US-Schluss: Erholung vorbei
New York – Der jüngste Akt im griechischen Schuldendrama hat am Mittwoch letztlich weitere Kursgewinne an der Wall Street verhindert. Doch schon vor der Nachricht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Ausnahmeregelungen für griechische Staatsanleihen aufhebt, hatte sich die Dynamik in Grenzen gehalten. Verhalten ausgefallene US-Konjunkturdaten und durchwachsene Unternehmenszahlen konnten den Aktienkursen keine deutlichen Impulse geben – zumal nach der jüngsten Erholungsrally.
Der Dow Jones Industrial hatte im Tagesverlauf um bis zu mehr als ein halbes Prozent zugelegt. Doch im späten Handel musste der Leitindex den neuen Nachrichten zu Griechenland Tribut zollen: Zum Schluss behauptete er noch ein minimales Plus von 0,04 Prozent auf 17 673,02 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,42 Prozent auf 2041,51 Punkte, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,19 Prozent auf 4221,10 Punkte nachgab.
Die EZB zieht bei Griechenland die Zügel an und sorgte damit an den Kapitalmärkten für ein kleines Erdbeben. Ab dem 11. Februar könnten griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für EZB-Kredite genutzt werden, teilte die Notenbank der Eurozone mit. Mit der Entscheidung beendet die EZB eine Sonderreglung für griechische Anleihen, die eigentlich auch bisher schon nicht als Sicherheit ausgereicht hätten.
Die Beschäftigtenzahl in der US-Privatwirtschaft war derweil im Januar etwas weniger als erwartet gestiegen, wie der Dienstleister ADP mitteilte. Allerdings wurde das Wachstum für den Vormonat nach oben revidiert. Zudem war die vom ISM-Einkaufsmanagerindex gemessene Stimmung im Dienstleistungssektor besser als prognosziziert.
«Der ISM-Index liegt weit im Expansionsbereich, so dass keine Zweifel an der hohen Dynamik der konjunkturellen Entwicklung aufkommen sollten», kommentierte Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba. Überrascht habe ihn aber die deutlich zurückgegangene Beschäftigungskomponente.
Die Daten liessen mit Blick auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag zwar immer noch einen robusten Stellenaufbau erwarten. «Die Wahrscheinlichkeit für eine positive Überraschung ist aber gesunken – auch vor dem Hintergrund des ADP-Reports», so der Experte weiter. Die Entwicklung am Jobmarkt ist eine der wichtigsten Orientierungsgrössen für die Geldpolitik der US-Notenbank.
Die jüngsten Unternehmenszahlen fielen durchwachsen aus. Insbesondere die Pharmakonzerne enttäuschten. Bei Merck & Co hatte die Konkurrenz durch Nachahmer-Medikamente (Generika) im Schlussquartal 2014 auf den Umsatz gedrückt. Für das kräftige Gewinnplus war lediglich der Verkauf der Sparte für rezeptfreie Medikamente an den deutschen Konkurrenten Bayer verantwortlich. Entsprechend büssten die Merck-Titel am Dow-Ende 3,23 Prozent ein.
Noch härter traf es die Anteilseigner von Gilead Sciences mit Kursverlusten von 8,16 Prozent. Hier belastete, dass Rabatte für die wichtigsten Hepatitis-Mittel im laufenden Jahr den Umsatz belasten dürften.
Die Aktien der Ölkonzerne folgten unterdessen den Ölpreisen, die zur Wochenmitte nach vier aufeinander folgenden Tagesgewinnen merklich unter Druck gerieten. Die zuletzt starken Papiere von Chevron und ExxonMobil gaben um 1,08 beziehungsweise 0,86 Prozent nach.
Für einen Lichtblick sorgte hingegen Disney. Der Medienkonzern hatte Gewinn und Umsatz zum Jahresende deutlich gesteigert und überraschte die Analysten positiv, was die Aktien um 7,63 Prozent auf einen Rekordstand steigen liess. Die Aktien von General Motors (GM) zogen nach einem unerwartet hohen Gewinn im Schlussquartal um 5,44 Prozent an. Am Vortag hatten sie bereits von guten Absatzzahlen des Autobauers profitiert.
Zudem bestätigte sich ein Medienbericht vom Vortag, wonach es im umkämpften Büroartikel-Markt in den USA zu einem Zusammenschluss kommen könnte. So will Staples den Konkurrenten Office Depot übernehmen. Pro Aktie möchte Staples 7,25 US-Dollar in bar sowie 0,2188 Dollar in eigenen Anteilsscheinen zahlen.
Der Kaufpreis entspricht nach Angaben beider Unternehmen einer Prämie von 44 Prozent auf den Schlusskurs der Aktie von Office Depot vom Montag, bevor die ersten Berichte über Übernahmeverhandlungen aufgekommen waren. Bei dem Deal werde Office Depot mit 11 Dollar pro Aktie und insgesamt 6,3 Milliarden Dollar bewertet. Bereits am Dienstag waren beide Papiere deutlich angesprungen. Für Office Depot ging es um weitere 2,21 Prozent auf 9,48 Dollar hoch, wogegen Staples 11,99 Prozent einbüssten. (awp/mc/upd/ps)