Flughafen Zürich-CEO: Zeit reicht wohl nicht für Umsetzung des Staatsvertrags
Stephan Widrig, CEO Flughafen Zürich AG. (Foto: Flughafen Zürich)
Zürich – Der Staatsvertrag mit Deutschland ist zum Dauerthema für den Flughafen Zürich geworden – nun auch für den neuen CEO Stephan Widrig. Der Vertrag liegt derzeit auf Eis und wird vor der nächsten Bundestagswahl 2017 wohl kaum geändert. Um die Umsetzung zu garantieren, sei der Flughafen aber zwingend auf die geplanten Pistenverlängerungen angewiesen, sagt der Firmenchef im Interview mit dem «Tagesanzeiger». Ohne dass der Flughafen Kapazität verliert, reiche die Zeit aber aufgrund der Verzögerung in Deutschland nicht mehr aus, um den Vertrag einzuhalten.
Gleichzeitig sei es nicht sinnvoll, die Pistenverlängerungen ohne Rechtssicherheit mit Deutschland zu bauen, erklärt Widrig. «Daher ist es sinnvoll, dass man den Raum dafür sichert. Der Ostanflug ist die einzige vernünftige Alternative zum Nordanflug. Über Pistenverlängerungen entscheiden wird aber das Volk.»
Wichtig sei auch unter diesem Aspekt das Projekt «Circle». «Die Passagiere haben Erwartungen an ihren Aufenthalt am Flughafen, sie schätzen Dienstleistungen. Und: «Solche Angebote helfen, die Finanzierbarkeit des Flugbetriebs sicherzustellen», sagte der Flughafenchef. Zudem seien die Flughäfen mit den besten Noten von den Passagieren immer die mit einem guten kommerziellen Angebot – und da sei Zürich dabei.
Nicht einfach viel Wachstum generieren
Derweil bleibt auch der Lärm um den Flughafen Zürich ein Streitthema. Dem neuen Flughafenchef ist es wichtig, dass das Gemeinwohl in den Vordergrund rückt. «Das eine ist der volkswirtschaftliche Nutzen des Flughafens, das andere sind die Lasten», sagte er. Hier brauche es Abwägungen.
Man wolle «nicht einfach viel Wachstum generieren». Es gehe darum, das Netzwerk sowie gute interkontinentale Verbindungen zu erhalten. «Nur mit einer Entwicklungsperspektive investieren Airlines wie die Swiss in die neuesten Maschinen», so Widrig.
Mit der Nachtflugsperre habe man einen historischen Kompromiss gefunden. «Sie ist eine der strengsten in Europa und darf auf keinen Fall ausgedehnt werden.» In den Spitzenzeiten habe der Flughafen derweil bereits jetzt seine Grenzen erreicht und könne die Nachfrage nicht mehr befriedigen. «Spätestens 2030 haben wir ein grösseres Problem», so der CEO. (awp/mc/ps)