François Hollande gibt sich vor TV-Publikum kämpferisch

François Hollande gibt sich vor TV-Publikum kämpferisch

Frankreichs Staatspräsident François Hollande. (© Host Photo Agency/g20russia.ru)

Paris – Noch zweieinhalb Jahre. Zur Mitte seiner Amtszeit stellt sich Frankreichs Präsident François Hollande einer grossen TV-Runde – kritischen Journalisten, fragenden Wählern, Millionen von TV-Zuschauern. Der umstrittene Staatschef gibt sich kämpferisch: «Ich werde mein Land bis zum Ende reformieren.» Der nächste Präsident wird 2017 gewählt. Auch am Donnerstagabend lässt Hollande letztlich offen, ob er wieder antreten wird.

Hollande wirkt konzentriert, geht auf Themen ein, lässt sich auch bei hartnäckigen Nachfragen nicht aus dem Konzept bringen. Für die Wähler stehen in der Livesendung vier Französinnen und Franzosen. Hollande diskutiert mit ihnen, fragt nach, weist auf Projekte hin. Immer wieder schlägt er einen Bogen von Frankreich in eine Welt von Krieg und Terrorismus. «Die Realität ist hart für viele Bürger, brutal in der Welt.» Die Enthauptung einer französischen Geisel durch Islamisten nennt er «den schlimmsten Tag meiner Amtszeit».

Privates bleibt privat
Fragen zu seinem Privatleben blockt der 60-Jährige ab. Etwa zu jenen schon legendären Motorrollerfahrten, die ihn zu seiner angeblichen Geliebten Julie Gayet (42) geführt haben sollen und das Aus seiner Beziehung zu Valérie Trierweiler (49) bedeuteten. «Es gibt eine Privatsphäre, die zu respektieren ist», sagt Hollande und bleibt damit bei der seit Jahresbeginn verfolgten Linie.

Ohnehin gibt es kaum Neues an diesem Abend: Arbeitslosengeld für Ältere, keine neuen Steuern von 2015 an, Unterstützung für Paris, wenn es sich um die Olympischen Spiele 2024 bewirbt. Regierungssprecher Stéphane Le Foll verteidigt das am Freitag: Es gehe darum, Perspektive und Weg vorzugeben. «Wenn wir Erfolg haben wollen, können wir kein Interesse daran haben, jede Woche einen Zickzack-Kurs hinzulegen», sagt Le Foll auf France 2.

Keine Antwort hinsichtlich einer zweiten Amtszeit
Knapp acht Millionen schalten für die Sendung «En direct avec les Français» auf TF1 – eine Quote von 30 Prozent. An einem «normalen» Donnerstagabend schafft es der Sender auf rund sechs Millionen im Schnitt. Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy hatte kürzlich zum lange erwarteten Comeback fast zehn Millionen oder 33,5 Prozent vor die TV-Geräte gelockt. Direkten Fragen nach einer Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2017 weicht Hollande wie üblich aus. Er sei Präsident, sagt der Staatschef dazu.

Hoffnungen vieler Arbeitsloser enttäuscht
Allerdings verknüpft Hollande einen Wiederantritt erneut mit der Zahl der Arbeitslosen, die sich in Frankreich Monat für Monat auf neue Rekorde hochschraubt und aktuell bei 3,43 Millionen Jobsuchenden liegt. Sollte er eine Wende hin zum Besseren nicht schaffen, werde er sich den Franzosen nicht wieder stellen. «Die Franzosen wären erbarmungslos – und sie hätten Grund dazu.» Ähnlich hatte es Hollande bereits im April formuliert: «Wenn die Arbeitslosigkeit nicht bis 2017 sinkt, habe ich weder Grund, Kandidat zu sein, noch eine Chance, wiedergewählt zu werden.»

Zu seinen Fehlern in der ersten Hälfte der Amtszeit zählt Hollande nun eine Ankündigung, die er Ende vergangenen Jahres gemacht hat. «Ich habe von einer Trendwende bei der Arbeitslosigkeit gesprochen.» Dies sei nicht eingetreten. Damit habe er Hoffnungen vieler Arbeitsloser enttäuscht.

Der unbeliebte Präsident
Bis 2017 hat Hollande einen harten Weg vor sich. Seine Sympathiewerte sind weiter im freien Fall. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg war ein Präsident so unbeliebt. Laut jüngster YouGov-Umfrage gibt es unter den Franzosen eine Zustimmung zu ihrem Staatschef von gerade noch zwölf Prozent. Er wäre lieber beliebt, räumt Hollande ein, «ich bin kein Masochist». Aber er steht zu seiner Politik: «Alle Reformen habe ich selbst entschieden.» (awp/mc/pg)

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