neugeschäft zu attraktiven Konditionen gezeichnet und werden das auch weiterhin tun», ergänzte David Cole. Mit einer für das Halbjahr annualisierten Eigenkapitalrendite von 16,6% liegt L&H Re bereits klar über dem bis Ende 2015 angestrebten Zielkorridor von 10-12%.
Sinkende Volumen
Die auf Profitabilität ausgerichtete Zeichnungspolitik liess hingegen das Geschäftsvolumen der Gruppe im Berichtsquartal mit 7,14 Mrd USD hinter den Vorjahreswert (7,56 Mrd) zurückfallen. Die P&C Re-Einnahmen sanken um 0,1 Mrd auf 3,5 Mrd, jene in der L&H-Sparte nahmen um 0,3 Mrd auf 2,9 Mrd ab.
Sogar das Wachstum im Bereich Corporate Solutions geriet ins Stocken und erhöhte sich lediglich um 2 Mio auf 843 Mio USD. Cole begründete dies mit grossen einmaligen Transaktionen aus dem Vorjahr und zudem habe Swiss Re das Wachstum angesichts des schwierigen Tiefzinsumfelds bewusst gedrosselt. Das 2015er-Ziel von 4 bis 5 Mrd bleibe aber ungefährdet, versprach er.
Ausblick bekräftigt
Im Ausblick sieht sich die Gruppe nach wie vor auf Kurs. Die annualisierte Eigenkapitalrendite übertraf im Halbjahr mit 13,5% den Zielvergleichswert, der sich gemessen an der Rendite fünfjähriger US-Staatsanleihen plus 700 Basispunkten auf 8,5% belief. Ausserdem blickt der Rückversicherer auf eine erfolgreiche Juli-Erneuerungsrunde zurück, in der rund ein Fünftel aller Verträge erneuert werden. In der Juli-Runde wuchs das Prämienvolumen um 31% und dies zu nach wie vor «attraktiven Konditionen», so Michel Liès.
Der CEO stellte betreffend Preisqualität zudem fest, dass sich der seit Jahren anhaltende Preisdruck im Markt spürbar abgeschwächt habe. Auch sei Swiss Re etwa dank dem Geschäft mit massgeschneiderten Transaktionen für Grosskunden weniger stark vom allgemeinen Preisdruck betroffen.
An der Börse wurden zwar die gute Entwicklungen bei den Vertragserneuerungen und im Lebengeschäft positiv zur Kenntnis genommen. Die schwächere Performance im P&C-Teil liess die Anleger allerdings Gewinne mitnehmen. Bis Börsenschluss büssten die Swiss Re-Papiere in einem etwas festeren Gesamtmarkt 1,4% ein. (awp/mc/upd/pg)