EU-Schluss: Vorwiegend freundlich
London – Die europäischen Börsen haben am Dienstag überwiegend freundlich geschlossen und damit ihre teils kräftigen Vortagesverluste verringert. Unterstützung kam durch Hoffnungen auf eine Entspannung im Griechenland-Konflikt. Der EuroStoxx 50 ging 1,06 Prozent höher bei 3383,13 Punkten aus dem Handel. Zum Wochenauftakt hatte der Leitindex der Eurozone wegen des Konfrontationskurses der griechischen Regierung und Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Ukraine-Konflikts knapp anderthalb Prozent eingebüsst.
In Paris gewann der Cac-40-Index am Dienstag 0,96 Prozent auf 4695,65 Punkte. Für den Londoner FTSE-100-Index , der sich am Vortag vergleichsweise gut gehalten hatte, ging es hingegen um 0,12 Prozent auf 6829,12 Punkte abwärts. In der Schweiz zog vor allem die UBS-Aktie den Swiss-Market-Index (SMI) in den roten Bereich: Er gab um 0,14 Prozent nach.
Der Athex Composite in Athen hingegen legte nach einem Minus von fast 5 Prozent am Vortag nun wieder um rund 8 Prozent zu. Angeführt wurde der Index von aktuell stark schwankenden griechischen Bank-Aktien. «Es wird gehofft, dass Griechenlands Führungsriege neue Vorschläge machen wird», sagte Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Marktets in London. «Weg von einem Krieg der Worte und hin zu einer Lösung für Griechenland und seine Gläubiger, wie der Schuldenberg abgetragen werden kann.»
Damit wurden letztlich Aussagen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ignoriert. Dieser hatte einen Medienbericht zurückgewiesen, der zur positiven Marktstimmung entscheidend beigetragen hatte. Die Nachrichtenagentur «Market News International» (MNI) hatte berichtet, dass die EU-Kommission Griechenland sechs Monate Zeit für eine Einigung mit seinen Gläubigern geben wolle und sich auf einen hochrangigen Kommissionsvertreter berufen. Schäuble sagte dazu in Istanbul am Rande des G20-Treffens, dass der Bericht «falsch» sein müsse. «Erstens weiss ich davon nichts, zweitens ist die Kommission dafür nicht verantwortlich.»
Der wieder sinkende Ölpreis sorgte erneut für deutliche Kursrückgänge in der Öl- und Gasbranche. Im europäischen Sektorvergleich war sie neben der Rohstoffbranche die einzige mit Verlusten. Das Minus betrug 1,59 Prozent. Für den Rohstoffsektor ging es um 1,96 Prozent abwärts. Spitzenreiter in der Branchenübersicht war hingegen der Index für die Technologieunternehmen mit plus 1,85 Prozent.
Besonders im Blick stand aber vor allem der europäische Bankensektor, der um 0,39 Prozent zulegte. Die Papiere der Intesa Sanpaolo rückten nach vorgelegten Jahreszahlen an die Spitze im EuroStoxx mit plus 4,02 Prozent. Trotz fortgesetzter Probleme der heimischen Wirtschaft hatte sich die italienische Grossbank im abgelaufenen Jahr gut geschlagen. Sie profitierte vor allem von einer stark gesunkenen Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle. Die Papiere der Banca Popolare di Milano (BPM), die 2014 einen höher als erwarteten Überschuss erzielt hatte, gewannen 1,73 Prozent.
UBS hingegen büssten im SMI 2,61 Prozent ein. Die Grossbank hatte 2014 einen Einbruch beim Vorsteuergewinn erlitten, das Nettoergebnis war nur dank einer Steuergutschrift gestiegen. Zudem wackeln wegen der Franken-Stärke und des Dauer-Zinstiefs einige der mittelfristigen Unternehmensprognosen.
Einen Kursverlust von 2,56 Prozent drückte die Papiere des Reifenherstellers Michelin an das Ende des Cac 40. Der französische Konkurrent von Continental hatte 2014 zum zweiten Mal in Folge schrumpfende Umsätze verzeichnet. Zwar waren mehr Reifen als im Vorjahr verkauft worden, allerdings zu niedrigeren Preisen.
In London stiegen die Papiere von Tesco nach der Veröffentlichung von Daten des Marktforschungsunternehmens Kantar um 3,62 Prozent. Diesen zufolge hatte die britische Supermarktkette in den zwölf Wochen bis Ende Januar im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum den Umsatz gesteigert. (awp/mc/upd/ps)