‹Grexit›-Angst setzt Athener Börse massiv unter Druck
Athen – Die Börse in Griechenland ist am Montag wegen zunehmender «Grexit»-Befürchtungen ein weiteres Mal eingebrochen. In Athen brach der Leitindex Athex Composite bis Börsenschluss um knapp 5 Prozent ein. Vor allem der Bankensektor geriet wegen der Sorgen vor einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-Raum unter erheblichen Verkaufsdruck und verlor rund 10 Prozent an Wert.
Am griechischen Anleihemarkt stiegen die Risikoaufschläge für kurzlaufende Papiere besonders stark. Zweijährige Staatsanleihen des Landes rentierten im Vormittagshandel mit bis zu 27 Prozent. Verglichen mit Freitag erhöhte sich die Rendite um mehr als eineinhalb Prozentpunkte. Zum Vergleich: Entsprechende Anleihen anderer südeuropäischer Euroländer wie Spanien, die immer noch als anfällig für Stimmungsschwankungen an den Börsen gelten, rentieren derzeit mit deutlich weniger als einem Prozent.
Varoufakis drängt auf Schuldenerlass
Am Wochenende hatte sich der Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern wieder zugespitzt. Bei den diskutierten Reformen für Hellas bestehen weiter grosse Meinungsdifferenzen, die auch ein Vermittlungsversuch von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker nicht verringern konnte. Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis dringt ausserdem auf einen Schuldenerlass. Varoufakis sieht nun die Geldgeber seines Landes am Zug. «Heute ist ein schöner Tag. Die Sache ist kristallklar: Endlich sind wir an den Punkt gelangt, wo die Partner Entscheidungen treffen müssen», sagte Varoufakis dem Sender der regierenden Linkspartei Syriza «Sto Kokkino» am Montag.
Auch Kanzlerin Angela Merkel müsse sich entscheiden, fügte Varoufakis hinzu. Athen spiele keine Spiele und bluffe nicht, betonte der griechische Finanzminister. Athen habe den Gläubigern mehrere alternative Vorschläge für Sparmassnahmen gemacht. Diese aber bestünden weiter auf Rentenkürzungen. Griechenland werde dem nie zustimmen. Griechenland habe den Institutionen gesagt, «bis hier und keinen Schritt weiter», hiess es.
Griechenland immer stärker unter Druck – «Grexit» rückt näher
«Selbst zuvor gemässigte Stimmen sprechen sich nun offen gegen die griechische Haltung aus. Entweder wird Griechenland sich hierdurch beindrucken lassen und eine Kehrtwende vollziehen, oder die Verhandlungen werden sich auf den Umgang mit einer Staatspleite und den Grexit verlagern. Die Lage hat sich stärker verschärft, als wir es uns für diesen Zeitpunkt hätten vorstellen können», kommentierten die Volkswirte der Commerzbank die jüngste Entwicklung. (awp/mc/pg)