Stimmung in der US-Industrie auf Zweijahres-Tief
Washington – In der US-Industrie hat sich die Stimmung im März überraschend weiter eingetrübt und den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht. Mit dem ISM-Index fiel das wichtigste amerikanische Konjunkturbaromater von 52,9 Punkten im Vormonat auf 51,5 Zähler, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist der fünfte Rückgang in Folge und der tiefste Stand seit Mai 2013. Bankvolkswirte hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, aber nur auf 52,5 Punkte.
Nach Einschätzung des Experten Christian Schulz von der Berenberg Bank leidet die US-Industrie unter einem starken Dollar. In den vergangenen Monaten hatte die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA und eine gleichzeitig extrem expansive Geldpolitik in der Eurozone der US-Währung starken Auftrieb gegeben.
«Wirtschaft läuft nicht ganz rund»
Der überraschende Stimmungsdämpfer in der US-Industrie ist kein Einzelfall. «Die Kennzahlen reihen sich in die zuletzt überwiegend enttäuschenden US-Konjunkturdaten ein», sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein. Seiner Einschätzung nach dürften die jüngsten Konjunkturenttäuschungen zwar auch auf den ungewöhnlich kalten Winter zurückzuführen sein. «In der Gesamtschau bleibt aber der Eindruck, dass es zuletzt in der US-Wirtschaft nicht ganz rund lief», so Gitzel. Der ISM-Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Indexstände von über 50 Punkten signalisieren eine wirtschaftliche Belebung, während Werte darunter auf einen Rückgang hinweisen. Der Indikator deutet damit trotz des mehrfachen Rückgangs immer noch auf Wachstum hin.
Erstmals seit einem Jahr weniger als 200’000 neue Jobs im Privatsektor
Auch am US-Arbeitsmarkt hat es im März einen überraschend deutlichen Dämpfer gegeben. In der Privatwirtschaft seien 189’000 neue Stellen geschaffen worden, teilte der Dienstleister ADP am Mittwoch mit. Damit lag die Zahl der neuen Stellen erstmals seit Anfang 2014 wieder unter der Marke von 200 000. Der US-Dollar reagierte mit Kursverlusten. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt einen Anstieg um 225’000 neue Stellen erwartet. Nach einer Reihe von enttäuschenden Daten aus der US-Wirtschaft hatten einige Experten zuletzt vor einem Dämpfer am Arbeitsmarkt gewarnt.
Die ADP-Zahlen liefern einen Hinweis auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der Regierung, der an diesem Freitag veröffentlicht wird. Ökonomen rechnen bisher bei den offiziellen Daten mit einem erneut robusten Stellenaufbau deutlich über der Marke von 200’000. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist eine der wichtigsten Orientierungsgrössen für die Geldpolitik der Notenbank Fed, die trotz zuletzt enttäuschender Konjunkturdaten auf eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise zusteuert. (awp/mc/pg)