IHAG-Kommentar: Die EZB flutet mit dem QE wie erwartet die Märkte
Zürich – Gespannt wartete man am Donnerstag auf die Ankündigung von Mario Draghi, dem Chef der EZB. Im Vorfeld war bereits durchgesickert, dass ein Anleihenkaufprogramm von monatlich EUR 50 Mrd. aufgelegt werden soll. Glaubwürdig war diese auch, weil die SNB im Vorfeld das Handtuch geworfen hatte. So kletterten die Börsen in Europa vorgängig. Mit der Ankündigung von monatlichen EUR 60 Mrd. sprangen die Börsen am Donnerstag dann nach oben. Der Euro Stoxx 50 gewann über die Woche 5.6%, der DAX 4.7% und der S&P 500 1.6%.
Der SMI machte nach dem schockierenden Absturz von 13% in der Vorwoche eine Berg- und Talfahrt. Die Tiefstkurse vom Freitag der Vorwoche, welche auch den Tiefst vom letzten Oktober entsprachen, wurden nochmals getestet. Es war wohl ein Kampf zwischen ausländischen Investoren, welche trotz Kurszerfall der Aktien währungsbereinigt immer noch Gewinne verbuchten, und schweizerischen Schnäppchen-Jägern, welche nach -15% bis -20% innert einer Woche eine Übertreibung sahen. Immerhin gelang schliesslich eine Erholung von 3.3%.
Schweizer Renditen unter Null
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen stabilisierten sich in den USA bei 1.82%. Eine Stabilisierung auf tiefem Niveau schien auch für Deutschland der Fall zu sein, aber am Freitag rutschten die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen auf ein Rekordtief von 0.36%. Seit dem 15. Januar sind diese in der Schweiz unter Null auf -0.34% gesunken. Das heisst, dass die Investoren bereit sind, in dieser Anlageklasse zehn Jahre lang Gebühren zu zahlen statt eine Zinszahlung zu erhalten. Ein solches Investment macht nur noch Sinn, wenn man gezwungen wird, die Asset Allocation einzuhalten oder die Erwartung auf noch restriktivere Negativzinsen hat.
EUR zum CHF weiter unter Parität
Der EUR ist mit dem QE der EZB erwartungsgemäss weiter geschwächt worden und sank zum USD auf 1.12, ein Wochenverlust von 2.5%. Der erwartete Wahlsieg von Tsipras in Griechenland hat am Montag nur noch einen kleinen, kurzen Ausschlag nach unten bewirkt und vieles deutet nun auf eine Neuverhandlung der Kreditkonditionen, aber einem vorläufigen Verbleiben der Griechen im Euro hin. Zum CHF fand anfangs der Woche eine Erholung bis auf 1.02 statt, aber bereits am Mittwoch wurde die Parität unterschritten und der Wochenschluss lag bei 0.985. Angesichts des QE eigentlich noch eine milde Bewegung, aber ein grosser Teil davon war wohl bereits eingepreist. Gegenüber dem starken USD konnte sich der CHF bei 0.88 stabilisieren, was dem Niveau vom Juni 2014 entspricht. Nach einer guten Performance in der Vorwoche konsolidierte der Goldpreis unter der Marke von USD 1300 die Unze und schloss am Freitag bei USD 1292. Auch beim Ölpreis ist seit zwei Wochen eine Stabilisierung knapp unter USD 50 pro Barrel Brent zu beobachten.
Europa bleibt im Sauerstoffzelt
Nun hat auch der IMF die Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum gesenkt. Die USA bleiben die Lokomotive und in China deuten die letzten Daten auf eine sanfte Landung hin. Europa bleibt im Sauerstoffzelt, wird nun aber von der EZB etwas beatmet. Die EZB betritt mit dem QE und Kauf von Staatsanleihen Neuland. Mit der Haftung zu 80% des Staates für die im jeweils eigenen Land zu kaufenden Staatsanleihen konnte ein Kompromiss gefunden werden. Die Umsetzung des Programms mit dessen Details dürfte in der Realität noch einige Hürden bieten. Auch gibt es Zweifel, ob der Transmissionsmechanismus zwischen EZB, Banken und Wirtschaft das anämische Wachstum ankurbelt. „Don’t fight the ECB“ ist man aber versucht zu sagen. Den Exporteuren aus dem EUR-Raum wird die geschwächte Währung sicher helfen. Die Börsen in Europa liefen bereits im Vorfeld von QE gut und die meisten Indices befinden sich nun in einem überkauften Bereich. Auch in den USA drehten die Börsen nach einem drohenden Abkippen wieder nach oben.
Kaum mehr rentable Assets
Es gibt kaum mehr rentable Assets. Rohstoffe sinken infolge eines Überangebotes, Bonds werfen in EUR kaum mehr eine Rendite ab und in CHF müssen bereits Strafgebühren bezahlt werden. Somit muss der Investor für eine Rendite das Risiko erhöhen und Aktien kaufen, welche nota bene meist eine schöne Dividendenrendite abwerfen. Die Bewertung nach P/E absolut oder im historischen Bereich tritt in den Hintergrund, solang die Gewinne und somit die Dividenden steigen. Der schwache EUR, tiefe Kapitalkosten sowie ein tiefer Ölpreis bieten den meisten Firmen in Europa ein gutes Umfeld. Aktien in Europa und den USA dürften weiter steigen, allerdings sind viele Werte dieses Jahr bereits massiv gelaufen und haben einen grossen Teil des Jahrespotentials bereits realisiert. Es ist möglich, dass der Run in Aktien noch etwas anhält, aber wir würden den europäischen Aktien kurzfristig nicht mehr nachrennen und eine Konsolidierung abwarten.
Konsolidierung in der Schweiz erwartet
Der erste Schock und Kurssturz bei den Schweizer Aktien ist nun verdaut. Die meisten Aktienkurse haben die Auswirkungen der neuen Währungsverhältnisse korrekt eingepreist. Die meisten Schweizer mit Liquidität sind versucht, auf diesem optisch tiefen Niveau dazuzukaufen. Ein in Euro denkender Investor hat dieses Jahr im Euro Stoxx 50 7.5% und im DAX 8.6 % gewonnen. Im SMI beträgt seine Performance sogar 10.6% in Euro, trotz dem Kurssturz. Der CHF Investor sieht sich einem Verlust von 11.7% im Stoxx50, 10.8% im DAX und 9.2% im SMI gegenüber. Somit wurden nach dem SNB-Exit schnell wieder Marktgleichgewichte hergestellt. Wir erwarten daher nun eine Konsolidierung. In der Schweiz kam ABB überproportional unter die Räder, obwohl der Konzern in USD rapportiert und relativ wenig aus der Schweiz exportiert. Der Kurs scheint bei CHF 17 Boden gefunden zu haben und wir sehen Chancen für einen Rebound. Auch Zurich Insurance rapportiert in USD und dürfte keinen kompetitiven Schaden aus dem SwExit erlitten haben. (IAH/frp/mc/ps)