Schweizer wollen im Ausland arbeiten und andere Kulturen kennenlernen
Studie «Decoding Global Talent» zeigt: Hohe berufliche Mobilität von Schweizer Arbeitskräften. (Foto: Benicce – Fotolia.com)
Zürich – 77 Prozent aller Schweizer Arbeitnehmer wären bereit, eine Stelle im Ausland anzutreten. Damit liegt die Schweiz deutlich über dem Durchschnitt, insbesondere im Vergleich mit Industrienationen. Die beliebtesten Ziele sind englischsprachige Nationen, die direkten Nachbarn und Europas Norden. Die wichtigsten Beweggründe, eine Stelle im Ausland anzutreten, liegen nicht in Karrieregedanken begründet, sondern in der Erweiterung des persönlichen Horizonts und dem Kennenlernen neuer Kulturen.
Die international durchgeführte Studie «Decoding Global Talent» erhebt die Bereitschaft von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, im Ausland zu arbeiten. In der Schweiz haben jobs.ch und jobup.ch insgesamt über 4‘400 User befragt und in Zusammenarbeit mit The Boston Consulting Group und The Network (eine Allianz führender Online-Stellenportale) die Ergebnisse ausgewertet und im Detail analysiert. Weltweit nahmen über 200‘000 Berufstätige aus 190 Ländern an der Erhebung teil.
Hohe berufliche Mobilität
Schweizerinnen und Schweizer schotten sich nicht ab, im Gegenteil: Ganze 77 Prozent sind gewillt, im Ausland zu arbeiten. Die Quote ist signifikant höher als der Durchschnitt aller befragten Länder, der bei 64 Prozent liegt. Auffällig dabei ist, dass insbesondere die Industrienationen – mit Ausnahme der Schweiz – sonst eher unterdurchschnittliche Werte aufweisen. Vor allem spezialisierte Fachkräfte können sich gut vorstellen im Ausland zu arbeiten. Am beliebtesten ist der angelsächsische Sprachraum – nicht nur für Schweizer, auch insgesamt. Auf dem Podest: USA (50 Prozent), Kanada (44 Prozent) und UK (44 Prozent) – Australien (39 Prozent) liegt immerhin noch auf Rang 5.
Neben dem American Way of Life reichen für viele die niedrigen Sprachbarrieren und das wärmere Klima als Motivation oft schon aus. In Einklang mit dem Länderrating fällt auch die Reihenfolge der beliebtesten Städte aus: 22 Prozent der Befragten präferieren London, 20 Prozent New York und 11 Prozent Sydney. Für Arbeitnehmer aus der Schweiz sind aber auch die unmittelbaren Nachbarländer äusserst attraktiv; denn oft kennt man die Sprache oder hat Verwandte und Bekannte vor Ort. So landet Deutschland auf Platz vier (39 Prozent) der beliebtesten Destinationen für berufliche Auslandaufenthalte. Auch Europas Norden geniesst hierzulande einen ausgezeichneten Ruf bezüglich Lebensqualität und Arbeitsmarktattraktivität. So zum Beispiel Schweden, welches auf Platz sechs zu liegen kommt (31 Prozent), und Norwegen, das sich ebenfalls in den Top Ten befindet (26 Prozent).
Motivation: Erfahrungen sammeln
Während in fast allen anderen Ländern die Karrierechancen und der höhere Lebensstandard im Zielland ganz oben auf der Liste der Beweggründe hinter dem Willen zur Mobilität stehen, zeigen Arbeitnehmer in der Schweiz ihre Weltoffenheit. Die wichtigsten Triebfedern für ein berufliches Engagement im Ausland sind die Erweiterung des persönlichen Erfahrungsschatzes (Rang 1), das Kennenlernen fremder Kulturen (Rang 2) und das Sammeln von besonderen Arbeitserfahrungen (Rang 3) – ‚Leute kennenlernen‘ folgt bereits auf Rang 5, gleich nach der beruflichen ‚Challenge‘. Interessanterweise verhält sich die Reihenfolge anders als bei der vor zwei Jahren in sehr ähnlicher Form durchgeführten Erhebung. So stand 2012 das Kennenlernen von neuen Ländern und Sitten erst auf Platz 3, hinter der Erweiterung des beruflichen Horizonts und der Suche nach einer neuen Herausforderung. Um solch wertvolle Erfahrungen zu sammeln sind Arbeitnehmer in der Schweiz, gleich mehrere Jahre im Ausland zu verbringen: 28 Prozent der Befragten wären bereit, 3 bis 5 Jahre, und 14 Prozent sogar 5 bis 10 Jahre im Ausland zu leben und zu arbeiten.
Publikationen zur Studie: http://www.the-network.com/globaltalentsurvey/publications/
Zur Demographie der Studienteilnehmer
Die Schweizer Teilnehmer der Studie teilen sich auf in 40 Prozent weibliche und 60 Prozent männliche Befragte. Bei den Ergebnissen sind insbesondere drei Altersklassen repräsentiert: 33 Prozent der Studienteilnehmer sind zwischen 21 und 34 Jahre alt, 27 Prozent zwischen 35 und 44 Jahre und 28 Prozent zwischen 45 und 54 Jahre. Die grosse Mehrheit des Samples ist alleinstehend und kinderlos (34 Prozent), gefolgt von 26 Prozent, die in einer Beziehung ohne Kinder leben. Von allen Teilnehmenden besitzen 17 Prozent einen Bachelorabschluss, 19 Prozent haben ein Masterstudiendiplom und 30 Prozent haben Weiterbildungen absolviert. (Jobs.ch/mc/ps)