HSBC büsst mit Gewinnrückgang für Fehltritte
Stuart Gulliver, CEO HSBC Holdings.
London – Mitten im Skandal um die Steuerpraktiken der HSBC muss die britischen Grossbank für andere Verfehlungen büssen. Schmutzige Geschäfte aus der Vergangenheit liessen den Überschuss im vergangenen Jahr um knapp 16 Prozent auf unterm Strich 13,7 Milliarden US-Dollar einbrechen, wie das grösste europäische Geldhaus am Montag in London mitteilte. Dabei belasteten Strafzahlungen, gestiegene Kosten für die immer strengeren Auflagen der Finanzaufseher sowie ein schwaches Geschäft im Investmentbanking. Vorstandschef Stuart Gulliver sprach von enttäuschenden Resultaten. Die Bank musste ihre Renditeziele zusammenstreichen.
Die Börse strafte das Institut ab: HSBC-Aktien verloren bis zum frühen Nachmittag knapp 6 Prozent an Wert. Es war der grösste Einbruch seit 2011. Auch eine um 1 Cent auf 50 Cent je Aktie steigende Dividende besänftigte die Anleger nicht. Analysten sprachen von miserablen Zahlen, die die Bank nicht aus der Defensive brächten. Allein die Investmentbank verdiente mit 5,9 Milliarden Dollar vor Steuern 38 Prozent weniger als 2013.
CEO wegen Steueraffäre unter Druck
HSBC war zuletzt wegen mutmasslicher Hilfen zur Steuerhinterziehung bei ihrer Schweiz-Tochter in die Schlagzeilen geraten. Inzwischen belastet die Affäre auch Vorstandschef Gulliver persönlich. Laut der Zeitung «The Guardian» soll der Manager selbst ein Konto bei der Schweizer Tochter des Konzerns geführt haben, um in den Jahren 2005 bis 2007 Bonuszahlungen zu parken.
Verwaltungsratschef Douglas Flint sprang seinem Top-Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten bei: «Stuart hat nichts gemacht, was nicht absolut legal und transparent war.» Zudem betonte die Bank, dass Gulliver das Schweizer Konto seit mehreren Jahren «freiwillig» bei den britischen Steuerbehörden angegeben habe. Gulliver steht seit 2011 an der Management-Spitze von HSBC. Im vergangenen Jahr verdiente er 7,6 Millionen Pfund und damit 5,1 Prozent weniger als 2013.
Verwaltungsratschef muss zum Rapport
Flint entschuldigte sich nun erneut für früheres Fehlverhalten: «Jüngste Veröffentlichungen über inakzeptable Praktiken und Verhaltensweisen innerhalb der Schweizer Privatbank in der Vergangenheit erinnern uns daran, wie viel es noch zu tun gibt, und wie sehr sich die Erwartungen der Gesellschaft an die Verantwortung der Banken verändert haben.» Zugleich verwies er darauf, dass die Bank ihr Geschäftsmodell in der Schweiz inzwischen komplett umgebaut habe.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, wie die Bank über Jahre zehntausenden Kunden aus aller Welt dabei geholfen hatte, Geld an den Behörden ihrer Staaten vorbei in die Schweiz zu schaffen. Basis waren vertrauliche Unterlagen eines Insiders, die Journalisten zugespielt worden waren. Ermittlungsbehörden haben deshalb neue Untersuchungen gegen die Bank eingeleitet. Flint muss am Mittwoch vor dem Parlament in London Rede und Antwort stehen.
Manipulationen und Entschädigungen
Schon im vergangenen Jahr drückten Strafzahlungen und Entschädigungen für unsaubere Geschäftspraktiken mit 3,7 Milliarden Dollar überraschend stark auf den Gewinn. Allein die Vergleichszahlung für die Beteiligung an den Manipulationen von Devisenkursen schlugen mit 1,2 Milliarden Dollar zu Buche. Zudem musste die Bank britische Kunden für Fehlberatungen mit fast 1,3 Milliarden Dollar entschädigen.
Die operativen Ausgaben kletterten um 7 Prozent auf 41,2 Milliarden Dollar. Die Bank machte dafür auch die ständig steigenden Kosten wegen der immer strengeren Regeln für Banken verantwortlich. HSBC räumte ein, die neuen Anforderungen unterschätzt zu haben, als die Bank vor vier Jahren Renditeziele von 12 bis 15 Prozent für das eingesetzte Kapital in Aussicht stellte. Nun hält sie nur noch eine Rendite von gut 10 Prozent für realistisch. Im vergangenen Jahr war der Wert von 9,2 auf 7,3 Prozent abgesackt. «Es sind noch eine Reihe von Altlasten abzubauen, und wir werden diesen Weg 2015 weiter gehen», sagte Vorstandchef Gulliver. (awp/mc/upd/ps)