Deutsche Wohnen setzt Einkaufstour mit Milliardendeal fort

Deutsche Wohnen setzt Einkaufstour mit Milliardendeal fort

Michael Zahn, CEO Deutsche Wohnen. (Foto: Deutsche Wohnen)

Frankfurt – Im boomenden deutschen Immobilienmarkt kommt es erneut zu einer Milliardenübernahme. Die Deutsche Wohnen will ihr Geschäft mit einem weiteren Zukauf ausbauen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Nach dem Kauf des Konkurrenten GSW für 1,7 Milliarden Euro in eigenen Aktien und mehreren grösseren Immobilienpaketen ist dieses Mal die österreichische Conwert im Visier der Frankfurter, die dafür insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro auf den Tisch legen wollen.

Conwert hat zwar seinen Sitz in Wien, der Grossteil seiner 31’000 Immobilien befindet sich allerdings in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt vor allem im Rhein-Main-Gebiet, Berlin, Potsdam, Dresden und Leipzig. Insgesamt kommt Conwert in Deutschland auf rund 25’000 Wohneinheiten. Die Deutsche Wohnen besitzt nach den jüngsten Übernahmen knapp 150’000 Immobilien, überwiegend im Grossraum Berlin, der Rhein-Main-Region und dem Rheinland.

Abstand zum Marktführer schrumpft
Durch die Übernahme würde der Gesamtbestand auf rund 180 000 steigen – davon rund 175 000 Wohnungen in Deutschland mit einem Wert von 11,8 Milliarden Euro. Deutsche Wohnen würde damit den Abstand zum Marktführer Deutsche Annington verringern, der nach der kurz vor dem Abschluss stehenden Übernahme von Gagfah rund 350’000 Wohneinheiten im Bestand hat.

Wegen der zuletzt stark gestiegenen Immobilienpreise hatte es in Deutschland in den vergangenen Jahren viele Übernahmen oder grosse Portfoliokäufe in der Branche gegeben. Neben der Conwert-Transaktion kündigte Adler Real Estate den Kauf von Westgrund mit rund 7 000 Wohnungen für rund 400 Millionen Euro in bar und eigenen Aktien an.

Markt rechnet mit Nachschlag
Über ein Gebot für Conwert wird schon seit einiger Zeit spekuliert. Der Kurs der Aktie hat deshalb auch seit Mitte Dezember um rund ein Fünftel zugelegt. Die Deutsche Wohnen bietet jetzt 11,50 Euro je Aktie in bar und damit nur rund fünf Prozent mehr als das Papier am Freitag wert war.

Am Aktienmarkt wird offenbar damit gerechnet, dass der deutsche Konzern, der sich mit der Offerte mindestens 50 Prozent plus eine Aktie sichern will, noch mal etwas nachlegt – das Conwert-Papier gewann zuletzt 8,4 Prozent auf 12,02 Euro.

Kapitalerhöhung
Dabei hat die Deutsche Wohnen bereits die Unterstützung einiger wichtiger Grossaktionäre gewonnen, die schon mal rund ein Viertel der Conwert-Anteile verkaufen wollen. Bei einem Kurs von 11,50 Euro ist das Aktienkapital des österreichischen Unternehmens mit rund 980 Millionen Euro bewertet. Darüber hinaus will die Deutsche Wohnen auch die beiden Wandelschuldverschreibungen von Conwert aufkaufen – diese haben derzeit einen Wert von knapp 210 Millionen Euro.

Finanzieren wollen die Frankfurter den Kauf erst einmal mit einem Brückenkredit über rund 900 Millionen Euro sowie Geld aus der Kasse. Der Kredit soll im Laufe des Jahres durch eine Kapitalerhöhung vollständig abgelöst werden. Bis Ende des Jahres soll der Verschuldungsgrad wieder bei dem bisher angepeilten Ziel von rund 50 Prozent liegen. Aktuell liegt der Wert bei beiden Unternehmen knapp unter der Marke von 55 Prozent.

Deutsche-Wohnen-Aktie leicht unter Druck
An der Börse sorgte die angekündigte Übernahme vor allem wegen der bevorstehenden Kapitalerhöhung für Abschläge. Die im MDax notierte Deutsche-Wohnen-Aktie gab um knapp ein Prozent nach. Sie hatte allerdings erst am Freitag mit 24,12 Euro den höchsten Stand seit 2007 erklommen. Der Börsenwert des Unternehmens lag damit bei gut 7 Milliarden Euro. Die Aktie befindet sich seit Jahren im Höhenflug. Seit dem Tiefstand Ende 2008 stieg sie um rund 1 000 Prozent. (awp/mc/upd/ps)

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