Radikaler Wandel: Eon sagt Atom, Kohle und Gas Adieu

Radikaler Wandel: Eon sagt Atom, Kohle und Gas Adieu
Johannes Teyssen, CEO Eon.

Eon-Chef Johannes Teyssen.

Düsseldorf – Die tiefgreifende Energiewende lässt den Versorgungsriesen Eon zu einer verzweifelten Massnahme greifen: Künftig will sich der Konzern auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren. Das frühere Brot- und Butter-Geschäft mit Atom, Kohle und Gas will Eon hingegen loswerden. Dazu soll der Bereich zusammen mit dem globalem Energiehandel sowie Exploration und Produktion mehrheitlich abgespalten und mittels Börsengang an die Aktionäre übertragen werden. Anschliessend will Eon diese Beteiligung entkonsolidieren, damit würden Problem mit dem Geschäft nicht mehr das operative Ergebnis beeinträchtigen.

Aufsichtsratsvorsitzender Werner Wenning sagte laut einer am Sonntagabend verbreiteten Mitteilung: «Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte, technische Innovationen und wachsende, individuellere Kundenerwartungen erfordern einen mutigen Neuanfang. Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen.»

Keine Auswirkungen auf Arbeitsplätze
Die Grundlagen für die Börsennotierung des neuen Unternehmens sollen im kommenden Jahr geschaffen werden. Dafür werden unter anderem die Investitionen um 500 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro erhöht. Nach der Zustimmung der Hauptversammlung soll die Abspaltung dann im Geschäftsjahr 2016 durchgeführt werden. Den verbleibenden Minderheitsanteil will Eon mittelfristig über die Börse abstossen. Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sollen die Massnahmen laut Mitteilung nicht haben.

Im laufenden Jahr reisst das bisherige Geschäft den Konzern tief in die roten Zahlen. Wertberichtigungen insbesondere bei den südeuropäischen Geschäften und Kraftwerken von 4,5 Milliarden Euro werden zu einem «erheblichen Konzernfehlbetrag im Geschäftsjahr 2014 führen», hiess es in der Mitteilung weiter. In den ersten drei Quartalen waren bereits Abschreibungen in Höhe von rund 700 Millionen Euro aufgelaufen.

Prognose bestätigt
Eon schiebt einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her. Da mutet der Verkauf des gesamten Geschäfts in Spanien und Portugal an den australischen Investor Macquarie zu einem Unternehmenswert von 2,5 Milliarden Euro wie ein Tropfen auf den heissen Stein an. Neben dieser von Experten erwarteten Veräusserung prüft Eon auch den Verkauf des Geschäfts in Italien. Zudem soll das Explorations- und Produktionsgeschäft in der Nordsee evenfalls noch vor der Neuaufstellung strategisch überprüft werden.

Trotz der hohen Abschreibungen bestätigte Eon sein Ziel, 2014 beim operative Ergebnis (Ebitda) zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro zu landen, 2013 hatte der Konzern noch 9,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Der sogenannte nachhaltige Konzernüberschuss – aus dem zahlreiche Sonder- und Bewertungseffekte herausgerechnet werden – soll von 2,1 auf 1,9 bis 1,5 Milliarden Euro sinken.

Umstellung auf Festdividende
Statt wie bisher davon 50 bis 60 Prozent an die Aktionäre auszuschütten, soll für die Geschäftsjahre 2014 und 2015 eine feste Dividende von 50 Cent je Anteilschein an die Aktionäre fliessen. Im letzten Jahr hatten die Anteilseigner 60 Cent je Papier erhalten. (awp/mc/ps)

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