ZKB Weekly KMU Portrait: Schweizer Zucker AG

ZKB Weekly KMU Portrait: Schweizer Zucker AG

Guido Stäger, Direktor der Zuckerfabriken Aarberg + Frauenfeld. (Foto: zvg)

Zürich – Die 1912 gegründeten Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG (ZAF) verarbeitet als einziges Unternehmen in der Schweiz Zuckerrüben und versorgt damit den Schweizer Markt. Im Frühjahr 2014 wurde das Unternehmen in Schweizer Zucker AG unbenannt. So sollte der Bezug zu Schweiz besser vermittelt werden. Zur Gesellschaft gehören zwei Tochtergesellschaften: Die RICOTER Erdaufbereitung AG und die Landwirtschafts AG der ZRA.

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Ausgangslage
Seit Jahresbeginn befinden sich die Aktien der Schweizer Zucker AG in einem Abwärtstrend, mit einem Minus von über 44%. Der Hauptgrund dürfte in der Einführung der neuen Zuckermarktverordnung im Jahr 2017 in der EU liegen. Auch der stetige sinkende Zuckerpreis, drückt nochmals auf die Margen. Zusätzlicher Druck kommt noch von der Euroschwäche. Dies wiederum ist auch der Grund, weshalb die Ostschweizer für das laufende Geschäftsjahr 2014/15 einen Betriebsverlust erwarten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Aktionariat hauptsächlich aus Rübenpflanzern (Ostschweizer Vereinigung für Zuckerrübenbau (OVZ) und der Westschweizerischen Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer (WVZ) besteht. Die beiden Vereinigungen dürften um die 50% der Gesellschaft besitzen. Die Pflanzer haben zwei Hauptinteressen, zum einen möchten sie den Zucker zu möglichst hohen Preisen verkaufen, und zum andern möchten diese auch von einer hohen Rendite (Ausschüttung) der Aktien profitieren.

Rübenanbau 2015/16
Nach der Rekordernte vom letzten Herbst hat die Interprofession beschlossen, die Anbauflächen für dieses Jahr durch freiwillige Stilllegungen und Einfrieren von übertragenen Quoten leicht zu reduzieren. Mit ausgesäten 20‘300 ha liegt die Anbaufläche 5% unter dem Vorjahr. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen im Frühling, können die Erträge das Niveau des letzten Jahres wohl nicht erreichen. (Quelle: Schweizerzucker AG/Aktionärsbrief Juni 2015)

Entwicklung des Zuckerpreises
Zucker gehörte vor und während der jüngsten Finanzkrise zu den beliebtesten Rohwaren, mit welchen spekulative Anleger an den Terminmärkten handelten. Es gab Phasen, in welchen der Preis des süssen Produkts innerhalb weniger Monate um bis zu 230% stieg und danach auch wieder fiel, weil ein grosser Teil von Marktteilnehmern der Ansicht war, Zucker werde wenigstens vorübergehend knapp werden. Ähnliche Argumente hatten etwa zur selben Zeit auch bei anderen Energie- und Rohwarenkontrakten zu vergleichbar starken Preisschwankungen geführt. Tatsächlich wurde in den letzten Jahren in der absoluten Mehrzahl der Ernteperioden weltweit mehr Zucker produziert als verbraucht. Deshalb verwundert es kaum dass der Zuckerweltmarktpreis sich in einem Abwärtstrend befindet. (Quelle: NZZ/ZKB).

Zuckermarkt im In- und Ausland
Nach der Rekordernte in der Schweiz vom letzten Herbst wurde beschlossen, die Anbauflächen für dieses Jahr durch freiwillige Stilllegungen und Einfrieren von übertragenen Quoten leicht zu reduzieren. Mit ausgesäten 20‘300 ha liegt die Anbaufläche 5% unter dem Vorjahr. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen im Frühling, können die Erträge das Niveau des letzten Jahres wohl nicht erreichen

Die EU darf seit 2006 nur noch 1.4 Mio. Tonnen Zucker exportieren, vorher waren es zum Teil weit über 5 Mio. Tonnen. Die Reform führte zu einem dramatischen Rückgang von rund 138’000 EU-Rübenpflanzern. In fünf EU-Ländern wurde die Rübenproduktion gar ganz aufgegeben, und die Fläche in der EU sank von 2.2 Mio. Hektaren auf noch gut 1.4 Mio. Hektaren. Der positive Einfluss der Reform war, dass der Rüben- und Zuckerertrag um 20% gesteigert werden konnte. Unter anderem auch, weil sich die Produktion nur noch auf die besten Anbaugebiete beschränkte. Im Vergleich zu EU-Ländern schnitt die Schweiz bezüglich des Zuckerertrags in der EU zusammen mit Frankreich am besten ab.

Zuckermarktverordnung
Die EU-Zuckermarktordnung wirkt sich praktisch 1:1 auf den Schweizer Zuckermarkt aus. Weil zwischen der EU und der Schweiz faktisch ein Freihandelsabkommen besteht, ist es auch für die Schweiz sehr wichtig, wie sich die EU-Zuckermarktordnung weiterentwickelt wird.

Das Wichtigste der neuen EU-Zuckermarktregelung:
Das Europäische Parlament (EP), der Rat und die Europäische Kommission (KOM) haben sich im Zuge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik am 25. Juni 2013 auf ein Auslaufen der Zucker- und Isoglucose-Quotenregelung zum 30. September 2017 verständigt.

Ab 1. Oktober 2017 entfallen als wesentliche Elemente der EU-Zuckermarktregelung

  • die EU-Quoten für Zucker (13.53 Mio. Tonnen) und für Isoglucose (0.72 Mio. Tonnen), eine aus Stärke gewonnene Zuckerlösung,
  • die Mindestpreise für Quotenrüben (26.29 Euro pro Tonne), also Rüben, die zur Erfüllung der Zuckerquote angebaut werden, sowie
  • die Produktionsabgabe für Zucker bzw. Isoglucose (12 bzw. EUR 6 pro Tonne), die auf die zugeteilten Quoten der Zuckerhersteller erhoben wird. (Quelle: BEMEL)

Fazit
2017 läuft die EU-Ordnung aus, die die Unternehmen vor Konkurrenz schützt. Die deutschen und Schweizer Branchenführer müssen sich umstellen, und mit ihnen die Landwirte/Pflanzer. Auch für die Schweizer Zucker AG dürfte sich einiges verändern. Das Geschäftsmodell muss angepasst werden. Evtl. müssen sogar die Vertragsbedingungen mit den Rübenbauern, welche aber den grössten Teil des Aktionariates ausmachen, neu verhandelt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Zuckerproduzenten ist auf dem Prüfstand. Es muss sicher alles daran gesetzt werden, um die Effizienz zu steigern. Aufgrund der hohen Substanz kann die Schweizer Zucker AG eine grössere Durstrecke verkraften. Der ausgewiesene Buchwert beträgt CHF 59.00 nach Auflösung der stillen Reserven dürfte dieser um einiges höher sein. Auch der hohe Cash-Bestand pro Aktie von CHF 68.00 wirkt verlockend für einen Einstieg. Auf Grund des erwarteten hohen Konkurrenzdrucks aus dem EU-Raum dürften die Margen stark schrumpfen. Auch die Entwicklung der Dividendenpolitik, bleibt offen. Momentan läge die Rendite bei ungefähr 3%. Die Geschäftsleitung bleibt auf alle Fälle gefordert. (ZKB/mc)

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