Cytos kann Konkurs vorerst abwenden

Cytos kann Konkurs vorerst abwenden
Christian Itin, VRP Kuros Biosciences.

Christian Itin, CEO und VRP Cytos.

Schlieren – Die Gläubigerversammlung der Biotech-Firma Cytos hat am (heutigen) Montag mit grosser Mehrheit der Umwandlung von Wandelanleihen in Aktien zugestimmt. Damit kann das Unternehmen den drohenden Konkurs vorerst abwenden. Weitere Schritte sind – neben rechtlichen Belangen – nun die Verhandlungen mit den Grossinvestoren, eine Generalversammlung zur Schaffung von Aktienkapital und dereinst eine strategische Transaktion. Letztere könnte ab Mai/Juni stattfinden.

Cytos konnte die im Februar fälligen nachrangigen Wandelanleihen nicht zurückzahlen. Sie schlug daher den Gläubigern vor, die Wandelanleihen in Aktien umzuwandeln. An der ausserordentlichen Gläubigerversammlung vom Montag stimmten fast 84% der Stimmberechtigten für die Umwandlung – damit erhielt das Vorhaben mehr als die erforderlichen Stimmen. «Wir verspüren eine grosse Erleichterung. Es ist eine sehr, sehr positive Entwicklung, dass wir so viele Wandelanleihens-Gläubiger versammeln und überzeugen konnten», sagte Finanzchef Harry Welten im Gespräch mit AWP am Montag.

Damit das für die Umwandlung benötigte Aktienkapital geschaffen werden könne, werde Cytos zum gegebenen Zeitpunkt eine Generalversammlung einberufen. Diese könne mit zwei Drittel Mehrheit der anwesenden Stimmen die notwendige Kapitalerhöhung beschliessen, hiess es. Zuvor müsse aber die Obere Kantonale Nachlassbehörde den Entscheid der heutigen Gläubigerversammlung noch genehmigen. Danach bestehe eine 30-tätige Einsprachefrist vor Bundesgericht. Auch in diesen Fragen gibt sich der CFO zuversichtlich: «Ein ‹Ja› der kantonalen Instanz halte ich für sehr wahrscheinlich.» Eine Einsprache vor Bundesgericht bezeichnete er als «sehr unwahrscheinlich».

Positives Signal der Grossinvestoren
Das Unternehmen habe zudem Wandeldarlehen von nominal 2 Mio CHF gegen nominal 4 Mio Wandelanleihen tauschen können. Wegen der Umwandlung der Wandelanleihen werde die verbleibende Verschuldung von Cytos damit um 2 Mio gesenkt, teilte das Unternehmen weiter mit.

CFO Welten wertet den Tausch von Wandeldarlehen in Wandelanleihen als «Zeichen des guten Willens» von Seiten der Grossaktionäre bzw. eines Grossaktionärs. Mit diesen soll nun nach erfolgreicher Restrukturierung der Wandelobligation das Gespräch gesucht werden. Die Investoren venBio Global Strategies, Amgen Investments, Abingworth Bioventures und Aisling Capital haben Cytos bekanntlich ein vorrangiges Wandeldarlehen gewährt. «Es sind nur vier Investoren und (…) sie haben bisher substanzielle Mittel von insgesamt über 50 Mio CHF investiert. So können wir davon ausgehen, dass ein Interesse (an einer Lösung) besteht», sagte der Finanzchef bereits Anfang Januar. «Unsere Interessen sind kongruent», doppelte Welten im heutigen Gespräch mit AWP nach.

Neue Lizenzvereinbarung
Als Aussicht für die künftigen Cytos-Aktionäre hatte Cytos bereits Anfang Januar mitgeteilt, dass mit der US-amerikanischen Biotech-Firma OnCore Biopharma eine Lizenzvereinbarung geschlossen worden sei. Diese betrifft die Plattform von Cytos zur Entwicklung von Hepatitis-B-Medikamenten und könnte Erträge von 500 Mio USD und mehr bringen. Die Lizenzvereinbarung tritt aber erst in Kraft, wenn die Wandelanleihen in Aktien umgewandelt wurden.

Als weiteren Schritt – nach der Konvertierung der Wandelobligation in Aktien und der Lösung für das Wandeldarlehen – sieht der Finanzchef Möglichkeiten wie einen «reverse merger». Dies könnte ab Mai/Juni der Fall sein. «Wir wollen eine bereinigte Cytos, frei von Schulden, als Transportmittel zur Verfügung stellen – für jemanden der an die Börse will», so Welten gegenüber AWP weiter. Dabei bringe Cytos zwei Zusammenarbeitsabkommen mit – mit Novartis bei Alzheimer und mit Pfizer bei einem Impfstoff.

Der Handel mit Cytos-Aktien wurde wegen der Gläubigerversammlung zeitweise eingestellt. Zur Berichtszeit (kurz nach 15.30 Uhr) notieren die Cytos-Aktien um 31% höher auf 0,42 CHF, vor der Handelseinstellung betrug der Kurs noch 0,39 CHF. Die Wandelanleihe notiert bei 93%, nach 75% vor der Handelseinstellung.

Die 1995 als Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) gegründete Biotech-Firma Cytos kämpft seit längerem mit Problemen. Im Mai 2014 hatte das Unternehmen mit Sitz in Schlieren das Herunterfahren seiner operativen Tätigkeit bekannt gegeben, da es die Wirksamkeit seines Asthma-Medikamentenkandidaten nicht nachweisen konnte.

Seither versuchte das Unternehmen, Käufer oder Lizenznehmer für seine Forschungsplattform sowie die darauf laufenden Programme zur Entwicklung von Wirkstoffen zu finden.

Am 20. Februar hätte Cytos die 5,75%-Wandelanleihen im Wert von 19,3 Mio CHF zurückzahlen müssen. Vor den Wandelanleihen werden im Februar aber noch Wandeldarlehen im Wert von 22,2 Mio fällig, die das Unternehmen bereits nicht vollständig zurückzahlen kann. Die flüssigen Mittel würden dann lediglich maximal 16 Mio betragen, hiess es bereits Anfang Januar anlässlich der Ankündigung der Gläubigerversammlung. (awp/mc/upd/&pas)

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