Internet-Nutzer fühlen sich zunehmend überwacht

Internet-Nutzer fühlen sich zunehmend überwacht
(Foto: momius - Fotolia.com)

Online-Shops büssen an Vertrauen ein.  (Foto: momius – Fotolia.com)

Zürich – Anderthalb Jahre nach Bekanntwerden der NSA-Affäre fühlen sich die Schweizer im Internet noch überwachter als zuvor. Dies zeigt der zweite Datenvertrauens-Index, den der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch auf Basis einer repräsentativen Umfrage erstellte. Knapp jeder dritte Onliner fühlt sich unsicher bei der Eingabe persönlicher Daten. Spürbar gesunken ist das Vertrauen der Schweizer Internetnutzer in Online-Shops und E-Mail-Anbieter.

Gestohlene Nacktbilder von Promis aus der iCloud, millionenfach entwendete E-Mail-Passwörter: Zwar ist die Debatte um die Cyberspionage staatlicher Geheim-dienste mittlerweile leiser geworden. Doch weiterhin schrecken regelmässig Medienberichte über Datenlecks und Hackerangriffe die Öffentlichkeit auf – nicht ohne Folgen bei den Schweizer Internetnutzern. Das Gefühl, im Internet überwacht zu werden, ist in den vergangenen zwölf Monaten signifikant gestiegen. Auf einer Skala von 1 «sehr stark überwacht» bis 10 «überhaupt nicht überwacht» sank der Durchschnittswert von 5,0 auf 4,8 Punkte. Das ist ein Ergebnis des zweiten Schweizer Datenvertrauens-Index. Die repräsentative Online-Umfrage wurde durch das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag von comparis.ch unter 1214 Personen durchgeführt. Weitere Aspekte, die in den Datenvertrauens-Index einflossen: das Sicherheitsgefühl bei der Eingabe persönlicher Daten im Internet, das Vertrauen in Online-Dienste beim Umgang mit privaten Nutzerdaten sowie das subjektive Bedrohungsgefühl vor Datenmissbrauch. Der Gesamtindex-Wert auf der 10er-Skala blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 5,5 Punkten.

Sorgen auch ohne NSA-Affäre gross
Der Telecom-Experte von comparis.ch, Ralf Beyeler, fasst das Resultat der Umfrage wie folgt zusammen: «Die zweite Auflage der Umfrage bestätigt: Die bei Schweizern verbreitete Skepsis hinsichtlich Datensicherheit sitzt tief. Sie war nicht nur eine Folge der NSA-Affäre.» Die Angst vor einem Datenmissbrauch durch Geheimdienste ist gesunken. Auf einer Skala von 1«sehr stark bedroht» bis 10 «überhaupt nicht bedroht» liegt der Mittelwert bei aktuell 5,1 Punkten gegenüber 4,7 Punkten im Herbst 2013. Bedrohter fühlen sich die Onliner jedoch durch eine missbräuchliche Datenverwendung von Suchmaschinen (4,9 Punkten). «Es ist erstaunlich, dass sich die Schweizer durch Google bedrohter fühlen als durch Geheimdienste», sagt Beyeler. Am geringsten ist das subjektive Bedrohungsgefühl vor Datenmissbrauch durch Behörden und Banken mit je 7,2 Punkten.

Unsicherheit bleibt
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Knapp drei von zehn Schweizer Internetnutzern fühlen sich bei der Eingabe persönlicher Daten im Internet nicht sicher. «Die Unsicherheit bleibt damit genauso hoch wie vor einem Jahr», so Beyeler. Interessant: Gemäss der Untersuchung finden 2 von 3 Onlinern den Datenschutz in der Schweiz nach wie vor «gut geregelt».

Wenig Vertrauen in Suchmaschinen
Nach dem Vertrauen gefragt, das Internetnutzer mit Blick auf ihre persönlichen Daten den Anbietern von Onlineangeboten entgegenbringen, zeigt der aktuelle Datenvertrauens-Index: Online-Shops und E-Mail-Anbieter haben im Vergleich zum Vorjahr signifikant an Vertrauen eingebüsst. Auf der Skala von 1 «überhaupt kein Vertrauen» bis 10 «sehr starkes Vertrauen» ergab sich folgende Veränderung: Der Durchschnittswert für die Online-Shops sank von 6,3 auf 5,9 Punkte, bei den E-Mail-Providern von 6,1 auf 5,8. Das geringste Vertrauen geniessen wie vor einem Jahr Soziale Medien mit 3,5 Punkten. Wenig Vertrauen wird auch Suchmaschinen entgegengebracht (4,6 Punkte). Auf der anderen Seite der Skala geniessen folgende Akteure starkes Vertrauen: Banken (7,4 Punkte) Behörden (7,2 Punkte) und Versicherungen (6,2 Punkte).

Soziale-Medien-Nutzer: Bedenken beim Posten
Besonders interessant ist ein Blick auf die Nutzer sozialer Netzwerke wie Facebook: Mehr als die Hälfte dieser Befragten (54 Prozent) veröffentlicht im Internet persönliche Fotos oder Videos mit Bedenken. Gerade mal 25 Prozent der Social-Media-Nutzer haben keinerlei Bedenken dabei. Auch beim Schreiben persönlicher Statusmeldungen haben knapp vier von zehn Nutzern sozialer Medien Bedenken. 20 Prozent verzichten ganz darauf.

Wie schützen Schweizer ihre persönlichen Daten?
Zum Schutz ihrer persönlichen Daten vor Missbrauch im Internet greifen die Schweizer auf vielerlei Massnahmen zurück, wie diese Grafik zeigt:

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