Orange nennt sich ab sofort «Salt»
Salt-CEO Johan Andsjö.
Zürich – Nach der Übernahme durch den französischen Unternehmer Xavier Niel gibt sich Orange einen neuen Namen. Wie es die Spatzen bereits von den Dächern zwitscherten, heisst der Mobilfunkanbieter künftig Salt. Die Firma bekräftigte erneut keinen Preiskampf anzetteln zu wollen.
«Wir lancieren eine Premiummarke», hatte Andsjö in einem Interview der Zeitung «NZZ am Sonntag» gesagt. Punkten will das Unternehmen mit Abos, die eine unlimitierte Nutzung innerhalb der Schweiz ermöglichen, wie der Orange/Salt-Chef am Anlass zur Lancierung des neuen Namens vor 1200 Gästen – darunter viele Orange/Salt-Angestellte – am Donnerstagabend in Zürich bekannt gab.
Es gebe Schweizer Tarife, sagte Andsjö: Das billigste Pass-Abo kostet 999 CHF pro Jahr oder 83,25 CHF pro Monat. Zudem gibt es Abos für Junge und Alte sowie für Leute, die in Europa unbegrenzt telefonieren wollen.
Die bisherigen Orange-Abos würden weiterhin gültig bleiben, sagte Andsjö im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda: «Wir wollten keine grossen Änderungen beim Angebot machen.» Ein umwälzender Wechsel der Tarifstruktur sei nie beabsichtigt gewesen. Damit erteilte Andsjö den Spekulationen über einen Preiskampf eine Absage, die nach der Übernahme durch Niel kursiert hatten.
Locken will die neue Salt die Kunden auch mit Gerätebündelangeboten. Diese umfassen neben dem Abo und dem Smartphone auch einen Tabletcomputer sowie ein weiteres Gerät, wie beispielsweise einen tragbaren Lautsprecher, einen Kopfhörer oder eine Tastatur. Damit knüpft Salt an die Duo Pack-Angebot von Orange an, mit denen Smartphones und Tablets zusammen verkauft wurden.
Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Comparis urteilte: «Salt: Gesalzene Preise für neue Abos.» Im Vergleich zu den grossen Konkurrenten seien Salt und Sunrise beim günstigsten Abo praktisch gleich teuer. «Gross ist allerdings der Preisunterschied zu den Angeboten von M-Budget, Aldi und UPC Cablecom», befand Beyeler.
Weiterer Ausbau des Handynetzes
Einführen will Salt auch das Telefonieren über Wifi. Kunden können jeden Wifi-Hotspot wie eine Mobilfunkantenne benutzen. Damit können sie beispielsweise auch in Gebäuden telefonieren, wo es keinen Handynetzempfang gibt.
Weiterhin ausbauen will Salt das Mobilfunknetz. Bis Ende Jahr sollen 96% der Bevölkerung eine Abdeckung mit der 4. Mobilfunkgeneration LTE (auch 4G genannt) haben. Diese ermöglicht eine Surfgeschwindigkeit von bis zu 150 Megabit pro Sekunde (Mbit/s).
Noch schneller soll es in den grossen Schweizer Städten gehen. Dort werde bis Ende Jahr LTE Advanced (auch 4G+ genannt) in Betrieb genommen, die die Geschwindigkeit gegenüber LTE verdoppelt. Zudem will Salt 300 neue Handyantennen bauen und damit die Netzabdeckung erhöhen. Dabei handle es sich um die grösste Erhöhung der Netzabdeckung innert eines Jahres seit dem Markteintritt von Orange im Jahre 1999.
Namenswechsel für Kunden spürbar
Auch für die Kunden ist der Namenswechsel von Orange zu Salt spürbar. Während der Zeit der Umstellung werden die Shops für 72 Stunden geschlossen. Das Ziel sei, dass mindestens 90% der Shops am Montag mit der neuen Marke eröffnen, sagte Andsjö. Während dieser drei Tage sei auch der Kundendienst nur eingeschränkt tätig.
Auch die Website ist von Freitag 21 Uhr bis Montagmorgen offline, damit die Systeme angepasst werden können. Während diese Massnahmen in einigen sozialen Medien auf Verständnis stiessen, wurde etwa auf Twitter kritisiert, dass die Kunden sich für ihr Onlinekonto neu registrieren müssen.
Überhaupt ist der Namenswechsel für das Unternehmen ein Kraftakt. Zur logistischen Abwicklung wurden über 16 Lastwagen und 65 Lieferwagen eingesetzt. Insgesamt kostet die Übung 40 Mio CHF. Neben der Neugestaltung der Shops ist darin auch die Erhöhung des Marketingaufwandes enthalten, um die neue Marke bekannt zu machen. Andsjö will noch weitere Shops eröffnen, sagte aber nicht wie viele.
Lange Suche nach neuem Namen
Die Suche nach dem neuen Namen begann gemäss Andsjö bereits vor über einem Jahr. Im Laufe der Zeit wurden 737 mögliche Markennamen evaluiert. Sechs Konzepte wurden näher angeschaut, zwei weiterentwickelt und schliesslich eines ausgewählt. Dafür wurden 1’300 Kunden befragt.
Mit dem neuen Namen kann sich der Mobilfunkanbieter von Anfang Mai an die Lizenzzahlungen an France Télécom sparen, der die Marke Orange gehört. Orange Schweiz war im Jahre 2012 von France Télécom an die britische Beteiligungsgesellschaft Apax verkauft worden.
Damals habe man ein fünfjähriges Lizenzabkommen unterzeichnet, um den Namen Orange weiter benützen zu können, sagte Andsjö. Das Abkommen laufe Anfang 2017 aus.
Lizenzgebühren gespart
Im vergangenen Jahr hatte Orange Schweiz für Lizenz- und übrige Gebühren 21,4 Mio CHF an die Franzosen überwiesen. Damit fahre der Mobilfunkanbieter nach zwei Jahren mit einer neuen Marke billiger.
Die effektiven Kosten seien sogar noch grösser, sagte Andsjö: «Wenn wir alles zusammenzählen – Lizenzkosten, Marketing und Shops -, dann haben wir bisher 80 Mio CHF pro Jahr in die Marke einer fremden Firma investiert, anstatt eine eigene Marke aufzubauen.»
Apax ihrerseits hatte im Februar Orange Schweiz an den Telekomunternehmer Niel verkauft, der in Frankreich den Anbieter Iliad besitzt. Niel legte dafür 2,3 Mrd Euro (2,8 Mrd CHF) auf den Tisch. Mit dem Verkauf erzielte Apax eine starke Rendite von 800 Mio CHF. (awp/mc/upd/ps)