Milliardär Hansjörg Wyss schenkt Uni Zürich und der ETH 120 Mio Dollar
Mäzen Hansjörg Wyss flankiert von den Co-Direktoren des neuen Forschungszentrums: Prof. Simon P. Hoerstrup und Prof. Roland Siegwart. (Bild: ETH Zurich / Josef Kuster)
Zürich – Die ETH Zürich und die Universität Zürich gründen ein neues translationales Forschungszentrum an der Schnittstelle von Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften. Das Wyss Translational Center Zurich – kurz WTZ – wird durch eine Donation des ehemaligen Synthes-Eigentümers Hansjörg Wyss in der Höhe von 120 Millionen Dollar zugunsten der beiden Zürcher Hochschulen ermöglicht. Das neue Zentrum will mit einem interdisziplinären Ansatz die Entwicklung und Anwendung innovativer medizinischer Therapien und bahnbrechender Robotiksysteme beschleunigen.
Die Kernidee und Motivation dieser Initiative ist, Erkenntnisse aus der Grundlagen- und präklinischen Forschung beschleunigt in die Anwendung zu bringen; das heisst die effiziente Translation zu neuen medizinischen Therapien oder zu innovativen Produkten, wie es in einer gemeinsamen Medienmitteilung heisst.
Disziplinäre und institutionelle Barrieren überwinden
Das WTZ umfasst in der Anfangsphase zwei Technologieplattformen, wovon eine auf regenerative Medizin ausgerichtet sein wird, die andere auf Robotik. Das WTZ überbrückt disziplinäre und institutionelle Barrieren und bringt die Forschenden von Technik und Medizin, von Materialwissenschaften bis Stammzellforschung und Robotik, zusammen. «Die in der Schweiz betriebene Grundlagenforschung zählt weltweit zu den besten. Aber es geht oft lange, bis die Erkenntnisse für die Anwendung und zum Wohle des Patienten nutzbar gemacht werden können. Ich möchte mithelfen, mit neuen Modellen der interdisziplinären Zusammenarbeit diesen Transfer zu beschleunigen», erklärt Hansjörg Wyss, Gründer der Medizintechnikfirma Synthes Global und Chairman der Wyss Foundation, die Beweggründe für seine Schenkung.
Die 120 Millionen Dollar bilden die Grunddotation für den Aufbau und den Betrieb des WTZ in den ersten sieben Jahren. ETH Zürich und UZH investieren ihrerseits Personal und Infrastruktur ins neue Zentrum. Aufbauend auf den zwei Technologieplattformen regenerative Medizin und Robotik, wird das WTZ mit einem Portfolio von vier Translationsprojekten – Zurich Life Matrix, Zurich Heart/Ventricular Assist Devices, Zurich Liver und Zurich Eye – 2015 starten. Im Lauf der Zeit sollen weitere bahnbrechende Transferprojekte dazu kommen.
Das neue Forschungszentrum nimmt seinen Betrieb an je einem Standort an der ETH und an der Universität Zürich auf und steht unter der Co-Leitung der Professoren Roland Siegwart (ETH Zürich) und Simon P. Hoerstrup (UZH).
Von der Forschung zum Produkt
Entlang der vier ausgewählten Forschungsprojekte wollen die beiden Partnerinstitutionen in den nächsten Jahren neue medizinische Therapieverfahren, Prototypen und innovative Produkte entwickeln mit dem Ziel, das Leben von Patienten und Menschen zu verbessern. Eine Übersicht über die Ziele der vier Forschungsprojekte:
Zurich Life Matrix:
Entwicklung von künstlichen Geweben, die sich regenerieren und mit dem Organismus mitwachsen können. So arbeitet man z.B. an im Labor aus menschlichen Zellen hergestellten Blutgefässen und Herzklappen, welche sich mit der Veränderung des Herzens (z.B. in der Wachstumsphase des Kindes) mitentwickeln können. Heutige Lösungen sind meist statisch und führen deshalb immer wieder zu Komplikationen und operativen Eingriffen.
Zurich Heart/Ventricular Assist Devices:
Entwicklung von neuartigen Herzunterstützungspumpen (Ventricular Assist Devices). Heute leiden unzählige Menschen an lebensbedrohlicher Herzschwäche. Künstliche Herzpumpen unterstützen die ungenügende Pumpleistung des kranken Herzens. Dadurch können betroffene Patientinnen und Patienten langfristig mit guter Lebensqualität überleben trotz des Mangels an Spenderherzen. Heutige Herzunterstützungspumpen sind bezüglich Biokompatibilität, Regelung, Handhabung und Grösse stark verbesserungsbedürftig.
Zurich Liver:
Entwicklung von neuartigen extra-korporalen Perfusionssystemen, welche es ermöglichen, Leberstücke eines Patienten ausserhalb des Körpers wachsen zu lassen, um sie dann zurück in den Patienten transplantieren zu können. Dieses Verfahren soll vor allem dazu dienen, bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen (z.B. Krebs) eigenes Spendermaterial zu generieren. Dadurch könnte der Bedarf nach Spenderorganen drastisch gesenkt und gleichzeitig die Patientensicherheit erhöht werden. In einem späteren Schritt ist es vorgesehen, dieses Verfahren auf die allogene Transplantation auszudehnen, wobei eine Spenderleber mehreren Empfängern zugute kommen soll.
Zurich Eye:
Entwicklung eines kamerabasierten Positionierungssystems, welches selbständig Pläne von der Umgebung aufbaut und eine exakte Positionierung ermöglicht. Dieses System soll autonomen Fahrzeugen und Fluggeräten im Katastropheneinsatz, im Transport oder in der Landwirtschaft eine selbständige Navigation ermöglichen und auch Menschen in verschiedenen Aufgaben unterstützen. (Uni Zürich/mc/pg)