Novartis, Roche und Nestlé wertvollste Firmen Europas

264 Milliarden Dollar schwer und auf Rang elf wertvollste Firma der Welt: Der Schweizer Pharmakonzern Novartis. (Foto: Novartis)

Zürich – Die drei US-Technologiekonzerne Apple, Microsoft und Google sind die wertvollsten Unternehmen der Welt; Apple hat den Vorsprung im ersten Semester 2015 weiter ausgebaut. Die drei teuersten Firmen Europas − Novartis, Roche und Nestlé − sind zusammen fast gleich viel wert wie Apple. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der Marktkapitalisierung durch das Beratungsunternehmen EY. Weiter stossen immer mehr chinesische Unternehmen unter die 300 wertvollsten Unternehmen der Welt vor. Die USA haben zudem bei den Zukunftstechnologien die Nase vorn, während in Europa nach wie vor die Old Economy dominiert. Dies dürfte sich zukünftig als ein erheblicher Nachteil erweisen, denn die Digitalisierung entwickelt sich zum alles beherrschenden Trend und stellt traditionelle Geschäftsmodelle reihenweise auf den Kopf.

Der Technologiekonzern Apple hat zur Jahresmitte seine Position als wertvollstes Unternehmen der Welt verteidigt – und seinen Vorsprung sogar deutlich ausgebaut: Der Börsenwert des Unternehmens betrug zur Jahresmitte 723 Milliarden US-Dollar – das sind 75 Milliarden Euro mehr als Ende vergangenen Jahres und entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung von Portugal, Finnland und Griechenland zusammen. Damit baute Apple seinen Vorsprung vor dem zweitplatzierten Suchmaschinen-Giganten Google und dem Softwarekonzern Microsoft (361 bzw. 357 Milliarden US-Dollar) weiter aus.

Schweizer Trio allen Europäern weit voran
Von den 20 teuersten Unternehmen kommen derzeit elf aus den Vereinigten Staaten, fünf aus China und eines aus Japan. Durchbrochen wird diese transpazifische Phalanx allerdings von drei Schweizer Unternehmen: Novartis ist mit einem Wert von 264 Milliarden US-Dollar auf Rang elf wertvollstes europäisches Unternehmen vor Roche auf Rang 15 mit 241 Milliarden und Nestlé auf Platz 17 mit 230 Milliarden. Als weitere Europäer folgen der in Belgien ansässige Biergigant Anheuser-Busch Inbev (Rang 26, 193 Milliarden), der niederländische Erdölkonzern Shell (Rang 32, 179 Milliarden) sowie die britische Bank HSBC (Rang 34, 175 Milliarden). Der Pharmakonzern Bayer ist mit 116 Milliarden Börsenwert auf Rang 62 das aktuell wertvollste deutsche Unternehmen.

Europas Firmen unattraktiv für Investoren
In den Top 100 finden sich insgesamt nur 28 europäische Unternehmen. Die aktuelle Schwäche Europas im Ranking führt Stefan Rösch-Rütsche, Partner und Leiter Transaktionsdienstleistungen bei EY, zum einen darauf zurück, dass die europäische Wirtschaft in den vergangenen Jahren kaum gewachsen und für Investoren wenig attraktiv gewesen ist: «Europa hat lange unter den Nachwehen der Finanz- und Wirtschaftskrise gelitten. Die Wirtschaft kommt erst langsam wieder in Schwung – gleichzeitig fahren viele US-Konzerne Rekordgewinne ein».

Zum anderen führe der Wertverlust des Euro zu schlechteren Platzierungen der Unternehmen aus dem Euroraum. «Die Schwäche der europäischen Unternehmen im Ranking resultiert auch aus dem gesunkenen Eurokurs – die an europäischen Börsen gelisteten Konzerne verlieren im internationalen Vergleich an Wert, während der starke US-Dollar US-Konzerne aufwertet.» Auf der anderen Seite aber mache der schwache Euro europäische Konzerne zu günstigeren Investitionszielen für Anleger von ausserhalb des Euroraumes, so Rösch-Rütsche.

Die US-Konzerne leiden zunehmend unter dem starken Dollar. Der Höhenflug des US-Dollar führt dazu, dass die Geschäfte mit dem Ausland für US-amerikanische Unternehmen teurer werden. Das drückt den Umsatz sowie die Gewinnaussichten und voraussichtlich auch den Börsenwert. «Falls die Griechenland-Krise gelöst werden kann, wird Ende dieses Jahres Europa aber wieder stärker im Ranking der teuersten Unternehmen der Welt vertreten sein», vermutet Rösch-Rütsche.

Neun Schweizer Firmen in Top 300
Die Schweiz ist Sitz von überdurchschnittlich vielen hochkotierten und zumeist sehr international tätigen Unternehmen. Obwohl der in Zürich ansässige Versicherer Ace nicht mehr unter den Top 300 rangiert, finden sich insgesamt neun Schweizer Unternehmen auf dieser Liste. Seit Ende letzten Jahres ist beispielsweise die aktuell erfolgreich agierende Grossbank UBS fast ein Viertel wertvoller und aktuell 82 Milliarden US-Dollar schwer, Konkurrentin Credit Suisse ist weniger schnell gewachsen und erreicht eine Marktkapitalisierung von 45 Milliarden.

Der Wert des Schweizer Rohstoffunternehmens Glencore hat sich erneut verringert und beträgt noch 52 Milliarden US-Dollar. Die Rohstoff- und Energiekonzerne haben aufgrund des Preisverfalls bei Öl, Gas und Mineralstoffen in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren. So sind viele Energieunternehmen im Ranking nach hinten gerutscht: Im Top 100 Ranking finden sich aktuell nur noch 8 – vor einem halben Jahr waren es noch 10, vor einem Jahr sogar 13.

Keine negativen Auswirkungen wegen starken Frankens
Der starke Franken hat den fast ausschliesslich international ausgerichteten Schweizer Unternehmen auf der Kostenseite wenig ausgemacht, einzig bei den Unternehmen der Finanzindustrie und dem Retailer Richemont fällt ein relevanter Anteil der Kosten im Inland an. Den in Franken bilanzierenden Firmen bescherte die erstarkte Währung wegen der Umrechnung aus schwächeren Währungen zudem tiefere Umsätze und tiefere Gewinne in der Konzernrechnung.

Auf der anderen Seite wird die vorliegende Rangliste aber in US-Dollar ausgedrückt, so dass sich nach der Umrechnung von Franken in Dollar ein höherer Wert ergibt. «Die Währungseffekte auf die Marktkapitalisierung der international tätigen Konzerne ist sehr komplex. Im Falle des starken Frankens kompensieren sich die verschiedenen Effekte zu einem grossen Teil», erläutert Rösch-Rütsche.

Chinesische Unternehmen gewinnen stark an Bedeutung
In den vergangenen Monaten haben vor allem chinesische Konzerne im Ranking stark an Bedeutung gewonnen: Unter den zehn wertvollsten Unternehmen der Welt sind aktuell zwei Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Und im Ranking der 300 teuersten Unternehmen der Welt finden sich 42 Chinesen – vor einem halben Jahr waren es 31, ein Jahr zuvor nur 24.

Hauptgrund für den Bedeutungsgewinn Chinas ist der aktuelle Börsenboom im Reich der Mitte, der die Bewertungen der dortigen Konzerne in die Höhe treibt. Zudem bleibe China trotz nachlassender Wachstumsdynamik für Investoren ein sehr interessanter Wachstumsmarkt, so Rösch-Rütsche: «Chinesische Unternehmen werden künftig weltweit eine immer grössere Rolle spielen.»

USA dominieren bei Zukunftstechnologien
Trotz des starken US-Dollar, der für US-Konzerne auf den Weltmärkten von Nachteil ist, sieht Rösch-Rütsche die US-Wirtschaft im Vergleich zur Konkurrenz in Europa strukturell gut aufgestellt: «In Europa dominieren weiterhin die Old Economy mit Industrie- und Rohstoff­konzernen sowie einige Pharmagrössen. In den USA hingegen hat sich die IT-Branche zur Leitbranche entwickelt.» Von den neun Technologiekonzernen, die sich im weltweiten Top-100-Ranking platzieren konnten, stammen sechs aus den USA, zwei aus Asien und mit der deutschen SAP nur einer aus Europa.

Dass Europa bei den Zukunftstechnologien so schlecht aufgestellt sei, dürfte sich als erheblicher Nachteil erweisen, warnt Rösch-Rütsche: «Die Digitalisierung entwickelt sich zum alles beherrschenden Trend und stellt die Geschäftsmodelle von Unternehmen und ganzen Branchen in Frage. Gerade US-Konzerne treiben die Digitalisierung der Wirtschaft derzeit aggressiv voran und bestimmen damit die Spielregeln, die zukünftig für die gesamte Wirtschaftswelt gelten.» (EY/mc/ps)

Über die Studie:
Die dieser Medienmitteilung zugrunde liegende Analyse umfasst den Börsenwert der jeweiligen Unternehmen am Stichtag 30.06.2015 bei Börsenschluss. Quelle ist der Nachrichtendienst Bloomberg.

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