Finma 2014: Die Grenzen von Modellen im Fokus

Finma 2014: Die Grenzen von Modellen im Fokus

Finma-Verwaltungsratspräsidentin Anne Héritier Lachat.

Bern – 2014 stand für die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma das Enforcement im Rampenlicht. Daneben beurteilten sowohl der Bundesrat wie auch der Internationale Währungsfonds die Arbeit der Finma in zwei unabhängigen Überprüfungen gesamthaft positiv. Als Schwerpunkt wird sich die Finma weiterhin für eine angemessene Kapitalisierung der Beaufsichtigten einsetzen. In diesem Zusammenhang verweist die Finma-Führung auf die Grenzen interner Modelle zur Bestimmung der Kapitalanforderungen.

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Finma blicken an der heutigen Jahresmedienkonferenz auf ein erneut intensives Jahr zurück. Verwaltungsratspräsidentin Anne Héritier Lachat zeigte sich befriedigt darüber, dass die Aufsichtsbehörde in einem weiterhin herausfordernden Umfeld ihre Aufgaben grundsätzlich erfolgreich wahrgenommen habe und ihr dies von externen Stellen aus nationaler und internationaler Perspektive attestiert wurde.

Gute Noten aus dem In- und Ausland
So kam der Internationale Währungsfonds zum Schluss, die Finma verfüge über sehr gut qualifiziertes Personal und leiste hochstehende Aufsichtsarbeit. Auch der Bundesrat gab der Finma gute Noten. Er ortete hinsichtlich der Aufgaben und der Organisation der Behörde keinen Handlungsbedarf. Sowohl Währungsfonds wie Bundesrat wünschen sich künftig mehr Vor-Ort-Prüfungen bei den Beaufsichtigten. Anne Héritier Lachat unterstützt dieses Anliegen: «Die Finma ist bereits seit 2010 daran, ihre Aufsicht direkter zu gestalten, und wir verstärken die dazu benötigten Kompetenzen mit Nachdruck. 2014 führten wir insgesamt 122 Vor-Ort-Kontrollen bei Beaufsichtigten aller Kategorien durch.»

Enforcement ist sichtbar
2014 informierte die Finma die Öffentlichkeit auch über wichtige rechtsdurchsetzende Verfahren (Enforcement) gegen beaufsichtigte Institute. Mit einem sichtbaren Enforcement will die Finma eine korrektive wie auch eine präventive Wirkung erzielen. Dieses Ziel hielt die Finma in ihren letztes Jahr veröffentlichten Leitlinien zum Enforcement und der Kommunikation fest. Anne Héritier Lachat betonte: «Schlagzeilenträchtige Verfahren stellen jedoch nur die Spitzen unserer Tätigkeit dar. Das Essenzielle unserer Tätigkeit geschieht in erster Linie im Hintergrund.»

Schutzziele der Finma: Prudenzielle Aufsicht ist zentral
Anne Héritier Lachat spricht damit die prudenzielle Aufsicht über Banken, Versicherungen und andere Institute an, die zentral ist für den Schutz des Finanzmarktes und der Kunden. Im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit stellt die Finma sicher, dass neben den Regeln zur Liquidität und der Organisation der Beaufsichtigten auch die Vorschriften zur Kapitalausstattung der Institute eingehalten werden. Zur Bestimmung des Kapitalbedarfs ziehen sowohl Banken wie Versicherungen Risikomodelle bei, die entweder von der Finma standardmässig vorgegeben oder vom Institut intern erarbeitet und von der Finma genehmigt werden.

Modelle zur Eigenmittelbestimmung stossen an Grenzen
Im Rahmen der prudenziellen Aufsicht prüft die Finma die Verwendung und Berechnung solcher Modelle genau. Problematisch scheint dabei insbesondere der Anreiz, mit internen Modellen Risiken klein zu rechnen, um weniger Kapital hinterlegen zu müssen. Finma-Direktor Mark Branson ist überzeugt, «dass wir weltweit die Limiten der Modellierung von Finanzrisiken getestet und die Grenzen aufgezeigt bekommen haben. Noch mehr und noch komplexere Modelle scheinen mir daher nicht die Lösung zu sein, sondern weniger und einfachere Modelle.»

Mark Branson: «Vertrauen in Kapitalisierung stärken»
Um eine angemessene Kapitalisierung sicherzustellen, hat die Finma Massnahmen getroffen: Für verschiedene Portfolios wurden institutsspezifische Multiplikatoren eingeführt, neu im Bereich von Renditeliegenshaften und Investment Banking-Krediten. Weiter werden Modelländerungen, die zu materiell tieferen Risikogewichten führen, vorläufig nicht mehr genehmigt. Schliesslich müssen Banken die Unterschiede zwischen den Berechnungen nach Standardansatz und den internen Modellen nun offenlegen. Ausserdem arbeitet der Basler Ausschuss daran, Untergrenzen für Risikogewichte einzuführen, damit die Kapitalanforderungen nicht auf ein zu tiefes Niveau fallen. Mark Branson betonte: «Sowohl die von der Finma verfügten Massnahmen zur Stärkung der Kapitalunterlegung beim Modellansatz sowie die anstehende Erhöhung der Kapitalvorschriften und Untergrenzen stärken das Vertrauen in das Kapitalregime.»

Assekuranz: Einfachere und robustere Modelle
Auch in der Versicherungswirtschaft bilden institutsspezifische oder standardisierte Modelle die Grundlage, um die erforderlichen Eigenmittel zu bestimmen. Finma-Vizedirektor Peter Giger, Leiter des Geschäftsbereichs Versicherungen, beobachtet folgende Tendenz: «Die internen Modelle wurden in jüngster Zeit laufend komplexer. Die Präzision wird dabei aber oft nur scheinbar besser.» Daher seien einfachere und robuste Modelle die bessere Variante. Peter Giger hält fest: «Die Finma wird künftig explizit darauf achten, dass Anwender von Standardmodellen insgesamt keinen kapitalmässigen Nachteil gegenüber Anwendern von internen Modellen haben werden.»

Kostenentwicklung der Finma stabil
Im Jahr 2014 weist die Finma einen Aufwand in Höhe von 127,3 Mio. CHF (Vorjahr 126,8 Mio. CHF) aus. Zusammen mit der gesetzlich vorgeschriebenen Reservebildung ergibt sich ein Gesamtaufwand von 140,2 CHF Mio. (Vorjahr 139,6 Mio. CHF). Dieser ist mit Gebührenerträgen und Aufsichtsabgaben gedeckt. Der im Vergleich zum Vorjahr praktisch unveränderte Aufwand widerspiegelt die Kostendisziplin der Finma und ihren bewussten Einsatz von Ressourcen. (Finma/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar