Euro-Finanzminister vertagen sich auf Sonntag
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. (Foto: EU)
Brüssel – Härter als zunächst angenommen haben sich am Samstag in der Sondersitzung der Eurogruppe die Diskussionen um die Rettung Griechenlands entwickelt. Eine Einigung war am späten Abend in Brüssel nicht absehbar. Der Druck auf Athen nahm zu, denn die Finanzminister der Währungsunion fordern zusätzliche Sparmassnahmen und auch Sicherheiten.
Damit könnte sich die schon mehr als prekäre Lage Griechenlands noch weiter verschärfen. Die Finanzminister wollen von Athen vor allem eine Umsetzung der versprochenen Massnahmen. Versprechungen allein seien zu wenig, hatte es bereits im Vorfeld des Eurogruppen-Treffens geheissen. Dabei sei das griechische Parlament gefordert, Reformen auch tatsächlich zu beschliessen. Dies soll bereits am Montag in Athen passieren, hiess es.
Die Euro-Finanzminister vertagten sich am späten Samstagabend auf 11.00 Uhr am Sonntag. Diplomaten berichteten nach den siebenstündigen Verhandlungen, die Euro-Finanzminister arbeiteten an einer Erklärung, die zusätzliche Reformen von Griechenland verlangen soll. Die Erklärung richte sich an die Staats- und Regierungschefs der Eurozone, die am Sonntag um 16.00 Uhr in Brüssel zusammentreffen wollen. Zwei Stunden später soll der Gipfel der Staats- und Regierungschefs aller 28 EU-Länder beginnen.
Deutschland macht befristeten Grexit zum Thema
Doch die Eurozone ist mittlerweile nicht mehr so einig wie noch vor einigen Tagen. Deutschland fordert klar härtere Einschnitte seitens Griechenlands. Im Berliner Finanzministerium tauchte auch ein Papier auf, das einen befristeten Austritt Griechenlands aus der Eurozone für fünf Jahre vorsah, ausser Athen richtet einen Garantiefonds von 50 Mrd. Euro ein, hiess es. Dieses Papier sei aber bei der Eurogruppe nicht auf den Tisch gelegt worden.
Finanzminister Schäuble war nach einem Medienbericht am Samstag mit einem Positionspapier in ein Krisentreffen der Eurogruppe gegangen, das zwei Möglichkeiten für das von der Staatspleite bedrohte Griechenland vorsieht. Entweder Athen bessere rasch nach, oder das Land solle die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen, zitierte die «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» aus dem Papier.
Schliesslich gibt es auch Widerstand von den Finnen. Denn die an der Regierung beteiligten eurokritischen «Wahren Finnen» lehnen dem Vernehmen nach ein weiteres Hilfspaket ab. Dem stehen Frankreich, Italien oder Luxemburg gegenüber, die für einen Kompromiss mit Griechenland und deutlich gegen ein Ausscheiden Athens aus der Eurozone sind. (awp/mc/pg)