US-Wirtschaft nimmt im 2. Quartal Fahrt auf
(Les Cunliffe – Fotolia.com)
Washington – Die Wirtschaft in den USA ist im zweiten Quartal nach einem schwachen Jahresstart wieder stärker gewachsen. Nach Regierungszahlen vom Donnerstag stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni auf das Jahr hochgerechnet um 2,3 Prozent. Bankvolkswirte hatten zwar mit einem etwas stärkeren Wachstum um 2,5 Prozent gerechnet. Allerdings fiel die Entwicklung im ersten Quartal besser aus als bisher gedacht: Anstatt einer ursprünglich ermittelten Schrumpfung um 0,2 Prozent ergibt sich nach revidierten Zahlen ein Zuwachs um annualisiert 0,6 Prozent.
Angeschoben wurde das Wachstum im zweiten Quartal vor allem durch den privaten Konsum, der um 2,9 Prozent stieg. Auch die Bauausgaben und der Aussenhandel beflügelten das Gesamtwachstum. Die Investitionen der Unternehmen fielen dagegen enttäuschend aus, sie gingen um 0,6 Prozent zurück. Auch die Lagerbestände der Unternehmen belasteten die Entwicklung.
Inflation zieht an
Für Überraschung sorgte ein deutlicher Preisschub: Die Kernrate des von der US-Notenbank bevorzugten Preisindex PCE stieg im zweiten Quartal um 1,8 Prozent. Das liegt nahe am mittelfristigen Zielwert der Fed von zwei Prozent. Die schwache Inflation galt Experten bisher als wichtiger Grund, warum die Fed mit einer ersten Zinsanhebung nach der Wirtschaftskrise zögert. Im ersten Quartal hatte die PCE-Kernrate noch deutlich tiefer bei 1,0 Prozent gelegen.
An den Finanzmärkten hielt sich die Reaktion dennoch in Grenzen: Der Dollar legte zu anderen Währungen allenfalls moderat zu. Am US-Anleihemarkt stiegen die Renditen zunächst an, fielen dann aber zurück. Die Reaktion an den Börsen war leicht positiv.
Annualisierung
Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf diese Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar. Nach europäischen Standards entspricht das aktuelle US-Wachstum einem Quartalswachstum von gut 0,5 Prozent.
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen wieder
In den USA ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder gestiegen. In der vergangenen Woche legte die Zahl der Anträge um 12’000 auf 267’000 zu, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Bankvolkswirte hatten mit einem noch höheren Anstieg auf 270’000 gerechnet. In der Woche zuvor war die Zahl der Erstanträge auf das niedrigste Niveau seit November 1973 gefallen. Im aussagekräftigeren Vierwochenschnitt fielen die Erstanträge zuletzt um 3750 auf 274’750. (awp/mc/pg)