WWF – 20 Jahre Wolf: Wald und Natur sagen Danke
(Foto: © Giancarlo Mancori / WWF Italien)
Zürich – Seit genau 20 Jahren gehört der Wolf wieder zur Schweizer Natur. Doch wo er aufheult, heult es zurück: Viele Nutztierhalter tun sich immer noch schwer. Dabei hat sich der Herdenschutz längst bewährt, und auch die Natur dankt: Der Wolf ist gut für den Schweizer Wald.
Mit viel Getöse hatte der Wolf vor genau 20 Jahren seinen ersten Auftritt bei uns in der Schweiz: Er riss vier Schafe, vier Ziegen und versprengte eine ganze Herde im Val Ferret beim grossen Sankt Bernhard, im Wallis. In der Folge trug er bald den Übernamen „bête du Val Ferret“.
20 Jahre später gibt es immerhin 25 bis 30 Wölfe in der Schweiz. Es könnten deutlich mehr sein, denn acht wurden offiziell geschossen – möglichweise wurde dadurch zwei weitere Rudel verhindert – und bereits gibt es in den Kantonen Uri und Nidwalden eine Abschussbewilligung für einen weiteren Wolf . Dazu kommen zwei gewilderte Wölfe: Der WWF vermutet aber, dass die Dunkelziffer noch höher ist. Dabei sind die Wölfe ein Gewinn für die Schweiz und man sollte sie lieber leben lassen. Beispiel Wald: Mit im historischen Vergleich sehr hohen Wildbeständen ist der Druck auf unsere Wälder hoch. Verbisschäden können die natürliche Verjüngung verlangsamen – ein grosses Problem für den Schweizer Wald, der vielerorts eine wichtige Schutzfunktion einnimmt. Werden Wildtiere wegen der Wolfspräsenz wieder scheuer und verhalten sich artgerechter, wirkt sich dies positiv auf den Jungwald aus. Der Wolf tötet ausserdem vorab junge und unerfahrene oder ältere, schwache und kranke Tiere und sorgt so für einen gesunden Wildtierbestand. Er hat als natürlicher Regulator in der Nahrungskette also durchaus seinen Platz.
Auch die Schafe profitieren
Die natürliche Rückkehr des Wolfes bringt die Schafhalter dazu, ihre Tiere besser zu überwachen und kontrollierter weiden zu lassen. Dies ist auch zum Schutz der Bergwelt von grossem Vorteil, da übernutzte Bergweiden zu Erosion führen können und unternutzte Weiden verbuschen. Der freie Weidegang, d.h. Schafe, die unbeaufsichtigt den Sommer in den Bergen verbringen, ist historisch gesehen eine neue Erscheinung, die den Nutztieren nicht nur gut bekommt: Von rund 200’000 gesömmerten Schafen sterben jährlich rund 4000, die meisten von ihnen an Krankheiten und Abstürzen. Weniger als 10 Prozent aller Abgänge gehen aufs Konto von Grossraubtieren. Der Wolf zwingt die Tierhalter nun zum Umdenken und leistet so einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Schafhaltung. Und er rettet – so ungewohnt das vielleicht tönt – hunderten von Schafen das Leben.
20 Jahre Wolf in der Schweiz in Zahlen
Identifizierte Wölfe 1995-2015: 54 Männchen, 14 Weibchen
20 Jahre Wolf in der Schweiz in Zahlen 1
Wölfe im 2015 (geschätzt): 25-30
Offizielle Abschüsse: 8, eine Abschussbewilligung für den Wolf in der Innerschweiz liegt vor.
Gewilderte Wölfe: 2, doch Dunkelziffer vermutlich höher
Verunfallte Wölfe: 4
Von der „Bête du Val Ferret“ zum ersten Rudel
Mit viel Getöse hatte ein Wolf heute vor 20 Jahren seinen ersten Auftritt bei uns in der Schweiz. Er riss nämlich vier Schafe, vier Ziegen und versprengte eine ganze Herde im Val Ferret beim grossen Sankt Bernhard, im Wallis. Die Freude über die Rückkehr des Wolfes hielt sich in Grenzen. Kein Wunder – In diesem Sommer riss dieser erste Wolf 119 Nutztiere. Er wurde in der Folge zur „bête du Val Ferret“. Im August desselben Jahres wurde dieser erste Wolf dann genetisch nachgewiesen – eventuell war auch noch ein zweiter zugegen. Seither tauchten immer wieder Wölfe auf, 2001 im Tessin und im Graubünden, 2006 in Bern, 2007 in Waadt, 2008 in Obwalden, 2009 in den Kantonen Luzern und Schwyz. 2010 wurden an einem Schafskadaver zwei Wölfe genetisch nachgewiesen, die erste Paarbildung hat stattgefunden. Und seit 2012 gibt‘s am Calanda jedes Jahr Jungwölfe, die Schweiz hat seither ein Rudel. (WWF/mc/ps)