Sepp Blatter tritt zurück: For the good of the game
Josef S. Blatter, Präsident FIFA
Das ist zumindest die Schlagzeile, die viele gerne lesen würden. Noch versucht der FIFA Präsident Josef S. Blatter aber im Auge des Orkans vehement Normalität zu inszenieren. Der Betrachter schwankt ob der Chuzpe zwischen Bewunderung und Unglaube. Klar ist aber: Das System Blatter muss das Ende erreicht haben.
Kommentar von Helmuth Fuchs
Sepp Blatter ist seit vierzig Jahren im Dienste der FIFA, seit 1998 amtet er als deren Präsident. Seit Beginn seiner Präsidialzeit sind die Gerüchte über Bestechung, finanzielle Unregelmässigkeiten und Missmanagement nicht verstummt. Konkrete Vorwürfe führten jedoch nie zu einer gerichtlichen Verurteilung, im Gegenteil sprachen Gerichte Blatter frei und ihm sogar Entschädigungen zu. Dass ihn 2011 die FIFA Ethikkommission von Kenntnis über Schmiergeldzahlungen an Delegierte der Caribbean Football Union freisprach erstaunte niemanden, Vertrauen in die Institution wurde aber mit dem Vorgehen auch nicht geschaffen.
Ohne sein Wissen geht nichts im Reich eines Sonnenkönigs
Durch den Konkurs der Sportvermarktungsfirma ISL im Jahre 2001 wurde gegen verschiedene hohe FIFA Funktionäre wegen Bestechung ermittelt, das Verfahren jedoch gegen eine Zahlung von 5.5 Millionen Franken 2010 eingestellt. Spätestens die Veröffentlichung der Einstellungsdetails räumten mit der Mär des unwissenden Blatters auf. So ist es auch heute nicht vorstellbar, dass der FIFA Präsident, der den gemeinnützigen Verein wie ein Sonnenkönig präsidiert, nichts von den Bestechungen seiner Vizepräsidenten gewusst haben soll. In einem Reich mit einer solch absolutistischen Führungsstruktur geschieht nichts was mit Geld, Macht und Entscheidungen zu tun hat ohne Wissen und zumindest stille Akzeptanz des Präsidenten. Wenn sich jetzt sein Mediensprecher bemüht, den Präsidenten aus dem medialen Kreuzfeuer herauszuhalten mit dem Argument, Sepp Blatter sei nicht angeklagt und deshalb “relativ entspannt” und die FIFA sei froh über die Ermittlungen, die sie ja selbst initiiert habe, drängt sich das Bild des ängstlich Pfeifenden im Walde auf.
Zum Wohl des Fussballs
Sepp Blatter betont immer wieder, dass es ihm nur um den “Füessball” gehe, um “the good of the game”. Die andauernden Querelen, die anhaltenden Skandale, immer wieder mit Beteiligung oberster Repräsentanten (diesmal sind FIFA-Vizepräsidenten involiert), die nie endgültig widerlegten Bestechungsvorwürfe, die undurchsichtigen Strukturen und Finanzen, all dies sind eben nicht Randerscheinungen, sondern zentrale Pfeiler der Herrschaft Blatters. Die Zeit ist reif, die Glaubwürdikeit des Weltfussballs wieder herzustellen, mit unbelasteten, transparenten Strukturen und Führungskräften. Zudem mag man Sepp Blatter, nach all seinen grossen Verdiensten um den Fussball, in seinem achtzigsten Lebensjahr auch gönnen, sich vom Spiel der Jugend zu verabschieden. Zu seinem und dem Wohl des Fussballs.