CH-Schluss: Erneut grosse Verluste

CH-Schluss: Erneut grosse Verluste

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt muss eine grundlegende Standortbestimmung nach dem Absturz des Euro nach dem Fall der Untergrenze vornehmen und herbe Einbussen wegstecken. Mit dem gestrigen Schritt der SNB haben sich auf einen Schlag die Perspektiven für viele Unternehmen und die Schweizer Konjunktur insgesamt eingetrübt. Die Kurse beendeten den Freitagshandel deutlich im Minus. Eine Bodenbildung ist Marktteilnehmern zufolge noch nicht auszumachen. Mit dem schwachen und nach dem Wegfall der Untergrenze auch wieder stärker schwankenden Euro ist auch die Volatilität am Schweizer Aktienmarkt sprunghaft gestiegen. Der Volatilitätsindikator VSMI stieg auf 33 Punkte, ein Plus von 28%.

An den meisten anderen wichtigen europäischen Börsenplätzen sind zum Wochenschluss teils deutliche Gewinne verbucht worden. Unterstützung kam hier von US-Konjunkturdaten mit einer wie erwartet nur leicht niedrigeren Industrieproduktion und einem Konsumentenvertrauen der Uni Michigan, das auf den höchsten Stand seit 11 Jahren stieg.

Der Swiss Market Index (SMI) schliesst auf 7’899,59 Punkten und verzeichnet dabei ein Minus von 5,96%; das Tagestief lag um den Mittag bei 7’852,83 Punkten, womit das Intraday-Jahrestief vom Oktober des Vorjahres unterschritten wurde. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) fällt um 5,98% auf 1’147,18 Punkte zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 5,80% auf 7’804,32 Punkte. Alle 30 wichtigsten Aktien beendeten den Handel im Minus.

Der Markt befindet sich mitten im Prozess der Neubewertung der Schweizer Aktien, zahlreiche Kurszielsenkungen und Rating-Abstufungen sind bereits bekanntgegeben worden. Entsprechend der sich verdüsternden Aussichten für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr, verschlechtert sich auch die Ausgangslage für viele hiesige Firmen, vor allem für diejenigen mit einem hohen Exportanteil und für solche mit einer starken Exponiertheit gegenüber den Währungsrelationen.

Tagesverlierer war Julius Bär (-15%), denen eine hohe Sensibilität gegenüber dem SNB-Entscheid zugesagt wird, ebenso den weiteren Banken CS (-9,2%) und UBS (-6,2%). Die UBS stand überdies nach einem Bussenentscheid durch die amerikanische Börsenaufsicht SEC in der Höhe von insgesamt 14 Mio USD im Zusammenhang mit Verfehlungen bei Handelsaktivitäten in sogenannten Dark Pools etwas im Fokus. Die Credit Suisse wurde von den US-Behörden in einem Verfahren kritisiert, in welchem die Bank trotz ihrer massiven Busse aus dem Vorjahr die Erlaubnis zur Verwaltung von Pensionskassengeldern in den USA zurückerhalten will.

Laut der Bank Vontobel weisen verschiedene Unternehmen aus dem Gesundheitssektor eine relativ hohes Exposure gegenüber Währungs-Transaktionseffekten auf. Bei den Bluechips könnten allenfalls bei Clariant (-5,9%) oder Syngenta (-7,1%) die Margenziele für das laufende Jahr ausser Reichweite geraten. Stark betroffen sind demnach etwa auch Swatch (-7,1%) und Richemont (-6,7%) oder eben Industrieunternehmen mit einem hohen Exportanteil.

Unter den Zyklikern verloren Lonza (-8,4%) am stärksten, gefolgt von Geberit (-8,3%) oder Actelion (-6,6%). Lonza hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, dass nach dem SNB-Entscheid um die Wettbewerbsfähigkeit des Werkes in Visp zu fürchten sei. ABB schlossen 6,1% tiefer. Für den Industriekonzern ist die Franken-Exposure gemäss eigenen Angaben vom Vortag gering und das Erstarken des Frankens dürfte lediglich einen beschränkten Einfluss auf die Zahlen haben. Unterdessen hat die Société Générale das ABB-Kursziel und Exane BNP das Rating gesenkt.

Bei Sika (-5,5%) ist es Kreisen zufolge zu einem Treffen des Managements mit Vertretern von Saint-Gobain gekommen, das jedoch ergebnislos beendet wurde.

Kaum besser erging es den drei am stärksten kapitalisierten Aktien unter den Bluechips, so büssten Roche -4,8% ein, Novartis -5,5% und Nestlé -6,8%. Goldman Sachs hat für Roche, Novartis und Actelion nebst weiteren Aktien die Kursziele reduziert und damit bis zu einem gewissen Grad an den Absturz der Aktien vom Vortag angepasst. Roche allerdings behält das amerikanische Institut indes auf der «Conviction List Buy», während Actelion und Novartis jeweils mit «Neutral» eingestuft wurden.

Auch im breiten Markt gab es teils massive Verluste. So unter anderem bei Tornos oder Bobst (je -15%). Unter den wenigen Aktien mit Kursgewinnen stechen Apen (+2,4%), Edmond de Rothschild (+2,3%), oder Orascom (+1,8%) heraus. (awp/mc/pg)

SIX Swiss Exchange

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