US-Wirtschaft stagniert zum Jahresstart
Washington – Die US-Wirtschaft hat zum Jahresstart stark abgebremst. Nach Zahlen des Handelsministeriums vom Mittwoch stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Januar bis März annualisiert um lediglich 0,2 Prozent. Das entspricht einer faktischen Stagnation und ist der schwächste Zuwachs seit einem Jahr. Bankvolkswirte hatten mit einer Wachstumsrate von 1,0 Prozent gerechnet.
Das Ministerium nannte in einer Erklärung mehrere Faktoren, die das Wachstum gedämpft hätten. Es verwies auf den starken Dollar, die Hafenstreiks an der amerikanischen Westküste und die geringen Energiepreise. Letztere dürften auch die Investitionen in der Ölbranche belastet haben. Ausserdem litt der Osten der USA unter extremem Wetter mit tiefen Temperaturen und starkem Schneefall.
Konsum stützt – Aussenhandel belastet
Den Zahlen zufolge wurde das Wachstum vor allem vom privaten Konsum gestützt, allerdings deutlich geringer als in den Quartalen zuvor. Die Verbrauchsausgaben stiegen um 1,9 Prozent, nach 4,4 Prozent im Schlussquartal 2014. Für Belastung sorgte dagegen der Aussenhandel, weil die Ausfuhren um 7,2 Prozent zurückfielen. Der Handel mit dem Ausland belastete das Gesamtwachstum um 1,25 Prozentpunkte. Die Investitionen der Unternehmen gingen stark zurück, wohingegen der Lageraufbau die Entwicklung stützte.
An den Finanzmärkten geriet der Dollar nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich unter Druck. Der Euro stieg im Gegenzug auf ein Tageshoch von 1,1073 Dollar. Die Terminkontrakte auf US-Aktienindizes fielen vor Beginn des offiziellen Börsenhandels tief in den roten Bereich.
Was macht die Fed?
Welche Auswirkungen der schwache Jahresstart auf die Geldpolitik der Notenbank Fed haben wird, ist unklar. Bisher sind die meisten Beobachter der Meinung, dass sich die Federal Reserve nicht von ihrem Kurs einer baldigen Zinsstraffung abbringen lässt. Der Grund: Im Jahresverlauf dürfte das Wachstum nach Meinung vieler Ökonomen wieder anziehen, so wie es auch im vergangenen Jahr der Fall war.
Am Mittwochabend werden Analysten um so gespannter auf die Zinsentscheidung der Fed warten. Ein erster Zinsschritt nach der Finanzkrise wird zwar nicht erwartet. Möglicherweise gibt die Notenbank aber Hinweise auf ihren weiteren Kurs. An den Märkten wird die Zinswende nicht mehr für diesen Sommer, sondern allenfalls in Richtung Jahresende erwartet.
Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf diese Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten in Europa sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar. (awp/mc/upd/ps)