CH-Schluss: Schwache Ölnotierungen belasten SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag mit deutlichen Abgaben beendet und auch mit Blick auf die gesamte Woche schloss der Leitindex SMI tief im roten Bereich. Der SMI startete am Berichtstag nur mit leicht tieferen Notierungen in den Tag ehe die «Bären» klar die Oberhand gewannen und den Index zunächst unter die Schwelle von 9’000 Punkten und am Ende gar unter 8’900 Zähler drückten. Vor allem die Sorgen um den schwachen Ölpreis und die damit verbundenen Konjunkturängste der Investoren belasteten die Stimmung an den internationalen Börsen. Und so gehörten Zykliker wie auch Finanztitel zu den grössten Verlierern, während sich die Titel des Bauchemie- und Klebestoffherstellers Sika vom zuletzt erlittenen Kurseinbruch etwas erholen konnten.
Im Fokus stand zu Wochenschluss der anhaltende Rückgang der Ölpreise: Die US-Sorte WTI rutschte unter die wichtige Marke von 60 US-Dollar je Barrel und ist somit seit Sommer um über 40% eingebrochen. Dies liess viele Anleger an der Robustheit der Weltwirtschaft zweifeln, auch wenn am Nachmittag die neusten Daten zur US-Konsumentenstimmung für die grösste Volkswirtschaft ein solides Bild zeichneten. Im Handel scheint jedoch die Hoffnung auf ein Jahresendrally kleiner zu werden. Nebst den Zinssorgen in den USA drücken auch die Unsicherheiten in Griechenland auf die Stimmung. Dort scheint der Spar- und Reformkurs im Fall von Neuwahlen gefährdet zu sein.
Bis Börsenschluss gab der Swiss Market Index (SMI) 1,80% auf 8’895,35 Punkte nach. Auf Wochenbasis büsste er gar 3,4% ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor am Freitag 1,74% auf 1’308,12 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,66% auf 8’746,79 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien konnten nur Sika ein Plus vorweisen. Derweil rutschte der Euro zum Franken bis hart an die Kursuntergrenze der SNB von 1,20 ab.
Sika blieben unter den Bluechips die Ausnahme und erholten sich mit +5,1% etwas von den massiven Abgaben seit Wochenbeginn. Das Minus seit der Meldung zur Übernahme der Kontrollmehrheit durch Saint-Gobain liegt allerdings noch immer bei rund 26%. Marktteilnehmer sprachen am Freitag von einer technischen Gegenbewegung, die von einer Studie der UBS vom Vortag Unterstützung erhalten hat. Zudem gab es in der Presse Spekulationen, dass sich die Lage im Konflikt zwischen dem Sika-Management und dem französischen Konzern Saint-Gobain, der von der Gründerfamilie die Kontrollmehrheit übernehmen wird, etwas beruhigt habe.
Auf der Verliererseite standen bis zum Schluss die Titel des US-Ölbohrspezialisten Transocean (-5,8% auf 16,31 CHF) auf dem letzten Platz im SMI/SLI. Auf Wochensicht summierten sich die Abgaben auf 11%. Der Konzern ist in hohem Mass von der Investitionsneigung der Mineralölfirmen abhängig und so belasteten die weiter rückläufigen Ölnotierungen den Kurs auch in dieser Woche. Noch Anfang Juli hatte ein Transocean-Papier rund 40 CHF gekostet.
Grössere Abgaben verzeichneten zum Wochenschluss mit schwächeren Wirtschaftsdaten aus China auch konjunkturabhängige Titel wie jene der Luxusgütergruppe Richemont, des Warenprüfkonzerns SGS (je -2,6%) oder des Industriekonzerns ABB (-2,2%). Aber auch Finanztitel wie jene der Credit Suisse (-3,0%), der Bâloise (-2,1%) oder des Rückversicherers Swiss Re (-1,8%) standen unter erhöhtem Abgabedruck. Im Handel sprach man von Gewinnmitnahmen.
Bei den Schwergewichten drückten Roche mit -2,0% stark auf den Index. Deutliche Einbussen verzeichneten jedoch auch Nestlé (-1,6%) und Novartis (-1,4%). Novartis hatte Erfolge aus einer Vergleichsstudie für das Schuppenflechte-Medikament Cosentyx gemeldet, ist dagegen mit Afinitor in einem neuen Brustkrebs-Anwendungsgebiet in der klinischen Phase III gescheitert.
Clariant gaben nach gutem Beginn am Ende ebenfalls deutliche 1,6% auf 16,31 CHF nach. Dabei hatte Morgan Stanley das Rating der Titel mit «Overweight» bekräftigt, gleichzeitig aber das Kursziel um 60 Rappen auf 19 CHF gesenkt. Givaudan wiederum sanken um 1,3% etwas moderater. Die Titel wurden zwar von Baader Helvea von der «Top-Pick»-Liste gestrichen, das Kursziel und die Buy-Bewertung wurden jedoch nicht verändert.
Im breiten Markt fielen Schaffner (-5,0%), Logitech (-3,9%) oder Georg Fischer (-3,8%) mit grösseren Abgaben auf. Auf der Gewinnerseite standen Cytos (+5,9%) oder Von Roll (+3,7%) ohne nennenswerten News weit oben. (awp/mc/pg)