Revolution an Führungsspitze bei Santander – Ana Botín greift durch

Revolution an Führungsspitze bei Santander – Ana Botín greift durch

José Antonio Álvarez, designierter Santander-CEO.

Madrid – Zweieinhalb Monate nach ihrem Amtsantritt als Verwaltungsratschefin drückt Ana Botín der spanischen Grossbank Santander erstmals ihren Stempel auf. Das Institut kündigte am Dienstag überraschend den Austausch seines Top-Managements aus. Zum Jahreswechsel wird der bisherige Finanzchef José Antonio Álvarez (54) zum Vorstandsvorsitzenden befördert. Er löst Javier Marín (48) ab, der vor knapp zwei Jahren an die Spitze des Managements gerückt war und die Bank nun nach 23 Jahren verlässt. Die Führungsstruktur galt unter Beobachtern seit längerem als überholt, weil der Vorstand bislang eher im Schatten des verstorbenen Firmenpatriarchen Emilio Botín stand.

Der frühere Geschäftsführer der Santander-Tochter Banesto, José García Cantera, wird nun neuer Finanzchef. Zudem berief Santander drei neue Aufseher in den Verwaltungsrat. «Ana Botín löst eine Revolution in der Santander-Führung aus», titelte die Wirtschaftszeitung «Cinco Días» in ihrer Online-Ausgabe. Der erste grosse Eingriff von Ana Botín wird von Analysten als Zeichen dafür gewertet, dass sie die Leitung modernisieren will. Ihr Vater hatte auch grosse Teile des Tagesgeschäfts an sich gezogen. Die jeweiligen Vorstandschefs hatten eher eine Nebenrolle. Analysten gehen davon aus, dass Álvarez einen aktiveren Part spielen wird und das operative Geschäft stärker von ihm geleitet wird. Er gilt als guter Kenner von Finanzmarkt und Bank.

Die 54-Jährige Botín hatte im September nach dem Tod ihres Vaters Emilio, der seit 1986 an der Spitze des Unternehmens gestanden hatte, die Führung des Geldhauses übernommen. «Unsere Vision ist es, eine einfache, persönliche und transparente Bank für unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und die Gesellschaft zu schaffen», sagte die Santander-Chefin.

Erfolgreicher Banker
Ihr Vater galt als einer der erfolgreichsten Banker seiner Generation. Unter seiner Führung entwickelte sich die 1857 von seinem Urgrossvater gegründete Bank von einem Regionalinstitut zu einem internationalen Konzern mit grossen Aktivitäten von Brasilien über Mexiko bis nach Grossbritannien, Deutschland und Polen. Das Auslandsgeschäft hatte die Bank während der Krise in Spanien stabilisiert.

Frischen Wind bringt Ana Botín auch in das Kontrollgremium selbst mit der Berufung von gleich drei neuen Aufsehern, davon mit Sol Daurella auch eine Frau. Damit sind künftig fünf von 15 Mitgliedern des Verwaltungsrats weiblich. Das Gremium dürfte mit den Veränderungen auch unabhängiger werden. Bislang hatte es den Ruf, dem Präsident hörig zu sein. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar