Credit Suisse steigert Quartalsgewinn auf über 1 Mrd Franken
Brady Dougan, CEO Credit Suisse (Copyright: Credit Suisse)
Zürich – Die Credit Suisse (CS) hat im ersten Quartal 2015 von einem positiven Marktumfeld profitiert und mit einem deutlich höheren Reingewinn die Markterwartungen mehr oder weniger erfüllt. Allerdings machte die Bank bezüglich Kapitalisierung enttäuschend geringe Fortschritte, und auch das seit 2011 gültige Ziel für Kostenersparnisse musste nun kurz vor Ablauf des Planungshorizonts nach unten angepasst werden. An der Börse kommt es am Dienstag in der Folge zu Gewinnmitnahmen.
Im ersten Quartal 2015 konnte die Grossbank einen im Vergleich zum Vorjahr um 23% höheren Reingewinn von 1,05 Mrd CHF erzielen und erfüllte damit die durchschnittliche Erwartung der Analysten. Die Gesamterträge des Konzerns lagen mit 6,67 Mrd knapp in den Erwartungen.
In der Sparte Investmentbanking schnitt die CS im Vergleich zu den letzten Quartalen überdurchschnittlich gut ab und verbuchte für das Auftaktquartal einen um 14% höheren Vorsteuergewinn von 945 Mio. Dies nach einem Verlust von 265 Mio im Vorquartal. Die Ertragssteigerung im Wertpapierverkauf und -handel habe den schwachen Jahresauftakt im Emissions- und Beratungsgeschäft kompensiert, teilte die Bank am Dienstag mit.
Neugelder aus Asien, den USA und der Schweiz
Im Private Banking & Wealth Management (PB&WM) erzielte die CS einen Vorsteuergewinn von 834 Mio CHF nach 882 Mio im Vorquartal und 1’012 im Vorjahr. Eine erfreuliche Entwicklung im Bereich Wealth Management Clients habe sich positiv auf das Ergebnis ausgewirkt, während der Ertrag im Asset Management rückläufig gewesen sei, hiess es. Die Bruttomarge verbesserte sich um einen Basispunkt auf 100 Basispunkte gegenüber Ende 2014, lag aber unter den 104 BP aus dem Vorjahr.
In der gesamten Division konnte ein ordentlicher Netto-Neugeldzufluss von 17 Mrd CHF erzielt werden. «Starke Zuflüsse» kamen dabei aus Asien-Pazifik, Nord- und Südamerika sowie der Schweiz. Weitere Abflüsse infolge der steuerlichen Regularisierung von Kundengeldern lagen allerdings bei 1,4 Mrd. Ende März betrugen die verwalteten Vermögen der Gruppe 1’374 Mrd CHF und lagen in Schweizer Franken damit praktisch gleich hoch wie Ende 2014.
CET1-Kapitalquote nun bei «über 10%» gesehen
Bezüglich Kapitalisierung enttäuschte die Bank gemessen an der harten Kernkapitalquote (CET1 nach Basel III). Die Kennzahl ging im Vergleich zum Stand Ende des letzten Quartals um 10 Basispunkte auf 10,0% zurück. Die Credit Suisse reduzierte jedoch ihr Leverage Exposure.
Das Management sieht sich selbst denn auch auf Kurs beim Bilanzabbau und der notwendigen stärkeren Kapitalisierung. Das im vierten Quartal erhöhte Ziel für die Reduzierung der Leverage Exposure bis Ende 2015 sei unverändert, sagte Finanzchef David Mathers am Dienstag. Bei Erreichen der bestehenden Vorgaben für die Leverage-Kennzahlen bis Ende des Jahres geht der Finanzchef gleichzeitig von einer harten Kernkapitalquote (CET1) von «über 10%» aus. Das ursprüngliche Mittelfristziel von 11% gilt indes nicht mehr.
In den letzten Jahren habe sich das Augenmerk der Aufsichtsbehörden mehr auf die ungewichtete Betrachtung des Eigenkapitals, die Leverage Ratio, verlagert, hiess es dazu. Auch beim Kostenprogamm rudert die Grossbank – angesichts für das laufende Jahr erwarteter höherer Risiko-, Compliance- und regulatorischen Kosten – zurück und geht nun noch von Ersparnissen zwischen 4,0 Mrd bis 4,25 Mrd bis Ende 2015 aus. Ursprünglich waren 2011 über 4,5 Mrd CHF anvisiert worden.
Optimistischer Dougan
Mit Blick in die Zukunft gab sich CEO Brady Dougan, der den Konzern im Juni verlässt, recht optimistisch: Die gute Geschäftsentwicklung zu Jahresbeginn habe sich im zweiten Quartal bereits fortgesetzt. Das veränderte Währungs- und Zinsumfeld nach dem SNB-Entscheid zur Aufhebung des Mindestkurses dürfte sich laut CS-Management indes nur begrenzt auswirken.
Neuer CEO kommt Mitte Juni
Langfristig soll, nach wie vor, mehr Gewicht auf die Vermögensverwaltung gelegt werden. Das angedachte Verhältnis von 50 zu 50 der Kapitalisierung von Private Banking & Wealth Management versus Investmentbanking gelte nach wie vor, bestätigte Dougan. Noch fällt das Verhältnis deutlich zugunsten der Investmentbank aus.
Nach 25 Jahren im Unternehmen und acht Jahren als CEO war am Dienstag Dougans letzter Zahlenrapport für die Credit Suisse. Von seinem Nachfolger, der Mitte Juni starten soll, wird ein beschleunigter Umbau erwartet; auch grössere Akquisitionen sind dem Topmanager aus der Versicherungsbranche Tidjane Thiam am Markt zuzutrauen. Dougan hingegen liess nach der jüngsten Ergebnisvorlage im Interview mit AWP Video verlauten: «Ich denke, wir werden weiterhin vor allem organisch wachsen. Dies ist die beste Art, um grösser zu werden.»
An der Börse verliert die Aktie gegen 15.20 Uhr 1,5% auf 26,40 CHF – in einem insgesamt klar festeren Gesamtmarkt. Die Analystengemeinde bezeichnet die Geschäftsentwicklung zumeist als mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen. Für etwas Missstimmung sorgte die rückläufige Kernkapitalquote. Das Minus wird aber vor allem mit Gewinnmitnahmen erklärt – nach dem guten Lauf der Titel seit Anfang Jahr. (awp/mc/pg)
Bloomberg Video-Beitrag mit Bernhard Bauhofer zu den Credit Suisse Resultaten.