EU-Schluss: ESTX50 +0,35% auf 3683,48 Punkte
London/Paris – Europas Börsen haben an die teils sehr kräftigen Gewinne der letzten beiden Handelstage angeknüpft und am Mittwoch weiter zugelegt. Gestützt wurde die positive Stimmung zur Wochenmitte vom weiter rückläufigen Eurokurs und kräftigen Gewinnen bei Bankenwerten, nachdem die US-Justizbehörde im Skandal um Marktmanipulationen die Höhe des Strafmasses bekannt gegeben hatte. Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Aufschlag von 0,35 Prozent auf 3683,48 Punkten und verzeichnete damit bereits ein Plus von rund drei Prozent seit dem Wochenbeginn.
Für den CAC-40-Index ging es am Mittwoch in Paris um 0,31 Prozent auf 5133,30 Punkte aufwärts. Der Kurs des Euro pendelte um die Marke von 1,11 US-Dollar und notierte zum europäischen Börsenschluss bei 1,1083 US-Dollar. Der Londoner FTSE-100-Index stieg um 0,17 Prozent auf 7007,26 Punkte. Das an diesem Tag veröffentlichte Protokoll der britischen Notenbank vom 11. Mai bezeichnete Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Markets in London als «wenig aufregend». Eine rasche Zinsanhebung dürfte es erwartungsgemäss nicht geben. Wie aus dem Papier hervorgeht, waren alle wesentlichen Entscheidungen einstimmig gefällt worden. Vor knapp eineinhalb Wochen war der Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent belassen worden.
Der Blick auf die 19 Branchen des Stoxx Europe 600 zeigte die grössten Gewinne bei den Telekomaktien und den Aktien der Banken.
So präsentierten sich die Vodafone-Aktien nach der schwachen Kursreaktion auf die Jahresergebnisse am Vortag nun sehr stark mit plus 5,41 Prozent. Händler erklärten dies mit Aussagen des US-Medienmoguls John Malone, der den Medienkonzern Liberty Global kontrolliert. Aus Sicht von Malone würde Vodafone in Europa strategisch gut zu dem Konzern passen, der in den USA notiert ist und den Grossteil seiner Geschäfte in Europa macht. Hohe Synergien seien möglich, sagte Malone. Analysten zufolge setzt er damit das Management der Briten ordentlich unter Druck.
Unter den Bankenwerte zählten Barclays mit plus 3,37 Prozent, UBS mit plus 3,23 Prozent und die Royal Bank of Scotland (RBS) mit plus 1,78 Prozent zu den grössten Gewinnern. Die US-Regierung hatte diese drei sowie die US-Grossbanken JPMorgan und Citigroup für Tricksereien an den Finanzmärkten zur Rechenschaft gezogen. Die Gesamtstrafe beläuft sich auf 5,6 Milliarden US-Dollar.
«Die meisten Marktteilnehmer gehen nun davon aus, dass das Damoklesschwert weiterer Strafzahlungen nicht mehr über den Banken schwebt», begründete Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner die Gewinne. Die Risiken, und damit einhergehend die Unsicherheit, seien nun weitgehend aus dem Markt und das Management könne sich wieder dem Alltagsgeschäft zuwenden. Bei der UBS wirkte zudem eine Kaufempfehlung der Experten von Merrill Lynch für gute Stimmung.
Besonders schwach hingegen war die Immobilienbranche, die am Vortag unter den Favoriten gewesen war. Zu den schwächsten Branchenwerten zählten nun die Anteilsscheine von Deutsche Wohnen mit minus 3,58 Prozent nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Aber auch im Eurostoxx gehörte mit Unibail-Rodamco ein Immobilientitel zu den grössten Verlierern. Er verlor 1,96 Prozent. (awp/mc/cs/ps)