Santander: Ana Botín setzt nächsten Meilenstein
Ana Botín, Präsidentin Banco Santander.
Madrid – Die neue Präsidentin der spanischen Grossbank Santander, Ana Botín, setzt den nächsten Meilenstein ihrer erst viermonatigen Amtszeit. Die Bank will über Nacht bei einer Kapitalerhöhung bis zu 7,5 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln, wie sie am Donnerstag mitteilte. Zudem will Santander die Dividendenpolitik ändern und in diesem Jahr pro Quartal jeweils fünf Cent pro Aktie an ihre Anteilseigner ausschütten.
Investoren hatten zuletzt Zweifel an der Kapitalstärke der Bank geäussert. Santander zählt zu den wenigen Banken in Europa, die bei der regelmässigen Veröffentlichung ihrer Kapitalquoten noch nicht die künftig geltenden Regeln voll anwenden. Das schürte Misstrauen, auch wenn das Institut den Gesundheitscheck der europäischen Zentralbank im vergangenen Jahr relativ locker bestanden hatte.
Kapitalpuffer schwächer als bei der Konkurrenz
Allerdings hatten Konkurrenten zuletzt wesentlich aggressiver ihre Kapitalpuffer gestärkt. So sammelte die Deutsche Bank Mitte 2014 rund 8,5 Milliarden Euro ein. Santander, nach Marktwert die grösste europäische Bank, drohte ins Hintertreffen zu geraten. Mit der Kapitalerhöhung verschafft sich das Geldhaus nun auch neue Spielräume für Wachstumschancen.
Verwaltungsratschefin Botín treibt damit die angekündigte Modernisierung der spanischen Traditionsbank mit Tempo voran. Bereits Ende November hatte das Institut den Austausch zahlreicher Top-Manager ankündigt. So ist seit Jahresbeginn der bisherige Finanzchef José Antonio Álvarez Vorstandschef. Er löste Javier Marín (48) ab, der nur knapp zwei Jahren an der Spitze des Managements stand und die Bank nun nach 23 Jahren verliess.
Frischer Wind
Ana Botín war Ende September für ihren gestorbenen Vater Emilio an die Spitze des Santander-Verwaltungsrats gerückt. Sie will frischen Wind in die Bank bringen. «Unsere Vision ist es, eine einfache, persönliche und transparente Bank für unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und die Gesellschaft zu schaffen», sagte Botín Ende 2014. Ihr Vater hatte seit 1986 an der Spitze der Bank gestanden und dabei grosse Teile des Tagesgeschäfts an sich gezogen. Die jeweiligen Vorstandschefs hatten eher eine Nebenrolle.
Die patriarchalisch regierende Vater galt als einer der erfolgreichsten Banker seiner Generation. Unter seiner Führung entwickelte sich die 1857 von seinem Urgrossvater gegründete Bank von einem Regionalinstitut zu einem internationalen Konzern mit grossen Geschäftsbereichen von Brasilien über Mexiko bis nach Grossbritannien, Deutschland und Polen. Das Auslandsgeschäft hatte die Bank während der Krise in Spanien stabilisiert.
Kompliziertes Firmengeflecht
Allerdings gilt das Geflecht an teilweise börsennotierten Tochtergesellschaften als sehr komplex. Inzwischen setzt bei der Bank ein Umdenken ein. Viele dieser Gesellschaften könnten wieder von der Börse genommen werden. Am weitesten fortgeschritten sind die Pläne in Brasilien, wo ein Viertel der dortigen Tochter an der Börse gehandelt wird.
Die neuen Aktien des Konzerns sollen über Nacht in einem beschleunigten Verfahren Investoren angeboten werden. Die Organisation übernehmen die Investmentbanker von Goldman Sachs und der UBS. Am Donnerstag wurden die Santander-Papiere wegen der Gerüchte über die Kapitalerhöhung zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt. Die Kapitalpläne der Spanier kamen bei Anlegern nicht gut an und rissen auch andere europäische Bankaktien in die Verlustzone. (awp/mc/ps)