US-Notenbank macht Weg für Zinserhöhung frei
Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)
Washington – Die US-Notenbank Fed hat den Weg für eine Leitzinsanhebung im Juni frei gemacht, aber gleichzeitig die Erwartungen an das Tempo der geldpolitischen Straffung gedämpft. Wie von den meisten Experten erwartet, strichen die Währungshüter in dem am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung das Versprechen, mit Blick auf eine Zinserhöhung «geduldig» zu sein. Allerdings zeigte sich die Fed skeptischer mit Blick auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Dies führte zu heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten.
Fed-Vorsitzende Janet Yellen bemühte sich auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Fed-Sitzung, die Erwartungen an eine Zinserhöhung zu dämpfen: «Auch wenn wir das Wort geduldig gestrichen haben, sind wir jetzt nicht ungeduldig.» Eine Zinserhöhung bereits auf der nächsten Sitzung im April sei unwahrscheinlich, so Yellen. Ab der folgenden Sitzung am 17. Juni seien Zinserhöhungen «nicht ausgeschlossen». Eine Festlegung gebe es aber nicht. Bei der aktuellen Sitzung hielt die Notenbank ihren Leitzins weiter an der Nulllinie. Seit mittlerweile über sechs Jahren liegt die «Fed Funds Rate» in einer Spanne von null und 0,25 Prozent.
Wirtschaftsdaten entscheidend
«Das Tempo der Zinserhöhungen hängt ganz von den Wirtschaftsdaten ab», betonte Yellen mehrfach. Voraussetzung für eine erste Zinsanhebung seien weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt und die Erwartung, dass man mittelfristig das Inflationsziel von zwei Prozent erreichen werde. Auf ein Zinserhöhungstempo wollte sich Yellen nicht festlegen.
Der Zeitpunkt für eine erste Leitzinsanhebung ist nach Einschätzung der Volkswirte der Deutschen Bank weiterhin offen. Die Experten halten sogar eine erste Zinserhöhung erst im September für wahrscheinlich. Sie verweisen auch darauf, das die Fed neuerdings von einem schwächeren Exportwachstum spricht. Anders sieht es das Analysehaus Capital Economics: «Eine Erhöhung im Juni ist nicht in Stein gemeisselt, aber es müsste schon etwas dramatisches geschehen, dass die Fed ihre Pläne ändert.»
Dollar belastet – US-Wirtschaft aber weiter stark
Der starke US-Dollar dürfte laut Yellen das Exportwachstum dämpfen und auch die Inflation weiter niedrig halten. Sie zeigte sich jedoch wenig beunruhigt. «Die Wirtschaft wird weiter über dem Trend wachsen», sagte Yellen. «Der starke Dollar ist jedoch auch ein Zeichen für die starke US-Wirtschaft.» Sie erwartet auch eine Fortsetzung des starken Beschäftigungsaufbaus.
Bei den Prognosen zum Tempo der Zinserhöhungen machten die Währungshüter erneut Abstriche. Für Ende 2015 erwarten die Notenbanker nunmehr im Schnitt einen Leitzins von nur noch 0,625 Prozent. Bei den letzten Prognosen im Dezember hatte dieser Wert bei 1,125 Prozent gelegen. Ende 2016 dürfte der Leitzins (Fed Funds Rate) laut den Prognosen bei 1,875 Prozent (zuvor 2,5 Prozent) liegen. Für Ende 2017 wird ein Zinsniveau von 3,125 Prozent prognostiziert (zuvor 3,625 Prozent). Bereits im Dezember hatten die Notenbanker ihre Erwartungen an das Tempo der geldpolitischen Straffung gesenkt. Auch mit Blick auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation zeigte sich die Fed etwas skeptischer. Zuletzt hatte eine Reihe von Konjunkturdaten enttäuscht. (awp/mc/upd/pg)