US-Notenbank tagt – Fertigmachen für die Zinswende

US-Notenbank tagt – Fertigmachen für die Zinswende
Janet Yellen, ehemalige Fed-Chefin. (Foto: © United States Government Work)

Fed-Chefin Janet Yellen. (Foto: © United States Government Work)

Washington – Das Ende des Billiggelds rückt näher – zumindest in Amerika: Die erste Anhebung der US-Leitzinsen seit der letzten grossen Finanzkrise ist nur noch eine Frage der Zeit. Wenn die Fed an diesem Mittwoch tagt, geht es vor allem darum, in welchem Tempo sie den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik im nächsten Jahr vollzieht. Am Mittwochabend werden die Finanzmärkte deshalb jedes Wort von Notenbankchefin Janet Yellen auf die Goldwaage legen.

«Die Fed dürfte ihr «Nullzinsversprechen» einsammeln», sagt Ökonom Bernd Weidensteiner von der Commerzbank . Seit Ende 2008 liegt der Leitzins in der weltgrössten Volkswirtschaft knapp über null Prozent. Um die Märkte nicht in Aufruhr zu versetzen, hatte die Notenbank bis zuletzt stets zugesichert, dort werde er auch noch für «beträchtliche» Zeit bleiben. Nun dürfte diese Formulierung laut Weidensteiner gestrichen werden: «Die Fed zieht andere Saiten auf.»

Nullzinspolitik nicht mehr angemessen
Angesichts eines kräftigen Rückgangs der Arbeitslosenquote und starkem Wachstum scheint die Nullzinspolitik in den USA kaum noch angemessen. Anleger rechnen Mitte 2015 mit der Zinswende. Für Unsicherheit sorgt vor allem, wie schnell die Zügel danach weiter angezogen werden. «Die Fed wird die Leitzinsen wohl aggressiver anheben als vom Markt erwartet», sagt Experte Weidensteiner.

Das sieht auch Joseph LaVorgna so, der US-Chefökonom der Deutschen Bank. Allerdings verschaffe der Ölpreis-Absturz zunächst noch etwas Zeit. Die billige Energie halte die Inflation niedrig, das nehme Handlungsdruck von der Fed. Doch die Stossrichtung ist klar: Während die Zentralbanken im Euroraum sowie in Japan und China die Notenpressen schneller laufen lassen, um die Wirtschaft anzuschieben, stehen die Zeichen in den USA auf Mässigung.

Anleihekaufprogramm eingestellt
Im Oktober hatte die Fed bereits ein milliardenschweres Anleihekaufprogramm eingestellt, mit dem die Konjunktur über Jahre gestützt worden war. Seitdem hat die US-Währung aufgewertet – und so dürfte es nach Einschätzung vieler Analysten auch weitergehen.

«Noch nie sah sich der Euro gegenüber dem Dollar einer derart starken Belastungsprobe ausgesetzt», meint Christian Melzer von der Dekabank. Wegen der auseinander driftenden Leitzinsen hält er es für möglich, dass ein Euro im Winter 2016 nur noch einen Dollar wert sein wird. Mit der geldpolitischen Straffung in den USA werde ein «neues Kapitel in der Geschichte des Währungspaares» aufgeschlagen. (awp/mc/pg)

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